Daisy Moshammer: Die Hündin des exzentrischen Modedesigners

Daisy Moshammer wurde zum treuen Begleiter eines Mannes, der sich zwischen exzentrischer Öffentlichkeit und sozialem Engagement bewegte.
Foto: B. Erdödy

Daisy Moshammer, eine Yorkshire-Terrier-Hündin, wurde am 20. September 1993 in Jockgrim geboren. Unter dem Zuchtnamen „Irina de Pittacus“ kam sie bereits im zarten Alter von vier Monaten nach München – in die Obhut des schillernden Modezars Rudolph Moshammer. Mit der Umbenennung in „Daisy“ begann ein Hundeleben, das weit über das hinausging, was Tiere in der Regel erfahren. Daisy wurde zum Symbol einer inszenierten Welt, zum treuen Begleiter eines Mannes, der sich zwischen exzentrischer Öffentlichkeit und sozialem Engagement bewegte.

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Vom Schoßhund Moshammers zur eigenen Stil-Ikone: Daisys außergewöhnliches Leben

Daisy war weit mehr als ein Haustier. Rudolph Moshammer machte sie zu einem unverwechselbaren Bestandteil seiner öffentlichen Auftritte. In einer eleganten Tragetasche getragen und mit einer Schleife im Haar, war Daisy stets präsent – auf Premieren, bei Fernsehauftritten und in Werbekampagnen. Für viele wurde sie ein Markenzeichen des Modeschöpfers, der sein Leben wie ein Gesamtkunstwerk gestaltete. 1998 veröffentlichte Moshammer sogar ein Buch mit dem Titel „Bekenntnisse einer Hundedame“, angeblich aus Daisys Perspektive geschrieben. Dieses Werk verstärkte die öffentliche Wahrnehmung Daisys als eigenständige Persönlichkeit.

Das Leben von Daisy mit Rudolph Moshammer – Nähe und Abhängigkeit

Die Beziehung zwischen Daisy und Rudolph Moshammer war geprägt von intensiver Nähe, aber auch von starker Abhängigkeit. Wie der spätere Pflegevater Andreas Kaplan berichtete, verließ Daisy das Haus nur selten. Das Gassi-Gehen sei oft unterblieben, und Daisy musste ihr Geschäft in der Villa verrichten. Dennoch war sie stets an der Seite ihres Herrchens – auch in dessen letzten Stunden. Als Rudolph Moshammer am 14. Januar 2005 ermordet wurde, war Daisy vermutlich die einzige Zeugin. Verstört wurde sie am Tatort aufgefunden, wo sie offenbar stundenlang allein gewesen war.

Ein neues Zuhause und ein letztes Publikum

Nach dem Tod Moshammers übernahm dessen langjähriger Chauffeur Andreas Kaplan die Pflege von Daisy. Er wurde nicht nur ihr Begleiter, sondern auch ihr Sprachrohr. In seinem Buch „Mosi, Daisy und ich“ schilderte er das Leben an der Seite der beiden unzertrennlichen Gefährten – Mensch und Tier. Im März 2005 hatte Daisy sogar einen Gastauftritt in der RTL-Serie „Unter uns“. Doch das Rampenlicht verblasste langsam und Daisys gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends.

Der letzte Abschied: Krankheit, Rückzug und Tod

Im Oktober 2006 zeigte Daisy Symptome einer schweren Atemwegserkrankung. Husten, Röcheln und Atemnot bestimmten ihren Alltag. Die Diagnose: eine Verengung der Luftröhre. Medikamente schlugen nicht an, eine Operation wurde wegen Aussichtslosigkeit abgelehnt. Schließlich zog sich Daisy in ihre einstige Tragetasche zurück – ihr wohl vertrauter Ort. Dort starb sie am 24. Oktober 2006 in München, im Alter von 13 Jahren. Noch am selben Tag wurde sie im Tierkrematorium München-Riem eingeäschert. Ihre Asche wurde in einer Urne beigesetzt, die einst Rudolph Moshammer gehört hatte – ein letztes Zeichen der Verbundenheit.

Ein Testament mit Herz für Mensch und Tier

Das Testament von Rudolph Moshammer sorgte nach seinem Tod für Aufsehen. Zum Alleinerben wurde Walter Käßmeyer bestimmt, ein langjähriger Vertrauter und Freund des Designers, bestimmt. Käßmeyer war in der Öffentlichkeit bislang kaum bekannt, spielte aber in Moshammers Nachlass eine zentrale Rolle. Er sollte laut Testament nicht nur das Vermögen verwalten, sondern auch dafür sorgen, dass eine Reihe von Vermächtnissen erfüllt wurde – zugunsten von Daisy, engen Mitarbeitenden und wohltätigen Einrichtungen. Daisy erhielt ein Wohnrecht auf Lebenszeit in der Villa in Grünwald. Andreas Kaplan durfte mit ihr dort wohnen und erhielt zudem eine Leibrente. Nach Daisys Tod sollte die Villa verkauft werden. Der Erlös war für wohltätige Zwecke bestimmt, insbesondere für den Verein „Licht für Obdachlose“ sowie die Straßenzeitung „BISS“.

Weitere testamentarische Anordnungen sahen die Versteigerung eines Napoleon-Hemds, den Verkauf von Autos und Schmuck sowie Zuwendungen für langjährige Angestellte vor. Sogar die Pächterin des Münchner Restaurants „Hundskugel“ wurde berücksichtigt. Diese Gesten zeugen von Moshammers Versuch, über den Tod hinaus Verantwortung zu übernehmen – auch für sein geliebtes Haustier.

Ein Nachklang auf Moshammers Hündin Daisy aus Schleifen, Samt und Trauer

Mit dem Tod von Daisy Moshammer endete nicht nur das Leben einer kleinen Hündin, sondern auch ein Kapitel deutscher Boulevardgeschichte. Für Andreas Kaplan bedeutete ihr Tod einen weiteren Schicksalsschlag. Die Züchterin Christel Nicklis, die Daisy einst nach München gebracht hatte, zeigte sich traurig, dass das Tier nur 13 Jahre alt wurde – für Yorkshire-Terrier ein eher kurzes Leben. Die Vorstellung, dass Daisy möglicherweise aus Trauer gestorben sei, wies sie jedoch zurück. „Sie war auch nur ein Hund“, sagte Nicklis nüchtern.

Doch genau das war sie eben nicht – zumindest nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Daisy Moshammer war Projektionsfläche, Begleiterin, Stilmittel und stumme Zeugin einer tragischen Nacht. In ihrer Geschichte spiegeln sich Exzentrik, Tierliebe, Medienhype und emotionale Überhöhung. Das Vermächtnis dieser kleinen Hündin lebt bis heute in Bildern, Büchern und Erinnerungen weiter – als Symbol für ein Leben zwischen Glanz und Schatten.