Am Montag, den 12. Mai 2025, wurde eine 33-jährige Mitarbeiterin im Tierpark Nadermann schwer verletzt, als ein Tiger die Pflegerin angriff. Der Vorfall verdeutlicht, wie gefährlich die Arbeit mit Raubtieren selbst unter professionellen Bedingungen sein kann. Obwohl Sicherheitsprotokolle greifen sollen, reicht oft ein kleiner Fehler – und das Risiko wird real.
Laut Polizei wollte die Pflegerin am Morgen das Außengehege reinigen. Offenbar hatte sie nicht kontrolliert, ob das Zwischentor korrekt verriegelt war. So konnte der Tiger unbemerkt in ihren Arbeitsbereich gelangen. Was dann geschah, war ein Albtraum.
Der Tiger stürzte sich auf die Frau, biss ihr in die Schulter und verletzte auch ihre Hand. Zum Glück hörten Kollegen ihre Schreie und eilten ihr zur Hilfe. Laut Feuerwehr gelang es dem Tierparkleiter, das Tier mit lauten Rufen zurückzudrängen. Anschließend verließ die Pflegerin das Gehege selbstständig.
Ein Rettungshubschrauber brachte sie in eine Klinik in Bielefeld. Sie erlitt schwere Verletzungen, schwebte jedoch nicht in Lebensgefahr. Die Polizei bestätigte diesen Zustand am Nachmittag.
Unmittelbar nach dem Angriff begann eine Untersuchung durch Polizei und Arbeitsschutzamt. Im Zentrum der Ermittlungen steht das offenstehende Zwischentor. Es hätte verhindern sollen, dass der Tiger die Reinigungszone betritt. Doch genau diese Barriere fehlte – mit gravierenden Konsequenzen.
Nach Aussagen eines Polizeisprechers ließ der Tiger überraschend schnell von der Frau ab. Möglicherweise reagierte er auf den Lärm oder das Eingreifen der Kollegen. Dennoch bleiben viele Fragen offen, vor allem zur Einhaltung interner Sicherheitsvorgaben.
Der Tierpark Nadermann liegt im Delbrücker Ortsteil Schöning in Nordrhein-Westfalen. Die Einrichtung beherbergt auf acht Hektar etwa 600 Tiere. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Raubkatzen wie Geparden, Leoparden, Löwen – und Tigern.
Trotz moderner Anlagen äußern Tierschutzverbände wie PETA regelmäßig Kritik. Die Organisation bemängelt vor allem zu kleine Gehege und stressauslösende Besucherströme. Diese Bedingungen könnten laut PETA das Verhalten der Tiere negativ beeinflussen.
Die Ordnung des Parks schreibt strenge Regeln für Besucher und Personal vor. So ist das Übersteigen oder Öffnen von Absperrungen untersagt. Auch intern gelten klare Vorschriften für den Umgang mit gefährlichen Tieren. Gehege sollen grundsätzlich nur betreten werden, wenn die Tiere gesichert sind.
Dass ein Tor nicht richtig geschlossen war, stellt daher einen erheblichen Verstoß dar. In der Folge könnten Änderungen an den Abläufen vorgenommen werden. Ziel ist es, solche Vorfälle künftig zu verhindern – im Sinne aller Beteiligten.
Tierschutzorganisationen sehen den Vorfall als Beleg für lang gehegte Bedenken. Aus ihrer Sicht können Raubtiere wie Tiger in Tierparks nur schwer artgerecht gehalten werden. Enge Gehege, fehlende Reize und Stressfaktoren führen zu Unruhe, so die Argumentation.
Auch der betroffene Tiger war im Park geboren und galt als umgänglich. Derzeit befindet er sich in einem separaten Gehege. Hinweise auf eine Einschläferung gibt es nicht.
Die Arbeit mit Raubkatzen gilt weltweit als Hochrisikojob. Trotz guter Ausbildung und klarer Regeln bleibt immer ein Restrisiko. Deshalb werden Tiere in der Regel durch Schleusen und mehrere Türen vom Personal getrennt. Nur durch solche Maßnahmen lässt sich der direkte Kontakt weitgehend vermeiden.
Der Angriff in Delbrück zeigt aber, dass ein kleiner Fehler fatale Auswirkungen haben kann. Gerade bei intelligenten und kräftigen Tieren wie Tigern zählt jede Sekunde – und jede Sicherung.
Nach solchen Vorfällen folgt üblicherweise eine umfassende Prüfung aller Abläufe. Sicherheitskonzepte werden analysiert, Mitarbeitende geschult und Prozesse angepasst. Der Tierpark Nadermann steht nun vor der Aufgabe, Vertrauen zurückzugewinnen.
Immerhin zeigt sich: Trotz schwerer Verletzungen konnte das Schlimmste verhindert werden. Dennoch muss sich der Zoo unbequemen Fragen stellen – und Antworten liefern.
Wenn ein Tiger eine Pflegerin angreift, dann ist das kein Einzelfall, sondern eine Mahnung. Es reicht eben nicht, Regeln aufzustellen – sie müssen auch gelebt werden. Der Tierpark Nadermann steht nun im Zentrum der Diskussion.
Zukünftig muss der Fokus noch stärker auf Prävention und Qualitätssicherung liegen. Denn wenn Mensch und Tier sicher zusammenleben sollen, sind kontinuierliche Verbesserungen unverzichtbar.