Die Hoffnung auf eine tierfreundliche Landwirtschaft ist für viele Verbraucher ein entscheidender Grund, beim Einkauf zu Produkten mit „Tierwohl“-Label zu greifen. Doch aktuelle Enthüllungen werfen einen düsteren Schatten auf diese Hoffnung. Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) hat belastende Aufnahmen aus 21 deutschen Schweinehaltungen veröffentlicht – Betriebe, die sich ausdrücklich mit „Tierwohl“ schmücken. Was sich hinter den Stalltoren abspielt, ist erschütternd.
Du denkst vielleicht, dass Produkte mit „Tierwohl“-Kennzeichnung eine tiergerechtere Haltung garantieren. Doch laut ARIWA handelt es sich bei den nun veröffentlichten Aufnahmen um eine der umfangreichsten Aufdeckungen in der Geschichte der deutschen Tierhaltung. Dokumentiert wurden die Missstände in Betrieben mit den offiziellen „Haltungsform“-Kennzeichen 3 und 4 – Kategorien, die vermeintlich für besonders hohe Standards stehen. Darüber hinaus tragen viele der betroffenen Ställe freiwillige Tierwohl-Label und beliefern bekannte Supermarktketten wie REWE und EDEKA.
Die erschütternden Bilder stammen aus sechs Bundesländern und zeigen, was sich hinter den schön klingenden Versprechen verbirgt: massive Tierquälerei bei „Tierwohl“-Betrieben.
Die Videoaufnahmen, die ARIWA über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten gesammelt hat, dokumentieren gravierende Missstände. Schweine liegen verletzt und unbehandelt auf dem Boden. Sie werden mit Gewalt durch die Ställe getrieben, Schläge sind keine Ausnahme. In verdreckten Buchten stehen sie teils knöcheltief in ihren eigenen Exkrementen. Stroh – eigentlich ein zentrales Merkmal von „Tierwohl“-Standards – fehlt oft vollständig.
Aus tierärztlicher Sicht sind diese Zustände eindeutige Hinweise auf unzureichende Pflege, fehlende Schmerzbehandlung und chronisches Leiden. Du kannst dir vorstellen, wie weit diese Realität von der beworbenen Vorstellung „glücklicher Strohschweine“ entfernt ist.
Die Reaktionen auf die Aufdeckungen bleiben nicht aus: Gegen 12 der 21 dokumentierten Betriebe hat ARIWA bereits Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Besonders brisant ist die Tatsache, dass in diesen Fällen nicht nur moralisch fragwürdige Zustände, sondern sogar Verstöße gegen gesetzliche Mindeststandards dokumentiert wurden.
Die Organisation fordert klare Konsequenzen: Supermarktketten wie REWE und EDEKA sollen ihre Geschäftsbeziehungen mit den betroffenen Betrieben sofort beenden. Denn auch Du hast ein Recht auf ehrliche Informationen und darauf, nicht durch Labels getäuscht zu werden.
Die aktuellen Missstände sind kein bedauerliches Versagen einzelner Betriebe, sondern ein strukturelles Problem.
Der Begriff „Tierwohl“ suggeriert Fürsorge und Respekt – doch was die Kamera festhält, sind Szenen systematischer Tierquälerei bei „Tierwohl“-Betrieben. Als Verbraucher verlässt Du dich auf Labels, um eine bewusste Entscheidung zu treffen. Doch diese Aufnahmen zeigen, dass viele dieser Siegel eine gefährliche Illusion sind.
Neben der Aufdeckung fordert ARIWA auch einen grundlegenden Wandel in der Landwirtschaftspolitik. Unterstützung erhält die Organisation vom Thinktank Faba Konzepte. In einem aktuellen Positionspapier fordert Friederike Schmitz einen umfassenden Umbau des Ernährungssystems. Ihrer Meinung nach plant die Bundesregierung derzeit, die bestehende Tierhaltung mit all ihren Problemen langfristig zu zementieren – eine fatale Weichenstellung.
Faba Konzepte schlägt stattdessen vor, den Ausstieg aus der Tierhaltung aktiv zu fördern und pflanzenbasierte Alternativen zu unterstützen. Konkrete Forderungen umfassen eine Neuauflage des „Chancenprogramm Höfe“ sowie einen Aktionsplan für pflanzenbasierte Ernährung nach dänischem Vorbild. Auch Du kannst durch bewusste Kaufentscheidungen und politisches Engagement Teil dieses Wandels sein.
Nach diesen Enthüllungen fragst Du Dich vielleicht, wie Du als Verbraucher reagieren sollst. Hier sind einige Gedankenanstöße:
Hinterfrage „Tierwohl“-Labels kritisch. Informiere Dich über die tatsächlichen Haltungsbedingungen und unterstütze Initiativen, die echte Transparenz fördern.
Ziehe in Betracht, pflanzliche Alternativen zu wählen. Zahlreiche köstliche und gesunde Optionen stehen Dir inzwischen zur Verfügung.
Unterstütze Organisationen wie ARIWA oder Expertise for Animals, die Missstände aufdecken und sich für den Schutz der Tiere einsetzen.
Sprich mit anderen über das Thema. Bewusstsein zu schaffen ist der erste Schritt zu Veränderung.
Die Enthüllungen von ARIWA machen deutlich, dass Tierquälerei bei „Tierwohl“-Betrieben kein Ausnahmefall, sondern bittere Realität ist. Die offiziellen Kennzeichnungen und Labels bieten keine Garantie für artgerechte Haltung. Was Du auf den Verpackungen siehst, ist oft nicht mehr als ein Marketingversprechen – ohne Rücksicht auf das Leben der Tiere dahinter.
Jetzt liegt es an Dir: Hinterfrage, informiere Dich, und vor allem – handle. Denn echte Veränderung beginnt mit der Entscheidung jedes Einzelnen, nicht länger wegzusehen.