
Der Einsatz von lebendigen Tieren im Zirkus ist seit Jahren stark umstritten. Für viele Menschen gehören Tiere wie Elefanten, Löwen oder Zebras zum klassischen Zirkusbild. Doch hinter den Kulissen sieht der Alltag dieser Tiere oft ganz anders aus. Aus Sicht des Tierschutzes sind Haltung, Dressur und Transport gravierende Eingriffe in das Wohlbefinden der Tiere – mit schwerwiegenden Folgen für deren Gesundheit und Psyche. Deshalb kämpft der Tierschutz für die Etablierung des Zirkus ohne Tiere.
Tiere im Zirkus können ihre natürlichen Bedürfnisse kaum ausleben. Während Elefanten in freier Wildbahn täglich mehrere Kilometer wandern und in großen Herden leben, verbringen sie im Zirkus die meiste Zeit in winzigen Gehegen oder Transportwagen. Auch Raubkatzen wie Löwen und Tiger leiden unter Platzmangel und Isolation. Die Gehege, in denen sie gehalten werden, sind oft karg, reizarm und viel zu klein für artgerechte Bewegung.
Dazu kommt: Viele Zirkusse führen mehrere Vorstellungen täglich auf, was den Stresspegel der Tiere deutlich erhöht. Es gibt kaum Rückzugsorte, keine natürlichen Reize und nur selten Kontakt zu Artgenossen. Der Alltag besteht aus Warten, Transport, Vorführungen und wenig artgerechter Beschäftigung. Aus Sicht des Tierschutzes ist das keine Lebensumgebung, sondern Dauerstress – ein klarer Gegensatz zum Konzept Zirkus ohne Tiere, das genau solche Missstände vermeidet.
Zirkusse sind ständig unterwegs. Für Tiere bedeutet das ein Leben im Dauermodus: verladen, transportiert, entladen, aufbauen, auftreten – und das mehrmals im Monat. Viele Zirkustiere verbringen über 90 % ihrer Zeit in Transportanhängern, Käfigen oder provisorischen Stallungen. Sie sind ständigen Temperaturschwankungen, Lärm und Erschütterungen ausgesetzt. Für Wildtiere, die sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Umgebung reagieren, ist das extrem belastend.
Hinzu kommen Risiken für die Sicherheit: Es gab immer wieder Vorfälle, bei denen Tiere während der Fahrt ausbrachen oder verletzt wurden. Auch Unfälle bei der Verladung sind dokumentiert. Gerade große Tiere wie Giraffen oder Elefanten lassen sich kaum sicher transportieren – schon allein deshalb, weil ihre Anatomie nicht dafür gemacht ist, tagelang auf engstem Raum zu stehen. Genau hier zeigt sich, wie viel tierfreundlicher ein Zirkus ohne Tiere organisiert werden kann.
Zirkusnummern mit lebendigen Tieren beruhen meist nicht auf freiwilliger Kooperation. Stattdessen werden Verhaltensweisen durch Konditionierung erzwungen. Zwar werben viele Zirkusse mit tierfreundlicher Dressur, doch Tierschutzorganisationen wie PETA, ProVieh oder Vier Pfoten zeigen regelmäßig das Gegenteil: Elektroschocks, Schlagwerkzeuge, Nahrungskontrolle oder Einschüchterung sind keine Seltenheit.
Besonders bei Wildtieren werden Bewegungen erzwungen, die ihrem natürlichen Verhalten völlig widersprechen – etwa das Sitzen auf Stühlen, das Balancieren auf Bällen oder das Durchqueren brennender Reifen. Diese Handlungen basieren nicht auf Vertrauen, sondern auf Angst und Drill. Auch wenn du als Zuschauer nur das Ergebnis siehst, basiert die Show oft auf wochenlangem Training unter Zwang – was aus Sicht des Tierschutzes klar abzulehnen ist. Ein Zirkus ohne Tiere kommt ohne jede Form von Dressur aus – und zeigt, dass Unterhaltung auch ohne Zwang funktioniert.
Trotz der Missstände gibt es auch positive Entwicklungen. Einige Zirkusse haben sich bewusst gegen den Einsatz von Tieren entschieden und feiern damit große Erfolge:
Zirkus Roncalli war 2018 einer der ersten großen Traditionszirkusse in Europa, der alle lebendigen Tiere aus dem Programm genommen hat. Stattdessen setzt das Unternehmen auf atemberaubende Hologramm-Projektionen, Akrobatik und Musik. Die Shows begeistern – ganz ohne Tierleid. Damit wurde ein neuer Standard für den Zirkus ohne Tiere gesetzt.
Flic Flac, bekannt für moderne Shows mit starker Live-Musik und Artistik, arbeitet seit jeher tierfrei. Der Fokus liegt auf Menschen und ihrer körperlichen Kunst – das kommt bei einem jungen Publikum besonders gut an.
Auch in Frankreich hat sich politisch etwas bewegt: Seit 2021 dürfen Wildtiere schrittweise nicht mehr im Zirkus eingesetzt werden. Die Entscheidung wurde von Tierschützern begrüßt – und sie wirkt auch über Frankreich hinaus als Vorbild für andere Länder.
Diese Beispiele zeigen deutlich: Ein moderner Zirkus ohne Tiere ist nicht nur möglich, sondern oft erfolgreicher als klassische Tier-Shows.
Trotz wachsender Kritik setzen manche Zirkusse weiterhin auf Tiernummern. Allen voran Circus Krone, einer der größten Zirkusse Europas, nutzt noch immer Wildtiere wie Löwen, Elefanten und Pferde. Das Unternehmen verweist auf jahrzehntelange Erfahrung, familiäre Tradition und hohe Standards. Doch genau diese Argumente stoßen bei Tierschützern auf Unverständnis.
Auch kleinere Wanderzirkusse argumentieren oft mit ihrer wirtschaftlichen Existenz. Sie befürchten, dass ein Verbot zu massiven Einbußen oder sogar zur Schließung führen könnte. Dabei zeigen zahlreiche Studien: Das Publikum ist längst bereit für Alternativen – viele Menschen lehnen Tiernummern aktiv ab und entscheiden sich gezielt für den Zirkus ohne Tiere.
Problematisch bleibt zudem die Gesetzeslage: In Deutschland fehlt bisher ein klares bundesweites Verbot. Während einzelne Städte und Gemeinden Auftrittsverbote verhängen, bleibt die Verantwortung oft bei den Kommunen. Das führt zu Unsicherheiten – für Zirkusse, Behörden und auch für die Tiere.
Tierfreier Zirkus ist längst keine Nische mehr. Im Gegenteil: Viele Shows, die ausschließlich auf Menschen, Lichttechnik und Musik setzen, sind ausverkauft und begeistern ein breites Publikum. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Tänzer:innen, Artist:innen und Musiker:innen schaffen Erlebnisse, die ohne Tierleid auskommen – und dabei emotional genauso stark wirken.
Du kannst mit deiner Entscheidung für einen Zirkus ohne Tiere ein klares Zeichen setzen. Denn jedes verkaufte Ticket unterstützt ein bestimmtes System. Je mehr Menschen tierfreundliche Angebote wählen, desto mehr Zirkusse werden nachziehen.
Die Zukunft des Zirkus ist bunt, poetisch und voller Menschlichkeit – ohne lebendige Tiere, aber mit jeder Menge Herz.