Massenhaftes Kaninchensterben im Emsland: Tierärzte schlagen Alarm

Kaninchen im Bett: Vor- und Nachteile des gemeinsamen Schlafens. Informationen zu Hygiene, Sicherheit und der Bindung zwischen Mensch und Tier.
Foto: Jennifer Chen

Im Emsland sorgt derzeit eine alarmierende Entwicklung für Besorgnis unter Tierärzten und Kaninchenhaltern: Ein massenhaftes Sterben von Kaninchen breitet sich in der Region aus. Die Ursache ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die sich rasend schnell unter Wild- und Hauskaninchen ausbreitet. Besonders betroffen sind Gebiete rund um Lathen, wo zahlreiche verendete Tiere gefunden wurden.

Myxomatose – eine tödliche Bedrohung für Kaninchen

Hinter dem dramatischen Kaninchensterben steckt die Myxomatose, eine durch das Myxoma-Virus ausgelöste Erkrankung. Sie wird hauptsächlich durch stechende Insekten wie Mücken und Flöhe übertragen, kann sich aber auch direkt von Tier zu Tier verbreiten.

Infizierte Tiere zeigen zunächst unspezifische Symptome wie Teilnahmslosigkeit und Fressunlust, bevor sich die Krankheit durch deutlich sichtbare Anzeichen bemerkbar macht. Dazu gehören Schwellungen an Kopf, Augen, Ohren und Genitalbereich, verklebte Augen, die oft zur Erblindung führen, Atemnot und ein schneller Krankheitsverlauf. Zudem verlieren betroffene Kaninchen ihren natürlichen Fluchtinstinkt, was sie zu leichter Beute für Raubtiere macht.

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In den meisten Fällen endet die Erkrankung tödlich. Eine Heilung gibt es nicht, und selbst eine symptomatische Behandlung kann das Leiden nur minimal lindern. Ohne Impfschutz haben infizierte Kaninchen kaum eine Überlebenschance.

Emsland besonders betroffen – Bestände brechen drastisch ein

Laut Tierärzten in der Region ist die Situation derzeit besonders besorgniserregend. Viele Praxen melden eine auffällige Zunahme an Myxomatose-Fällen, mit einer extrem hohen Sterblichkeitsrate. Kaum ein infiziertes Kaninchen überlebt die Krankheit.

Auch die Wildpopulation leidet massiv. In einigen Revieren wird ein Rückgang der Kaninchen- und Feldhasenbestände um bis zu 90 Prozent verzeichnet. Diese dramatische Entwicklung hat weitreichende ökologische Folgen, da Kaninchen und Feldhasen eine wichtige Nahrungsquelle für zahlreiche Raubtiere sind.

Die schnelle Ausbreitung der Krankheit ist vermutlich auf das milde Wetter der vergangenen Monate zurückzuführen. Eine hohe Anzahl an Mücken, die das Virus übertragen, hat dazu geführt, dass immer mehr Tiere infiziert wurden. Experten befürchten, dass die Seuche noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und sich weiter ausbreiten könnte.

Was können Kaninchenhalter tun?

Tierärzte raten allen Kaninchenhaltern dringend, ihre Tiere gegen Myxomatose impfen zu lassen. Diese Impfung schützt zwar nicht vollständig vor einer Infektion, kann aber den Krankheitsverlauf erheblich abschwächen und die Überlebenschancen erhöhen.

Zusätzlich sollten Kaninchenhalter weitere Maßnahmen ergreifen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Dazu gehört die Mückenabwehr durch feinmaschige Netze an Gehegen, die regelmäßige Reinigung von Käfigen und Freilaufbereichen sowie die sofortige Quarantäne erkrankter oder neuer Tiere. Eine genaue Beobachtung der Kaninchen auf mögliche Symptome ist entscheidend, um frühzeitig handeln zu können.

Ein besonderes Risiko besteht für Kaninchen, die im Freien gehalten werden. Experten empfehlen, während der Hochsaison der Mücken, besonders in betroffenen Regionen, die Tiere nach Möglichkeit im Innenbereich unterzubringen.

Auswirkungen auf die Wildtierpopulation

Das Massensterben hat nicht nur Auswirkungen auf Hauskaninchen, sondern auch auf die Wildtierpopulation. Feldhasen, die ebenfalls an Myxomatose erkranken können, erleiden massive Bestandseinbrüche. Dies beeinflusst das gesamte Ökosystem, da Kaninchen und Feldhasen als Beutetiere für viele Raubtiere eine zentrale Rolle spielen.

Die Landesjägerschaft Niedersachsen arbeitet aktuell mit Wissenschaftlern zusammen, um das Ausmaß der Krankheit zu erfassen und mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Eine diskutierte Option ist, in betroffenen Gebieten die Jagd auf Kaninchen und Feldhasen vorübergehend auszusetzen, um den verbleibenden Tieren eine Erholung zu ermöglichen.

Dringender Handlungsbedarf für Kaninchenhalter und Naturschützer

Das massenhafte Kaninchensterben im Emsland stellt eine ernste Bedrohung für Haus- und Wildkaninchen dar. Besonders Halter von Hauskaninchen sollten jetzt aktiv werden und ihre Tiere impfen lassen. Zusätzlich sind präventive Schutzmaßnahmen wie Mückenabwehr und regelmäßige Gesundheitskontrollen essenziell, um die Gefahr einer Infektion zu reduzieren.

Auch für Naturschützer und Jäger stellt sich die Frage, wie das Ausmaß der Seuche begrenzt werden kann. Experten mahnen, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Tierärzten und Wildtierbeobachtern notwendig ist, um die langfristigen Folgen für das Ökosystem besser zu verstehen.

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