Die richtige Ernährung von Kaninchen ist essenziell für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Da sie von Natur aus Folivore, also Blattfresser, sind, basiert ihr natürlicher Speiseplan hauptsächlich auf frischen Pflanzenteilen, Blättern, Knospen, Rinden und Wurzeln. Auch wenn Kaninchen heute als Haustiere gehalten werden, haben sie sich in ihrer Ernährung kaum von ihren wilden Vorfahren entfernt. Falsches Futter kann bei Kaninchen schnell zu gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsstörungen, Zahnfehlstellungen und Organerkrankungen führen.
Die Grundlage einer gesunden Kaninchen-Ernährung bildet frisches Grünfutter. Es sollte jederzeit zur Verfügung stehen, da Kaninchen einen ständigen Nahrungsnachschub benötigen. Besonders geeignet sind Bittersalate wie Endivie, Radicchio und Chicorée sowie blättrige Kohlsorten. Kaninchen selektieren ihr Futter instinktiv nach den enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen, die ihre Gesundheit unterstützen. Eine saisonale Anpassung der Ernährung ist ratsam, um die bestmögliche Nährstoffversorgung zu gewährleisten.
Im Sommer profitieren Kaninchen von einer natürlichen Fütterung mit frischen Wiesenpflanzen und Zweigen. Wer seine Tiere im Freigehege hält, kann ihnen ermöglichen, sich selbst am natürlichen Futterangebot zu bedienen. Der optimale Mix besteht aus zwei Dritteln Gräsern und einem Drittel Wiesenkräutern. Im Winter, wenn Wiesen nicht zur Verfügung stehen, sollte Blattgemüse als Hauptfutter dienen. Empfehlenswert sind Bittersalate, Grünkohl, Wirsing, Chinakohl, Karottengrün und frische Kräuter wie Petersilie, Koriander und Dill. Auch wintergrüne Pflanzen wie Bambus oder getrocknete Wiesenkräuter können eine wertvolle Ergänzung sein.
Ein Kaninchen benötigt täglich etwa 200 bis 500 Gramm Frischfutter pro Kilogramm Körpergewicht. Eine kontinuierliche Verfügbarkeit ist entscheidend, da Kaninchen einen stopfenden Verdauungsmechanismus besitzen und ihre Nahrung gleichmäßig über den Tag verteilt aufnehmen. Frischfutter sollte niemals gefroren angeboten werden, da dies Verdauungsprobleme verursachen kann. Eine langsame Umstellung auf neue Futtersorten ist essenziell, um Unverträglichkeiten zu vermeiden. Die Menge des neuen Futters kann täglich verdoppelt, während die alte Nahrung schrittweise reduziert wird.
Obwohl Frischfutter im Mittelpunkt stehen sollte, ist Heu eine wichtige Ergänzung, die jederzeit verfügbar sein muss. Es unterstützt die Zahnabnutzung und sorgt für eine stabile Verdauung. Hochwertiges Heu sollte frei von Staub und Schimmel sein und regelmäßig erneuert werden. Eine zu hohe Menge an kräuterreichem Heu kann allerdings zu Verdauungsstörungen führen. Zweige mit Blättern ergänzen die Fütterung und bieten eine natürliche Möglichkeit zum Nagen.
Wurzel- und Knollengemüse wie Karotten und Pastinaken sollten nur in kleinen Mengen gefüttert werden, da sie einen hohen Zuckergehalt aufweisen. Obst ist für Kaninchen ein seltenes Leckerli und sollte insbesondere im Herbst sparsam gegeben werden. Geeignet sind beispielsweise Äpfel, Birnen und Beeren. Eine abwechslungsreiche Auswahl an Futtermitteln ist entscheidend, um eine vollwertige Ernährung zu gewährleisten.
Frisches Wasser muss rund um die Uhr bereitstehen. Ein schwerer Keramiknapf ist einer Nippeltränke vorzuziehen, da er eine natürliche Trinkhaltung unterstützt. In den Wintermonaten sollten Halter darauf achten, dass das Wasser nicht gefriert. Bei Außenhaltung kann eine beheizte Trinkschale Abhilfe schaffen.
Eine der häufigsten Fehlerquellen in der Kaninchen-Ernährung ist die Fütterung von Trockenfutter. Fertige Futtermischungen enthalten oft ungesunde Zusatzstoffe, zu viele Kohlenhydrate und Fette, die zu Verdauungsproblemen, Zahnfehlstellungen und Blasenproblemen führen können. Diese Futtermittel reduzieren zudem die Wasseraufnahme, was das Risiko von Harnwegsproblemen erhöht. Kaninchen, die mit Trockenfutter ernährt werden, neigen zu Übergewicht und verlieren ihr natürliches Fressverhalten.
Kaninchen haben ein besonderes Gebiss, das kontinuierlich wächst. Durch natürliche Nahrungsaufnahme werden die Zähne regelmäßig abgenutzt. Werden jedoch ungeeignete Futtermittel wie Trockenfutter angeboten, verändert sich die Kiefermechanik, was zu schmerzhaften Zahnfehlstellungen führen kann. Symptome sind vermehrtes Speicheln, Nasenausfluss und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Eine grob strukturierte, natürliche Nahrung fördert die Verdauung und hält den Stoffwechsel aktiv. Trockenfutter führt dagegen zu einer Verlangsamung des Verdauungsprozesses und erhöht das Risiko von Durchfall, Blähungen und Verstopfung.
Kaninchen resorbieren Kalzium nicht bedarfsorientiert, sondern entsprechend der aufgenommenen Menge. Ein Überschuss kann zu Blasengries und Blasensteinen führen. Vitamin-D-Zusätze in Trockenfutter begünstigen zudem die Bildung von Ablagerungen in den Harnwegen. Eine kalziumarme Ernährung ist besonders für Kaninchen mit Blasengries wichtig. Sie sollten kein Löwenzahn, Karottengrün oder Luzerne erhalten, sondern stattdessen kohlsorten- und kräuterreiche Nahrung.
Eine naturnahe Ernährung ist der Schlüssel zu einem gesunden Kaninchenleben. Die Basis sollte stets aus frischem Grünfutter bestehen, ergänzt durch hochwertiges Heu, frisches Wasser und gelegentliche Leckereien in Form von Obst oder Gemüse. Die Vermeidung von Trockenfutter und plötzlichen Futterumstellungen ist essenziell, um Verdauungsstörungen und andere gesundheitliche Probleme zu verhindern. Eine artgerechte Ernährung sorgt nicht nur für gesunde Zähne und eine stabile Verdauung, sondern auch für ein aktives und ausgeglichenes Verhalten der Tiere.