Kaninchen gelten oft als pflegeleichte und günstige Haustiere. Doch wer sich für die Haltung dieser Tiere entscheidet, sollte sich der tatsächlichen Kosten für Kaninchen bewusst sein. Viele Halter unterschätzen die finanziellen Aufwendungen, die neben der Anschaffung und Erstausstattung auch langfristig anfallen. Besonders die Tierarztkosten können unerwartet hoch ausfallen und zu einer großen Belastung werden.
Wer sich Kaninchen anschaffen möchte, muss zunächst eine verantwortungsvolle Quelle finden. Billige Angebote aus Kleinanzeigen wirken verlockend, doch oft handelt es sich um kranke oder ungeimpfte Tiere. Die Behandlung solcher Kaninchen kann bereits in den ersten Wochen hohe Tierarzt-Kosten verursachen. Seriöse Abgabestellen bieten gesunde, geimpfte und kastrierte Tiere an, die in der Regel zwischen 80 und 200 Euro kosten. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Kaninchen nicht allein gehalten werden dürfen. Mindestens zwei Tiere sind notwendig, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten.
Nach der Anschaffung folgt die Grundausstattung. Wer sich für eine Wohnungshaltung entscheidet, benötigt eine Transportbox, ein artgerechtes Gehege, Trink- und Futternäpfe sowie mehrere Rückzugshäuschen. Ein Innengehege kostet schnell rund 100 Euro, während für die weitere Ausstattung, wie Heuraufen, Buddelkisten und Teppiche, weitere 200 bis 300 Euro anfallen. Eine Alternative stellt die Außenhaltung dar, die jedoch mit noch höheren Kosten verbunden ist. Ein mardersicheres Außengehege kann zwischen 500 und 1500 Euro kosten, dazu kommen eine isolierte Schutzhütte, ein stabiler Zaun sowie Sicherheitsmaßnahmen gegen Raubtiere.
Neben den einmaligen Anschaffungskosten sind es vor allem die monatlichen Ausgaben, die eine Kaninchenhaltung teuer machen. Die Grundversorgung umfasst Frischfutter, Heu, Einstreu und Spielzeug. Frisches Gemüse macht dabei den größten Kostenpunkt aus, denn Kaninchen benötigen täglich eine große Menge an Blattgemüse und Kräutern. Durchschnittlich fallen allein hierfür 60 bis 120 Euro im Monat an. Hinzu kommen Kosten für Streu und Heu, die sich auf etwa 20 bis 30 Euro belaufen. Auch die Pflege des Geheges erfordert regelmäßige Investitionen, sei es durch den Austausch von abgeknabberten Holzbrücken oder durch Reparaturen am Gehege.
Nicht zu unterschätzen sind Tierarztkosten, die oft unerwartet hoch ausfallen können. Impfungen gegen Myxomatose und RHD sind zwingend notwendig und kosten pro Tier jährlich zwischen 80 und 120 Euro. Auch Kotproben zur Parasitenkontrolle schlagen mit etwa 30 bis 50 Euro zu Buche. Wer seine Kaninchen nicht versichern möchte, sollte Rücklagen bilden, denn eine plötzliche Krankheit oder eine Zahnbehandlung kann schnell mehrere hundert Euro kosten. Im schlimmsten Fall fallen für Operationen oder Notdienstbesuche bis zu 2000 Euro an. Eine Krankenversicherung für Kaninchen kostet rund 60 Euro monatlich pro Tier, wodurch langfristig hohe Tierarztkosten abgefangen werden könnten.
Viele unterschätzen, wie teuer die Haltung von Kaninchen über die Jahre hinweg ist. Ein Kaninchen hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren, sodass sich die Gesamtkosten auf eine beachtliche Summe addieren. Allein die laufenden Kosten für zwei Kaninchen summieren sich in dieser Zeit auf etwa 12.800 bis 18.000 Euro. Studien aus Großbritannien zeigen, dass diese Beträge realistisch sind und mit anderen Kleintieren wie Meerschweinchen vergleichbar sind.
Kaninchen sind sehr aktive Tiere und brauchen ausreichend Platz. Die Mindestfläche für zwei Kaninchen liegt bei sechs Quadratmetern, wobei mit jedem weiteren Tier mehr Platz eingeplant werden muss. Während Käfige nicht artgerecht sind, sollten Gehege stets offen sein und verschiedene Ebenen, Verstecke sowie Buddelmöglichkeiten enthalten. Besonders wichtig sind erhöhte Liegeflächen, da Kaninchen gerne auf erhöhten Plätzen ruhen.
Je nach Haltung unterscheiden sich die Anforderungen. In der Außenhaltung müssen Gehege gegen Fressfeinde wie Marder, Füchse und Greifvögel gesichert werden. Auch Witterungsschutz ist essenziell, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten. Ein stabiler Boden verhindert, dass Kaninchen sich herausbuddeln und ausbrechen. In der Innenhaltung ist es entscheidend, dass die Tiere sich frei bewegen können. Kaninchensichere Zimmer oder abgetrennte Bereiche mit rutschfestem Boden sind ideal.
Kaninchen sind sehr soziale Tiere und dürfen niemals allein gehalten werden. Die beste Kombination ist ein Weibchen mit einem früh kastrierten Männchen, da dies die stabilste Bindung verspricht. Zwei Weibchen können ebenfalls harmonieren, während zwei Männchen nur in seltenen Fällen ohne Streitigkeiten zusammenleben. Die Vergesellschaftung sollte an einem neutralen Ort stattfinden, um Revierkämpfe zu vermeiden. Nach dem Tod eines Partners ist es ratsam, schnell ein neues Partnertier zu suchen, da Kaninchen den Verlust stark spüren und oft trauern.
Die Basis einer gesunden Kaninchenernährung bildet Heu, das jederzeit zur Verfügung stehen muss. Ergänzt wird der Speiseplan durch Gräser, Kräuter, Gemüse und in kleinen Mengen Obst. Besonders wichtig ist es, auf handelsübliches Trockenfutter zu verzichten, da es ungesunde Inhaltsstoffe enthält und zu Verdauungsproblemen führen kann. Die Fütterung sollte mindestens zweimal täglich erfolgen, damit die Tiere stets etwas zu knabbern haben.
Kaninchen sind sehr aktive Tiere und benötigen ausreichend Beschäftigung. Ein abwechslungsreich gestaltetes Gehege mit Röhren, Tunneln und erhöhten Flächen sorgt für eine artgerechte Umgebung. Auch Klickertraining kann eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit sein, bei der die Tiere lernen, auf Kommando in die Transportbox zu gehen oder kleine Tricks auszuführen. Einige Kaninchen gewöhnen sich sogar an Spaziergänge an der Leine.
Viele unterschätzen die hohen Kosten, die mit der Kaninchenhaltung verbunden sind. Während die einmaligen Anschaffungskosten zwischen 440 und 1800 Euro liegen können, belaufen sich die monatlichen Haltungskosten für zwei Kaninchen auf rund 130 Euro. Über eine Lebensspanne von acht Jahren hinweg summieren sich die Kosten für zwei Tiere auf etwa 18.000 Euro. Vor der Anschaffung sollte deshalb sorgfältig überlegt werden, ob die finanziellen Mittel für eine langfristige und artgerechte Haltung vorhanden sind.