Kaninchen gehören zu den beliebtesten Haustieren, doch ihre Gesundheit ist oft schwer einzuschätzen. Da sie als Fluchttiere in der Natur darauf angewiesen sind, Schwäche zu verbergen, zeigen sich Symptome von Kaninchenkrankheiten oft erst sehr spät. Genau deshalb ist es umso wichtiger, im Rahmen der Vorsorge Veränderungen im Verhalten von Kaninchen frühzeitig zu erkennen. Wenn ein Kaninchen sich plötzlich zurückzieht, keinen Appetit mehr hat oder auffallend ruhig ist, könnte das bereits ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Eine regelmäßige Gesundheitskontrolle und eine artgerechte Haltung sind daher entscheidend, um Krankheiten vorzubeugen und im Notfall schnell handeln zu können.
Viele Kaninchenkrankheiten beginnen mit eher unspezifischen Symptomen, die leicht übersehen werden können. Beispielsweise kann Appetitlosigkeit darauf hindeuten, dass das Tier Zahnschmerzen hat, während Apathie ein Hinweis auf eine Infektion sein kann. Auch vermehrtes Kratzen oder häufiges Niesen sollte man ernst nehmen, da sie auf Parasiten oder Atemwegsprobleme hinweisen können. Besonders gefährlich sind Verdauungsstörungen, Atemprobleme oder neurologische Symptome wie eine Kopfschiefhaltung. Ein weiteres Warnsignal sind Veränderungen im Kot.
Wenn der Kot plötzlich zu weich oder breiig wird, kann das auf Verdauungsprobleme oder Parasitenbefall hindeuten. Noch besorgniserregender ist es, wenn das Kaninchen gar keinen Kot mehr absetzt oder die Köttel extrem klein sind. In diesen Fällen könnte eine Magen-Darm-Störung vorliegen, die schnell lebensgefährlich werden kann. In einer solchen Situation ist es besonders wichtig, sofort einen Tierarzt aufzusuchen.
Einige Kaninchenkrankheiten werden durch Viren oder Bakterien verursacht und können ohne rechtzeitige Behandlung tödlich verlaufen. Besonders gefürchtet sind Myxomatose und die Rabbit Hemorrhagic Disease (RHD), die auch als Chinaseuche bekannt ist.
Myxomatose ist eine Pockenvirus-Infektion, die hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Mücken oder Flöhe übertragen wird. Aber auch der direkte Kontakt mit infizierten Kaninchen kann zur Ansteckung führen. Die Erkrankung beginnt oft mit Schwellungen an den Augen, der Nase und den Ohren. Später kommen Atemprobleme hinzu, und in den meisten Fällen verläuft die Krankheit tödlich. Ein wirksamer Schutz ist nur durch eine regelmäßige Impfung möglich.
RHD (Chinaseuche) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die besonders gefährlich ist, weil sie oft ohne Vorwarnung zum plötzlichen Tod führt. Das Virus kann sich nicht nur über direkten Kontakt mit infizierten Tieren ausbreiten, sondern überträgt sich auch über Futter, Kleidung oder Insekten. Besonders besorgniserregend ist, dass der neuere Virusstamm RHD-2 auch geimpfte Kaninchen befallen kann. Dennoch bietet eine Impfung den bestmöglichen Schutz und sollte jährlich aufgefrischt werden.
Eine weitere häufige Erkrankung ist der Kaninchenschnupfen, der durch Bakterien wie Pasteurella multocida oder Bordetella bronchiseptica ausgelöst wird. Betroffene Tiere niesen oft, haben eine laufende Nase und können schwer atmen. Wenn die Infektion nicht frühzeitig behandelt wird, kann sie sich bis in die Lunge ausbreiten und eine Lungenentzündung verursachen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Kaninchen in einer sauberen und gut belüfteten Umgebung gehalten werden.
Der Verdauungstrakt von Kaninchen ist äußerst empfindlich, weshalb falsches Futter oder Stress schnell zu ernsthaften Problemen führen können. Eine der gefährlichsten Erkrankungen in diesem Bereich ist die Trommelsucht (Tympanie), die durch Gärungsprozesse im Magen-Darm-Trakt entsteht. In solchen Fällen produziert der Darm vermehrt Gase, wodurch sich der Bauch des Kaninchens aufbläht. Das Tier frisst nicht mehr, wirkt unruhig und zeigt starke Schmerzen. Da diese Krankheit in vielen Fällen tödlich verläuft, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.
Auch Kokzidiose ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine Infektion mit einzelligen Parasiten, die sich im Darm ansiedeln und zu starkem Durchfall führen. Besonders Jungtiere sind gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Die Erreger werden häufig über kontaminiertes Futter oder den Kot infizierter Tiere übertragen. Deshalb ist Hygiene besonders wichtig, um einer Ansteckung vorzubeugen.
Nicht nur der Magen, sondern auch die Zähne können zu ernsthaften Problemen führen. Zahnfehlstellungen entstehen oft, wenn Kaninchen nicht genug Heu fressen und ihre Zähne dadurch nicht ausreichend abgenutzt werden. In der Folge können die Zähne zu lang werden, was Schmerzen verursacht und das Fressen erschwert. Speicheln, Gewichtsverlust und eine allgemeine Appetitlosigkeit sind erste Hinweise auf Zahnprobleme. Damit das Tier schmerzfrei bleibt, sollten die Zähne regelmäßig tierärztlich überprüft und gegebenenfalls gekürzt werden.
Nicht nur der Verdauungstrakt und die Atemwege, sondern auch das Nervensystem kann von schweren Erkrankungen betroffen sein. Eine der bekanntesten neurologischen Krankheiten ist die Enzephalitozoonose (Schiefkopf-Krankheit). Sie wird durch den Parasiten Encephalitozoon cuniculi ausgelöst, der das Gehirn sowie die Nieren angreifen kann. Betroffene Kaninchen zeigen häufig eine Kopfschiefhaltung, Lähmungserscheinungen oder Krampfanfälle.
Da die Krankheit oft unbemerkt verläuft, können viele Kaninchen den Erreger bereits in sich tragen, ohne Symptome zu zeigen. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, bricht die Infektion aus. Eine vollständige Heilung ist zwar nicht möglich, doch mit Medikamenten können die Symptome gelindert werden.
Damit Kaninchen möglichst gesund bleiben, ist eine artgerechte Haltung die wichtigste Vorsorge. Eine ausgewogene Ernährung, die hauptsächlich aus Heu besteht, sorgt für eine gesunde Verdauung und verhindert Zahnprobleme. Zusätzlich sollten Kaninchen frisches Gemüse und hochwertige Pellets fressen, während sie zuckerhaltige Leckerlis nur in Maßen genießen sollten.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist Hygiene. Das Gehege sollte regelmäßig gereinigt werden, um Infektionen und Parasitenbefall zu vermeiden. Insbesondere im Sommer sollten Kaninchen täglich auf Fliegenmaden kontrolliert werden, da diese sich in verschmutztem Fell vermehren und lebensgefährliche Wunden verursachen können.
Nicht zuletzt spielen Impfungen eine wichtige Rolle in der Krankheitsprävention. Myxomatose und RHD sind zwei der gefährlichsten Kaninchenkrankheiten, gegen die es jedoch wirksame Impfstoffe gibt. Wer sein Tier regelmäßig impfen lässt, kann es vor schweren Infektionen schützen.
Obwohl man viele Krankheiten mit der richtigen Haltung und Pflege verhindern kann, lässt sich eine Erkrankung manchmal nicht vermeiden. Deshalb ist es wichtig, auf Anzeichen wie Appetitlosigkeit, Apathie oder Atemprobleme zu achten und bei den Kaninchen Vorsorge zu betreiben. Auch Blähungen, Nasenausfluss oder Kopfschiefhaltung sollten ernst genommen werden. In diesen Fällen sollte man das Kaninchen so schnell wie möglich einem Tierarzt vorstellen.
Mit der richtigen Vorsorge und einer aufmerksamen Haltung kann vielen Kaninchenkrankheiten vorgebeugt werden. Wer sein Tier regelmäßig beobachtet und frühzeitig auf Veränderungen reagiert, kann seinem Kaninchen ein langes, gesundes und glückliches Leben ermöglichen.