Die Geschichte der wohl berühmtesten Katze der Modewelt beginnt am 19. August 2011 im französischen Fontaine-sous-Préaux. Unter dem Namen Guimauve du Blues Daphnée kam eine schneeweiße Französische Birma-Katze zur Welt, deren schimmernd blaue Augen an Sternsaphire erinnern. Ihr Gewicht beträgt 3,5 Kilogramm, ihr Fell ist schneeweiß mit karamellbraunen Akzenten, der Schweif so üppig, dass Karl Lagerfeld ihn einst mit einer Boa aus Federn verglich. Doch nicht nur ihr Aussehen machte sie einzigartig – es war die außergewöhnliche Verbindung zu Karl Lagerfeld, die die Katze von Lagerfeld zu einer Ikone erhob.
Ursprünglich gehörte Choupette dem Model und Sänger Baptiste Giabiconi. Nach einem Weihnachtsurlaub im Jahr 2011 überließ er die Katze Karl Lagerfeld zur Pflege – doch zurückgeben wollte der Designer sie nie mehr. Zwischen dem Modegenie und der Katze entstand eine tiefe, beinahe poetische Beziehung. Lagerfeld taufte sie liebevoll Choupette, was auf Französisch so viel wie „die Süße“ bedeutet.
Nach Lagerfelds Tod am 19. Februar 2019 übernahm Françoise Caçote, seine enge Vertraute und frühere Haushälterin, die Verantwortung für Choupette. Die Katze lebt seither mit ihr in einem Landhaus bei Paris – in einer Welt aus Samt, Seide und Porzellan. Lagerfeld hatte zu Lebzeiten betont, dass Caçote niemals in Armut leben solle, und tatsächlich erhielt sie laut Medienberichten ein Vermögen von rund 1,5 Millionen Euro.
Choupette lebte – und lebt weiterhin – in einer Welt, die selbst den exklusivsten Hollywoodstars vorbehalten scheint. Schon zu Lagerfelds Zeiten verfügte sie über zwei Dienstmädchen, die sich um ihre Mahlzeiten und Fellpflege kümmerten, sowie einen eigenen Bodyguard. Frühstück gab es manchmal doppelt – je nach Tageslaune. Gekocht wurde von einem persönlichen Hauskoch, und bei Ausflügen in Edelrestaurants wurde ihr Lieblingsgericht, Huhn in kleinen Portionen, stets frisch serviert. Ihre Mahlzeiten wurden ausschließlich in chinesischen Porzellanschüsseln gereicht.
Auf Reisen begleitete sie Lagerfeld im Privatjet, ausgestattet mit einem eigenen Louis-Vuitton-Kulturbeutel. Ihre bevorzugten Schlafplätze? Am liebsten auf feinstem Chanel-Stoff, stets weich gebettet. Die Fellpflege ließ sie nur zu, wenn sie es selbst wollte – Choupette war von Anfang an die Chefin. Balkonzeit zur Vogelbeobachtung gehörte ebenso zu ihrem Tagesprogramm wie lange Nickerchen an ruhigen Orten.
Die Bekanntheit der Katze von Lagerfeld begann im Januar 2012 mit einem Foto des Modejournalisten Stephen Gan. Schon bald folgten weitere Auftritte mit Supermodels wie Naomi Campbell, Gisele Bündchen, Kendall Jenner oder Laetitia Casta. Lagerfeld machte sie zum Mittelpunkt seiner Kampagnen, und ein Twitter-Account mit dem Namen @ChoupettesDiary – ursprünglich von Ashley Tschudin erstellt – wurde später von Lagerfeld selbst autorisiert.
Auch auf Facebook und Instagram fand Choupette ein großes Publikum. Der frühere Instagram-Account kam auf fast 300.000 Follower. Heute betreut Caçote einen neuen offiziellen Account, der im April 2025 rund 265.000 Follower zählt. Die Inhalte spiegeln das glamouröse Leben der Lagerfeld Katze wider: edle Stoffe, Designermöbel, stilvolle Perspektiven auf ein Leben voller Eleganz.
Auch in der Werbewelt hinterließ die Katze von Lagerfeld ihre Spuren. Sie war das Gesicht für die Automarke Opel und die japanische Kosmetiklinie Shu Uemura. Bereits 2014 soll sie rund drei Millionen Euro durch Werbedeals eingenommen haben. Ihre Karriere führte sie sogar nach Berlin, wo sie im Rahmen einer Vernissage für einen Opel-Fotokalender gefeiert wurde.
Darüber hinaus erschien 2014 das Buch Choupette: The Private Life of a High-Flying Fashion Cat, das einen tiefen Einblick in ihr exklusives Leben gibt. Sie wurde zur Marke mit eigenen Kollektionen wie Monster Choupette! und Choupette in Love, die Produkte wie T-Shirts, Taschen und Schlüsselanhänger umfassten. Im Oktober 2020 kündigte der offizielle Instagram-Account eine neue Kooperation an – Choupette bleibt also auch nach Lagerfelds Tod ein aktiver Teil der Modewelt.
Ein Höhepunkt im Jahr ist stets der Geburtstag von Choupette. Sie wurde bereits vor dem Schloss Versailles gefeiert – mit Geschenken, luxuriösen Decken und Porzellanschüsseln. In einem anderen Jahr reiste sie im Privatjet, umgeben von goldenen Luftballons, einer mehrstöckigen Torte und Champagner.
Zur Met Gala 2023, die unter dem Motto Karl Lagerfeld: A Line of Beauty stand, wurde sie zwar eingeladen, doch Caçote lehnte ab. Stattdessen ehrten Prominente wie Doja Cat, die in einem Katzenoutfit erschien, oder Jared Leto, der in einem Ganzkörper-Fellkostüm kam, die legendäre Katze von Lagerfeld auf ihre eigene Weise.
Auch nach dem Tod von Karl Lagerfeld bleibt Choupette eine mysteriöse Erscheinung. Die BBC-Dokumentation The Mysterious Mr Lagerfeld aus dem Jahr 2023 widmete sich ihrem Leben ausführlich. Darin wurde unter anderem gezeigt, wie sie in einer Limousine zur Maison & Objet-Messe nach Paris gebracht wurde, um die LucyBalu x Choupette-Kollektion zu präsentieren – eine Designlinie für stilvolles Katzenzubehör.
Privat bleibt sie unnahbar. Laut Caçote hat sie keinen erkennbaren Verlust durch Lagerfelds Tod gezeigt. Auf Instagram erschien zum fünften Todestag am 19. Februar 2024 dennoch ein emotionaler Rückblick, in dem Choupette ihren „Papa“ ehrte. Die Botschaft war schlicht, aber berührend – und erinnerte die Fans daran, wie eng das Band zwischen Mensch und Tier sein kann.
Karl Lagerfeld sagte einst, er hätte Choupette geheiratet, wenn es möglich gewesen wäre. Er schenkte ihr ein iPad, ließ sie regelmäßig fotografieren – ob vor dem Weihnachtsbaum oder mit einem vergoldeten Katzenkopf – und behandelte sie stets wie eine Muse. Für ihn war sie nicht nur ein Begleiter, sondern ein Lebensgefühl. Eine Diva im besten Sinne – wie Greta Garbo, wie Lagerfeld selbst.
Choupette hat das Bild einer Katze in der Öffentlichkeit verändert. Sie ist kein Internet-Gag, kein Meme, sondern ein Symbol für die Ästhetik, Eleganz und Exzentrik eines Mannes, der die Modewelt über Jahrzehnte prägte. Die Lagerfeld Katze bleibt eine Legende – auf Samtpfoten, mit Stil und einem Blick, der mehr zu sagen scheint als Worte. Und vielleicht ist das ihr größtes Erbe: nicht nur Mode zu tragen, sondern selbst zur Mode zu werden.
