Ein neugeborenes Baby und die geliebte Hauskatze unter einem Dach – kann das gutgehen? Viele frischgebackene Eltern stellen sich genau diese Frage. Tatsache ist: Jedes Jahr landen tausende Hunde und Katzen in Tierheimen, weil sich Familienzuwachs ankündigt. Aus Sorge um die Sicherheit des Kindes oder Angst vor Überforderung geben manche ihr Haustier schweren Herzens ab. Doch ist das wirklich nötig? In diesem Artikel beleuchten wir, wie Katze und Baby harmonisch zusammenleben können. Wir betrachten, wie Katzen auf Veränderungen reagieren, diskutieren moralische Fragen, zeigen mögliche Risiken sowie präventive Maßnahmen und lassen Experten und Beispiele aus dem Alltag zu Wort kommen. So erhalten Sie einen umfassenden Ratgeber, wie man Baby und Katze zusammenführen kann – zum Wohle aller Familienmitglieder.
Katzenpsychologie: Wie reagieren Stubentiger auf Familienveränderungen?
Katzen sind Gewohnheitstiere. Veränderungen im Haushalt – ob ein Umzug oder eben ein neues Baby – können unsere Samtpfoten erheblich stressen. Wenn ein Baby einzieht, stehen für die Katze sprichwörtlich „die Welt und das Revier Kopf“. Neue Gerüche, fremde Geräusche wie Babygeschrei und veränderte Tagesabläufe verunsichern viele Tiere. Insbesondere reine Wohnungskatzen, die keinen Freigang zur Abwechslung haben, fällt die Umstellung oft schwerer.
Die Reaktionen der Katzen auf den neuen Familienzuwachs sind individuell verschieden: Manche Fellnasen reagieren zunächst ängstlich und ziehen sich zurück, verstecken sich oder meiden das Kinderzimmer. Andere zeigen neugieriges Interesse – sie beschnuppern vorsichtig die Babyausstattung und beobachten den neuen Mitbewohner aus sicherer Entfernung. Wieder andere Katzen könnten anhänglicher oder sogar eifersüchtig werden, wenn plötzlich ein Großteil der Aufmerksamkeit dem Baby gilt. Typische Stressanzeichen im Katzenverhalten sind zum Beispiel ungewohntes Miauen, Unsauberkeit (Markieren in der Wohnung) oder Appetitlosigkeit. Aggressives Verhalten dem Baby gegenüber ist zum Glück selten; meistens gehen Katzen Konflikten eher aus dem Weg. Dennoch: Die psychologische Belastung für das Tier sollte nicht unterschätzt werden. Mit Einfühlungsvermögen und Vorbereitung kann man der Katze helfen, sich an die neue Situation zu gewöhnen – doch dazu später mehr in den Tipps.
Moralische Aspekte: Katze wegen Baby abgeben – vertretbar oder tabu?
Viele Elternpaare sehen sich mit gut gemeinten Ratschlägen konfrontiert, sobald Nachwuchs unterwegs ist. Einer davon lautet oft: „Ihr habt doch eine Katze – gebt sie besser weg, bevor das Baby kommt!“ Doch ist es moralisch vertretbar, eine langjährige Katze einfach abzuschaffen, nur weil ein Kind geboren wird?
Tierschützer und Tierhalter sind sich meist einig: Ein Haustier ist Teil der Familie. Eine Katze nur aufgrund eines Babys abzugeben, sollte wirklich die allerletzte Option sein. Schließlich hat man die Verantwortung für das Tier übernommen. Zudem gibt es keinen Automatismus, dass Katze und Baby sich nicht vertragen – im Gegenteil. Experten betonen, dass es für Kinder sogar positiv und gesund ist, mit Haustieren aufzuwachsen. Studien zeigen, dass Kinder, die früh Kontakt zu Tieren haben, seltener Allergien entwickeln und ein stärkeres Immunsystem aufbauen. Auch emotional profitieren Kinder: Eine Katze kann ihnen Einfühlungsvermögen lehren, Trost spenden und verlässlicher Freund sein.
Natürlich hat die Sicherheit des Kindes oberste Priorität. Sollte eine Katze extreme Verhaltensprobleme zeigen oder das Baby tatsächlich gefährden, muss zum Wohl aller über Lösungen nachgedacht werden – notfalls auch über eine Trennung. Doch in den meisten Fällen lässt sich ein Zusammenleben mit ausreichend Vorsorge und Geduld gut meistern. Aus moralischer Sicht gilt: Man sollte wenigstens versuchen, Katze und Kind aneinander zu gewöhnen, statt vorschnell das Tier wegzugeben. Tierheime schlagen Alarm, weil immer wieder Katzen wegen eines Babys abgegeben werden – dabei wäre das oft vermeidbar durch richtige Vorbereitung. Die Entscheidung muss letztlich jede Familie selbst treffen, aber die Verantwortung gegenüber dem Haustier und die Chancen auf ein gelungenes Miteinander sollten schwerer wiegen als unbegründete Ängste.
Gefährliche Situationen: Risiken für Baby und Katze erkennen
Trotz aller guten Absichten darf man mögliche Gefahrenquellen nicht ausblenden. Sowohl das Baby als auch die Katze können in ungünstigen Situationen zu Schaden kommen. Wichtig ist, diese Risiken zu kennen, um entsprechend vorzubeugen.
Risiken für das Baby: Ein häufig diskutiertes Szenario ist die Erstickungsgefahr, falls die Katze sich zum Schlafen auf das Gesicht des Säuglings legt. So etwas ist extrem selten, aber es gibt tragische Einzelfälle: In der Ukraine erstickte ein neun Monate altes Baby, als sich die Hauskatze unbemerkt auf sein Gesicht im Kinderwagen legte. Neugeborene sind noch wehrlos – wenn eine Katze sich direkt auf Mund und Nase legt, können sie im schlimmsten Fall nicht genug Luft bekommen. Auch Katzenhaare im Bettchen werden oft als Risiko genannt; das direkte Ersticken an Haaren ist allerdings ein Ammenmärchen. Weitaus realistischer sind Kratzer und Bisse: Selbst die liebste Katze kann sich erschrecken oder wehren, etwa wenn das Baby unkontrolliert nach ihrem Fell greift. Ein Kratzer ins Gesicht oder in die Augen des Babys kann schmerzhaft und gefährlich sein. Zudem können durch Katzenkrallen oder -bisse Bakterien in Wunden gelangen und Infektionen auslösen. Nicht zuletzt besteht ein gewisses Allergierisiko: Falls das Kind tatsächlich eine Katzenhaar-Allergie entwickelt, kann der Kontakt gesundheitliche Probleme (Hautausschlag, Atembeschwerden) verursachen. Allerdings zeigt sich eine Allergie meist erst nach einigen Monaten oder Jahren – und wie erwähnt, frühe Tierkontakte senken das Risiko eher.
Risiken für die Katze: Auch die Katze kann unter der neuen Konstellation leiden. Ein Baby weiß noch nicht, wie man sanft mit Tieren umgeht. Ältere Babys und Kleinkinder ziehen gerne am Fell oder Schwanz der Katze, kneifen oder jagen das Tier durchs Zimmer. Das kann für die Katze großen Stress bedeuten und im schlimmsten Fall zu Verletzungen führen. Es gibt Fälle, in denen Katzen aus Angst vor einem neugierigen Kleinkind hektisch flüchteten und sich dabei selbst verletzten (z.B. stürzen oder einklemmen). Zudem besteht die Gefahr, dass eine ständig bedrängte Katze Verhaltensauffälligkeiten entwickelt – vom Rückzug bis zur Aggression – was ihren Lebenskomfort mindert. Ein weiterer Aspekt: Wenn Eltern sehr verunsichert sind, neigen sie vielleicht dazu, die Katze aus dem Schlafzimmer oder vom Sofa zu verbannen, sie häufiger zu schelten oder gar wegzusperren. Auch das bekommt dem Tier seelisch schlecht. Und letztlich droht der Verlust des Zuhauses, wenn die Eltern entscheiden, die Katze abzugeben – für das Tier womöglich das schlimmste Trauma. Diese Szenarien zeigen: Es gibt potenzielle Gefahren, aber fast alle lassen sich mit Umsicht vermeiden.
Präventive Maßnahmen: Katze und Baby aneinander gewöhnen
Damit Katze und Baby gar nicht erst in brenzlige Situationen geraten, ist Vorbereitung alles. Mit den richtigen präventiven Maßnahmen kann man beiden die Annäherung erleichtern. Hier einige bewährte Tipps, um Baby und Katze zusammenzuführen und ein sicheres Miteinander zu fördern:
Frühzeitig Regeln festlegen: Idealerweise beginnt man schon während der Schwangerschaft damit, neue Regeln einzuführen. Überlegen Sie sich, welche Bereiche oder Möbel für die Katze tabu sein sollen. Zum Beispiel wird oft empfohlen, das Babybett zur absoluten Tabuzone für die Katze zu erklären. Wenn die Miez bisher im Schlafzimmer schlafen durfte, sollte das Schlafzimmerverbot möglichst vor der Geburt schrittweise trainiert werden. So verbindet die Katze die Einschränkung nicht direkt mit dem Baby und reagiert weniger eifersüchtig. Konsequent heißt: Die Katze nie in Wiege oder Kinderbett lassen – notfalls jedes Mal ruhig herausheben und an einen erlaubten Platz setzen. Auch Wickeltisch und Kinderwagen können Sie von Anfang an unattraktiv für die Fellnase machen (z.B. durch Abdeckung oder eine störende Unterlage, die entfernt wird, sobald das Baby da ist).
Wohnung und Revier vorbereiten: Richten Sie Rückzugsorte für die Katze ein, bevor das Kind mobil wird. Katzen lieben erhöhte Plätze mit Überblick. Ein Kratzbaum mit Liegeflächen in sicherer Höhe oder ein Kuschelplatz auf einem Schrank ermöglicht der Katze, sich dem Trubel zu entziehen. Achten Sie darauf, dass Futterstelle und Katzenklo weiterhin ruhig und zugänglich für die Katze bleiben – eventuell müssen Sie den Standort anpassen, damit das Baby später nicht hineinkrabbelt. Bringen Sie neue Möbel fürs Baby (Babybett, Laufstall, etc.) schrittweise ins Zuhause und lassen Sie die Katze alles in Ruhe beschnuppern. Je vertrauter die Umgebung beim Eintreffen des Babys ist, desto entspannter wird die Katze sein.
Katze an Babygeräusche und Gerüche gewöhnen: Noch bevor das Baby heimkommt, kann man der Katze helfen, sich an die neuen Sinneseindrücke zu adaptieren. Zum Beispiel können werdende Eltern Aufnahmen von Babygeschrei in steigender Lautstärke abspielen, damit die Katze sich daran gewöhnt. Auch der Geruch des Babys ist fremd für die Katze. Ein Tipp: Lassen Sie im Krankenhaus ein Mulltuch oder Strampler vom Baby mit dessen Duft „vollsaugen“ und bringen Sie dieses der Katze nach Hause, bevor der Säugling einzieht. So kennt die Katze den Baby-Geruch schon.
Erstes Kennenlernen behutsam gestalten: Wenn Mutter/Vater mit dem Neugeborenen nach Hause kommen, sollte die Katze nicht ausgeschlossen werden. Begrüßen Sie zunächst die Katze in Ruhe alleine. Dann ermöglichen Sie ein vorsichtiges Beschnuppern: Setzen oder stellen Sie sich mit dem Baby hin, damit die Katze von selbst näherkommen kann. Wichtig: Halten Sie das Baby nicht direkt der Katze vor die Nase. Das könnte das Tier überfordern. Bleiben Sie gelassen, sprechen Sie mit beruhigender Stimme auf die Katze ein. Wenn die Katze zögerlich ist, drängen Sie sie nicht – manchmal braucht sie ein paar Tage, um Mut zu fassen. Leckerli können helfen, positive Assoziationen zu wecken („Baby auf dem Arm = es gibt etwas Gutes“). In dieser Kennenlernphase gilt absolute Aufsichtspflicht: Selbst eine gutmütige Katze und ein ruhiges Baby dürfen nie unbeobachtet zusammen sein.
Aufmerksamkeit und Routine: Auch wenn ein Neugeborenes viel Zeit und Energie beansprucht – vergessen Sie nicht die Katze. Planen Sie feste Schmuse- und Spieleinheiten ein, damit das Tier sich nicht vernachlässigt fühlt. Katzen schätzen Routine: Füttern Sie möglichst zur gewohnten Zeit, halten Sie Rituale (z.B. abends gemeinsames Kuscheln auf dem Sofa) aufrecht. So beugen Sie Eifersucht vor. Binden Sie die Katze, wo sinnvoll, in den Alltag mit Baby ein: etwa im selben Raum bleiben lassen, wenn Sie füttern oder wickeln, damit sie sich weiterhin als Teil der Familie fühlt. Gleichzeitig sollte die Katze nie das Gefühl haben, zum Baby gezwungen zu werden – Freiwilligkeit und Freiraum sind wichtig.
Hygiene und Gesundheit: Einige einfache Maßnahmen sorgen für Sicherheit und Gesundheit aller: Halten Sie das Katzenklo stets sauber und für Babyhände unzugänglich (eventuell mittels Gitter oder indem es in einem separaten Raum steht). Saugen Sie regelmäßig, um Katzenhaare zu reduzieren – nicht weil diese das Baby ersticken könnten, sondern um die Umgebung sauber zu halten. Lassen Sie Ihre Katze vor der Geburt vom Tierarzt durchchecken: Eine gesunde, parasitenfreie Katze stellt ein viel geringeres Risiko dar. Impfungen und Entwurmungen sollten aktuell sein, damit keine Zoonosen (von Tier zu Mensch übertragbare Krankheiten) drohen. Und falls in der Schwangerschaft Toxoplasmose-Bedenken bestehen: Ein Test und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen genügen, die Katze muss deswegen nicht verbannt werden.
Mit diesen präventiven Schritten schaffen Sie die besten Voraussetzungen, dass aus Katze und Baby keine Rivalen, sondern bald Freunde werden.
Mythen vs. Realität: Was Social Media zeigt und was wirklich stimmt
Rund um Katze und Baby kursieren zahlreiche Mythen – angefeuert durch Social Media und alte Ammenmärchen. Ein kurzer Faktencheck:
Mythos: „Katzen ersticken Babys absichtlich.“ – Realität: Katzen haben kein Interesse daran, einem Baby zu schaden. Fälle von Erstickungen sind extrem selten und wenn, dann Unfälle (etwa weil die Katze die Wärme des Babys sucht). Keine Katze legt sich gezielt aufs Kind, um es zu ersticken – dennoch sollte man genau dieses Szenario durch Vorsicht verhindern, da kleine Babys sich allein nicht befreien können. Also: Katze nie im Babybett schlafen lassen und Baby und Katze nie unbeaufsichtigt lassen.
Mythos: „Wenn das Baby da ist, wird die Katze eifersüchtig und aggressiv.“ – Realität: Katzen können zwar eifersüchtiges Verhalten zeigen, etwa indem sie vermehrt Aufmerksamkeit einfordern oder Unsinn anstellen. Doch direkte Aggression gegen ein neugeborenes Baby ist äußerst ungewöhnlich. Meist weichen Katzen zurück, wenn ihnen das Kind unheimlich ist. Angreifen würden sie eher aus Angst oder Schmerz, nicht aus Boshaftigkeit. Mit den genannten Gewöhnungsmaßnahmen lassen sich Eifersucht und Angst stark reduzieren. Wichtig ist, der Katze weiterhin Liebe zu geben – dann sieht sie das Baby eher als Erweiterung ihres Soziallebens denn als Feind.
Mythos: „Babys werden krank durch Katzen (Allergien, Keime).“ – Realität: Weder machen Katzen ein gesundes Baby automatisch krank, noch muss man aus Angst vor Allergien präventiv das Tier entfernen. Eine grundsätzliche Hygiene im Haushalt vorausgesetzt, harmoniert ein Baby gut mit einer Katze. Im Gegenteil, Studien deuten darauf hin, dass Kinder, die früh mit Haustieren zusammenleben, seltener Allergien entwickeln. Natürlich muss man darauf achten, dass die Katze entwurmt ist und kein Flohbefall besteht – aber das ist allgemeiner Tierhalterstandard. Und sollte ein Kind tatsächlich eine starke Katzenallergie entwickeln, kann man dann immer noch Maßnahmen ergreifen. Was Keime betrifft: Der Kontakt mit dem Haustier fördert eher das Immunsystem, als dass er schadet. Ein Baby darf ruhig mal die Katze berühren (unter Aufsicht) – anschließend wäscht man sich gemeinsam die Hände, fertig.
Auf Instagram, TikTok & Co. sieht man oft Videos von Babys, die mit Katzen kuscheln oder sogar von der Katze „bewacht“ werden – ein scheinbar idyllisches Miteinander. Experten warnen jedoch davor, sich von solchen Momentaufnahmen blenden zu lassen. „Auf Social Media sehen wir solche Posts und denken: Wenn der Hund (oder die Katze) da komisch wird und daneben liegt das Baby – gruselig! Da sträuben sich bei mir die Nackenhaare“, sagt eine Tierheim-Mitarbeiterin in einem Interview. Die Realität erfordert immer Umsicht: Nicht jede Katze ist der geduldige Schmusepartner, den man im Internet sieht. Trotzdem sind viele der süßen Szenen durchaus echt – sie sind nur das Ergebnis vorsichtiger Eingewöhnung und guter Beobachtung. Fazit: Weder panische Horrorstorys noch verharmlosende Kuschelvideos zeigen die ganze Wahrheit. Die Kunst liegt darin, die Mythen zu entlarven und sich mit gesundem Menschenverstand auf das Abenteuer „Katze trifft Baby“ einzulassen.
Expertenmeinungen: Was sagen Fachleute zu Katze und Baby?
Sowohl Tierexperten als auch Kinderärzte beschäftigen sich mit dem Thema „Katze und Baby“. Ihr Tenor: Mit Vorbereitung und Vorsicht ist das Zusammenleben absolut machbar – und für Kinder sogar förderlich.
Tierärztin Andrea Heinzinger, spezialisiert auf Verhaltensmedizin bei Katzen, rät werdenden Eltern: „Katzenhalter, die sich ein Baby wünschen, sollten früh überlegen, wie das spätere Zusammenleben aussehen soll“. Sie empfiehlt, klare Tabuzonen für die Katze festzulegen – insbesondere das Babybettchen und ggf. das gesamte Kinderzimmer. Solche Bereiche sollten noch vor der Geburt für die Katze off-limit sein, damit sie sie gar nicht erst mit dem Kind in Verbindung bringt. Heiniger betont auch die Bedeutung von Rückzugsorten für die Katze und warnt davor, ein Baby der Katze ungefragt direkt vor die Nase zu setzen: Das könne das Tier überfordern und zu Abwehrreaktionen führen. Ihr Fazit: Schrittweise Gewöhnung und weitsichtige Planung sind der Schlüssel.
Auch Katzenverhaltenstherapeuten teilen diese Ansicht. Sie verweisen darauf, dass Katzen keine „kleinen Menschen“ sind, aber sehr wohl Stimmungen spüren. Wenn Eltern extrem ängstlich oder gestresst agieren, überträgt sich das auf die Katze. Gelassenheit und positive Verstärkung wirken sich dagegen beruhigend aus. Für besonders schwierige Fälle (etwa eine Katze, die trotz aller Gewöhnung aggressiv reagiert) raten Experten, frühzeitig Rat beim Tierarzt oder Verhaltensexperten zu suchen, statt abzuwarten, bis es knallt. Oft lassen sich mit einfachen Mitteln – vom Feliway-Duftstecker gegen Stress bis zum strukturierten Training – Konflikte entschärfen.
Von medizinischer Seite kommt Zuspruch: Kinderärzte sehen in Haustieren keinen Risikoherd, solange Basis-Hygieneregeln beachtet werden. Dr. Sibylle Winter, Kinderärztin und Mutter, erläutert in einem Ratgeber-Interview, dass die meisten Katzen sehr vorsichtig mit Babys umgehen. „Wichtig ist, dass Eltern wachsam sind und dem Tier nicht mehr alleine vertrauen als einer vierjährigen Aufsichtsperson“, so Winter sinngemäß. Heißt: Aufsichtspflicht ernst nehmen, aber auch darauf vertrauen, dass die Natur vieles regelt – die Katze wird das Baby kaum aktiv attackieren, wenn sie behutsam daran gewöhnt wurde. Im Zweifel könne man Katze und Baby räumlich trennen (z.B. mittels Türgitter), wenn man kurz aus dem Zimmer muss.
Unterm Strich bestärken Fachleute Eltern darin, Ruhe zu bewahren. Katzen und Babys zusammenzuführen gelingt häufig ohne größere Probleme, wenn man den Ratschlägen folgt. Und sollten doch Schwierigkeiten auftreten, gibt es Ansprechpartner und Lösungen, bevor man ans Abgeben des Tieres denken muss.
Fallbeispiele: Erfolgreiches Zusammenleben von Katze und Baby
Zahlreiche Familien haben bereits bewiesen, dass Katze und Baby kein Widerspruch sind. Hier einige Beispiele aus dem Alltag, die Mut machen:
Ignorieren und Akzeptieren: Eine Mutter von Zwillingen berichtet in einem Elternforum, ihre ältere Katze habe die neuen Babys zunächst komplett ignoriert. Sie hielt großen Abstand und ergriff die Flucht, sobald eines der Kinder nur quiekte. Der jüngere Kater dagegen habe die Babys schnell akzeptiert – er wollte beim Stillen sogar liebevoll den Hinterkopf der Säuglinge lecken, als würde er sie putzen. Nach ein paar Wochen lebten alle friedlich nebeneinander her: Die Katzen hatten gelernt, dass die Babys zum Haushalt gehören, und die Babys wuchsen mit den schnurrenden Mitbewohnern selbstverständlich auf.
Beschützerinstinkt der Katze: Eine andere Familie erzählte, ihre Katze habe das Baby anfangs zwar misstrauisch beäugt, sei dann aber zur treuen Gefährtin geworden. Immer wenn das Baby nachts weinte, saß die Katze vor der Schlafzimmertür der Eltern und miaute – als würde sie „Bescheid geben“. Tagsüber lag sie oft neben dem Baby (außerhalb des Bettchens) und schnurrte beruhigend, wenn das Kleine quengelte. Solche Geschichten hört man oft: Katzen entwickeln mitunter eine Art Beschützerinstinkt oder mindestens Neugierde für das Menschenkind, sobald die erste Scheu verflogen ist.
Spielkameraden auf vier Pfoten: Sobald Babys älter werden und zu krabbeln beginnen, können aus Katze und Kind richtige Spielkameraden werden. Familie M. aus Hamburg zum Beispiel schaffte es, ihre Katze und den einjährigen Sohn unter Aufsicht miteinander spielen zu lassen – mit einem Spielzeugwedel, hinter dem beide her waren. Die Katze zeigte erstaunliche Geduld, wenn der Kleine näher kam. Durch konsequente Erziehung hatte das Kind gelernt, die Katze nicht grob anzufassen. Heute, ein paar Jahre später, sind aus dem Jungen und seiner Katze ein Herz und eine Seele – sie sitzen zusammen auf dem Sofa, die Katze lässt sich hingebungsvoll kraulen, und beide genießen die Gesellschaft.
Diese Fallbeispiele verdeutlichen: Mit Liebe, Geduld und etwas Training gelingt die Integration in vielen Fällen hervorragend. Natürlich gibt es auch weniger reibungslose Geschichten – aber positive Erfahrungen überwiegen, wie unzählige Beiträge in Foren und soziale Medien zeigen. Wichtig ist, aus jedem Zusammenkontakt von Baby und Tier zu lernen und die Umgebung entsprechend anzupassen. Jede Katze und jedes Kind ist anders, doch am Ende berichten viele Eltern glücklich: “Unsere Katze gehört genauso zur Familie wie unser Kind – und wir möchten keines von beiden missen.”
Wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen
Eine Katze und ein Baby unter einem Dach – das ist kein unlösbarer Konflikt, sondern in den meisten Fällen eine bereichernde Konstellation. Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:
- Gründliche Vorbereitung und frühzeitiges Training (Tabuzonen, Rückzugsorte, Gewöhnung an Geräusche) sind der Schlüssel, um Stress für alle zu minimieren.
- Moralisch sollte ein Haustier als Familienmitglied betrachtet werden. Eine Abgabe der Katze wegen des Babys ist meist weder notwendig noch fair – Ausnahmen bestätigen die Regel, aber sie sollten wirklich gut abgewogen sein.
- Gefahren lauern vor allem in Unachtsamkeit. Durch einfache Regeln (kein unbeaufsichtigter Kontakt, Katze nicht im Babybett, Hygiene beachten) lassen sich Risiken praktisch ausschließen. Vorsicht ja, Panik nein.
- Geduld und Aufmerksamkeit zahlen sich aus: Geben Sie der Katze Zeit, den neuen Mitbewohner zu verstehen, und schenken Sie weiterhin Liebe beiden Seiten – so fühlen sich weder Kind noch Tier vernachlässigt.
- Expertenrat einholen: Scheuen Sie sich nicht, bei Unsicherheiten einen Tierarzt, Verhaltensexperten oder auch den Kinderarzt um Rat zu fragen. Lieber früh Unterstützung suchen, als spät resignieren.
- Positive Einstellung: Gehen Sie mit Zuversicht an das Projekt “Katze trifft Baby”. Wenn Sie selbst entspannt bleiben, überträgt sich diese Stimmung auf Ihr Tier und auch auf Ihr Kind.
Abschließend lässt sich sagen: Katze und Baby können wunderbar zusammenleben, wenn man es richtig anstellt. Viele Familien möchten die Erfahrungen, die ihre Kinder dank des Haustiers machen, nicht missen – vom ersten staunenden Griff ins weiche Fell bis zum freundschaftlichen Miteinander in den folgenden Jahren. Mit Verantwortungsbewusstsein, Wissen und Herz gelingt es, dass Familienzuwachs und vierbeiniger Freund zu einem harmonischen Team werden. Statt „Katze ODER Baby“ heißt es dann glücklich: Katze UND Baby.