Abschuss von Haustieren durch Jäger in Österreich: Kontroverse Regelungen und Reformbedarf

In Österreich dürfen Jäger unter bestimmten Bedingungen Hunde und Katzen erschießen. Tierschützer fordern Reformen, während Jäger den Wildschutz betonen.
Foto: Julian Hanslmaier

Gesetzliche Regelung: Wann dürfen Jäger Hunde und Katzen erschießen?

In mehreren Bundesländern Österreichs ist es Jägern erlaubt, frei laufende Hunde und Katzen unter bestimmten Bedingungen zu erschießen. Diese Praxis sorgt immer wieder für hitzige Debatten zwischen Tierschützern, Jägerschaften und der Politik. Während die Regelung den Schutz des Wildbestandes gewährleisten soll, kritisieren viele, dass sie nicht mehr zeitgemäß ist.

Abschuss von Hunden: Wann droht Gefahr?

Jäger dürfen Hunde erschießen, wenn diese wildern oder sich außerhalb der Rufweite ihrer Besitzer aufhalten. In einigen Bundesländern ist der Abschuss sogar präventiv erlaubt. Besonders strenge Regelungen gelten in Niederösterreich, wo Jäger verpflichtet sind, wildernde Hunde zu erschießen.

Einige Bundesländer haben noch drastischere Vorschriften. In Oberösterreich, Tirol und Burgenland dürfen Hunde sogar dann getötet werden, wenn sie bereits in Fallen gefangen sind. Diese Praxis wird von Tierschutzorganisationen scharf kritisiert.

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Abschuss von Katzen: Die 300-Meter-Regel

Für Katzen gibt es ebenfalls klare Vorgaben. Sie dürfen erschossen werden, wenn sie sich mehr als 300 Meter von bewohnten Gebäuden entfernt aufhalten. Diese Regelung wird von Tierschützern besonders hart kritisiert, da viele Freigängerkatzen instinktiv weite Strecken zurücklegen.

Berichte von Tierbesitzern, deren Katzen spurlos verschwunden sind, häufen sich. Konkrete Beweise für gezielte Abschüsse durch Jäger fehlen oft, dennoch gibt es Verdachtsfälle.

Jagdschäden durch Hunde: Rechtfertigung für strenge Maßnahmen?

In der Steiermark verursachen freilaufende Hunde jährlich Schäden in der Wildtierpopulation. Besonders betroffen sind Rehe, die von jagenden Hunden gerissen werden. Jäger sehen in diesen Vorfällen eine Bestätigung für strikte Abschussregelungen. Tierschützer hingegen argumentieren, dass eine bessere Aufklärung der Hundehalter sinnvoller wäre als der sofortige Abschuss.

Reformbedarf: Ist die Gesetzgebung noch zeitgemäß?

Ein Rechtsgutachten des Instituts für Umweltrecht an der Johannes-Kepler-Universität in Linz kommt zu dem Schluss, dass die aktuellen Regelungen unzeitgemäß und reformbedürftig sind. Initiatorin der Studie, Beatrix Leberth, fordert eine Überarbeitung der Gesetze, um den Tierschutz stärker zu berücksichtigen.

Auch Tierschutz Austria plädiert für ein sofortiges Verbot des Haustierabschusses. Die Organisation argumentiert, dass die Praxis nicht mit modernen Tierschutzstandards vereinbar sei.

Wie viele Haustiere werden tatsächlich erschossen?

Die genaue Zahl der in Österreich abgeschossenen Haustiere ist nicht offiziell erfasst. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass jährlich etwa 30.000 Hunde und Katzen von Jägern getötet werden. Kritiker weisen darauf hin, dass diese Zahl nicht überprüfbar sei.

Leinenpflicht als Schutzmaßnahme

In vielen Jagdgebieten besteht eine Leinenpflicht für Hunde, um Konflikte mit Wildtieren und Jägern zu vermeiden. Tierhalter werden dazu angehalten, sich über die jeweiligen Vorschriften in ihrer Region zu informieren.

Organisationen empfehlen, Hunde an der Leine zu führen oder gezielt zu trainieren, um Jagdverhalten zu minimieren. Sie setzen sich auch für gesicherte Hundeauslaufgebiete ein, damit Hunde genügend Bewegungsfreiheit haben, ohne Wildtiere zu gefährden.

Braucht es eine Gesetzesänderung?

Die Debatte über den Abschuss von Haustieren in Österreich ist hoch umstritten. Während Jäger auf den Schutz des Wildes pochen, fordern Tierschützer eine modernere Gesetzgebung, die den Schutz von Haustieren stärker berücksichtigt. Die politischen Diskussionen dazu sind in vollem Gange – ob es tatsächlich zu einer Gesetzesreform kommt, bleibt abzuwarten.