
Snuppy war kein gewöhnlicher Hund. Er kam am 24. April 2005 an der Seoul National University (SNU) in Südkorea zur Welt. Sein Name ist ein Wortspiel aus „SNU“ für die Universität und „puppy“, dem englischen Wort für Welpe. Snuppy war ein Afghanischer Windhund – und er wurde berühmt, weil er der erste geklonte Hund der Welt war. Diese wissenschaftliche Sensation brachte ihm weltweite Aufmerksamkeit. Das Time Magazine kürte ihn 2005 zur „beeindruckendsten Erfindung“ des Jahres. Doch sein Leben war nicht nur ein technisches Wunder. Es war auch Teil einer Debatte über Ethik, Forschung und die Zukunft des Klonens.
Snuppy entstand durch ein aufwändiges Verfahren namens somatischer Zellkerntransfer. Forscher entnahmen dafür eine Hautzelle aus dem Ohr eines dreijährigen Afghanischen Windhundes. Sie übertrugen den Zellkern in eine entkernte Eizelle, um einen Embryo zu erzeugen. Insgesamt stellten sie 1.095 Embryonen her. Diese setzten sie in 123 Hündinnen ein, die als Leihmütter dienten. Nur drei Hündinnen wurden tatsächlich trächtig. Eine verlor den Embryo. Ein Welpe starb drei Wochen nach der Geburt an einer Lungenentzündung. Nur Snuppy überlebte. Eine Labrador-Hündin brachte ihn zur Welt. Der Aufwand war gewaltig. Die Erfolgschance lag bei unter 0,2 Prozent. Trotzdem gelang es dem Team nach rund drei Jahren harter Forschung, ein lebendes, gesundes Klontier zu erschaffen.
Hunde zu klonen, galt lange als besonders schwierig. Das lag daran, dass Hündinnen nur einmal im Jahr für etwa drei Wochen Eizellen produzieren. Die Forscher entwickelten deshalb ein spezielles Verfahren. Sie spülten die Eierstöcke aus, um die Eizellen direkt aus dem Eileiter zu gewinnen.
2008 nutzten die Wissenschaftler Snuppys Sperma für ein weiteres Experiment. Zwei geklonte Hündinnen wurden künstlich befruchtet. Zehn Welpen kamen zur Welt, neun überlebten. Damit gelang erstmals eine Fortpflanzung zwischen geklonten Hunden.
2017 entstand eine neue Studie: Snuppy wurde vierfach geklont. Ziel war es, die langfristigen Gesundheitsfolgen des Klonens zu untersuchen. Forscher wollten wissen, ob geklonte Tiere unter Krankheiten leiden oder schneller altern.
Das Projekt stand unter der Leitung von Woo Suk Hwang. Später geriet er in einen Fälschungsskandal. Er hatte Daten zur Stammzellforschung manipuliert und verlor deshalb 2006 seine Professur. Eine unabhängige Untersuchung bestätigte jedoch, dass Snuppy ein echter Klon war. Viele Experten äußerten sich kritisch. Die extrem niedrige Erfolgsquote war ein Hauptgrund. Auch der ethische Nutzen wurde infrage gestellt. Robert Klitzman und Ian Wilmut – der Forscher hinter dem Schaf Dolly – gehörten zu den Kritikern. Der britische Kennel Club meinte, dass das Klonen keine Fortschritte für die Hundezucht bringe.
Trotz aller Kritik wurde das Klonen von Hunden bald kommerziell genutzt. Die SNU arbeitete mit der Firma RNL Bio zusammen. Ab 2008 bot sie Klonhunde zum Verkauf an. Später gründete Hwang das Unternehmen Sooam Biotech. Dort konnten Menschen ihre Hunde für etwa 100.000 US-Dollar klonen lassen. Bis 2015 entstanden rund 700 geklonte Hunde. 2016 produzierte das Labor täglich bis zu 500 geklonte Embryonen. Auch der Staat interessierte sich für diese Technik. 2009 kamen geklonte Spürhunde namens „Toppy“ zum Einsatz.
Snuppy starb im Mai 2015 an Krebs. Er wurde zehn Jahre alt – ein Alter, das typisch für Afghanische Windhunde ist. Im Vergleich dazu starb Dolly, das erste geklonte Schaf, bereits mit sechs Jahren und litt früh an Arthritis. Snuppy blieb bis zu seinem Tod gesund. Damit wurde er zum Hoffnungsträger. Forscher hofften, dass geklonte Tiere als Modelle für menschliche Krankheiten dienen könnten – etwa für Diabetes oder Parkinson.