Hamster zucht: Tierschutzprobleme durch unnatürliche Zuchtziele

Hamster
Foto: Marcela Arrubla

Die Zucht von Hamstern hat in den letzten Jahrzehnten extreme Formen angenommen. Besonders im Heimtiermarkt sind Farb- und Fellvarianten gefragt, die in der Natur nicht vorkommen. Doch die Überzüchtung bringt schwerwiegende gesundheitliche Probleme mit sich. Der Tierschutz kritisiert diese Entwicklung scharf und rät zur Adoption von Tieren aus verantwortungsvoller Zucht oder aus dem Tierschutz.

Goldhamster (Mesocricetus auratus) – Von Naturform zur Showzucht

Der Goldhamster ist eine der bekanntesten und beliebtesten Hamsterarten. Doch durch gezielte Zucht wurden zahlreiche Varianten geschaffen, die gesundheitliche Risiken bergen.

Langhaarige Goldhamster (Teddyhamster) – Ein Pflegeproblem

Teddyhamster zeichnen sich durch ihr besonders langes, weiches Fell aus, das oft mehrere Zentimeter lang wird. Dieses Fell kann sich leicht verfilzen, insbesondere wenn sich Schmutz oder Streu darin verfängt. In der Natur würde eine solch lange Fellstruktur nicht vorkommen, da sie die Beweglichkeit einschränkt und das Risiko von Hautkrankheiten erhöht.

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Besitzer von Teddyhamstern müssen regelmäßig das Fell bürsten und verknotete Stellen vorsichtig entfernen. Vernachlässigte Pflege kann zu schmerzhaften Verfilzungen führen, die den Hamster in seiner Bewegungsfreiheit einschränken oder sogar Infektionen verursachen können. Da Hamster von Natur aus keine Fellpflege durch den Halter gewohnt sind, empfinden viele Tiere diese Maßnahmen als Stress.

Besondere Farbzuchten – Optik auf Kosten der Gesundheit

Goldhamster gibt es mittlerweile in vielen unnatürlichen Farbvarianten wie Weiß mit roten Augen, Bluefawn oder Silvergrey. Diese Zuchtlinien bringen jedoch gesundheitliche Risiken mit sich:

  • Albinos (Weiß mit roten Augen): Albino-Hamster besitzen weniger Pigmentzellen in den Augen, was zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit führen kann. Sie leiden daher häufig unter Sehproblemen oder vermeiden stark beleuchtete Bereiche ihres Geheges.

  • Bluefawn und Silvergrey: Diese Farbschlage stehen im Verdacht, mit einem geschwächten Immunsystem verbunden zu sein. Tiere mit diesen Farbschlagen erkranken häufiger an Infektionen oder Tumoren als Hamster mit natürlicher Fellfarbe.

  • Scheckungen und extreme Muster: Besonders bei Schecken-Varianten kann es zu genetischen Defekten kommen, die zu Taubheit oder neurologischen Problemen führen.

Überzüchtete Show-Linien – Verkürzte Lebenserwartung

Einige Goldhamster werden gezielt auf extreme Merkmale wie intensivere Farben, besonders lange Fellstrukturen oder kompaktere Körperformen gezüchtet. Dabei rückt die Gesundheit der Tiere in den Hintergrund. Die Folge sind häufig:

  • Geringere Lebenserwartung: Viele Show-Linien erreichen kaum das Durchschnittsalter von zwei bis drei Jahren.

  • Organische Erkrankungen: Eine übermäßige Selektion auf optische Merkmale kann Organschäden begünstigen, beispielsweise Herz- oder Nierenerkrankungen.

  • Verhaltensprobleme: Manche Tiere zeigen auffälliges Verhalten wie gesteigerte Schreckhaftigkeit oder motorische Störungen.

Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli) – Hybriden und Krankheitsrisiken

Der Campbell-Zwerghamster wird oft mit dem Dsungarischen Zwerghamster gekreuzt. Diese Hybrid-Zucht birgt viele Probleme.

Hybrid-Zucht mit Dsungaren – Stoffwechselkrankheiten als Folge

Campbell-Zwerghamster und Dsungarische Zwerghamster sind genetisch zwar eng verwandt, jedoch eigenständige Arten. Die Kreuzung dieser beiden Zwerghamsterarten führt oft zu Hybriden, die gesundheitliche Nachteile haben:

  • Höhere Diabetes-Anfälligkeit: Hybriden haben oft einen gestörten Zuckerstoffwechsel, der sie besonders anfällig für Diabetes macht. Die Tiere neigen zu starkem Durst, vermehrtem Urinieren und Übergewicht.

  • Stoffwechselstörungen: Neben Diabetes treten häufig Fettstoffwechselprobleme auf, die zu Lebererkrankungen führen können.

  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Hybride haben ein geschwächtes Immunsystem, wodurch sie schneller an bakteriellen Infektionen oder Hautkrankheiten erkranken.

Besondere Farbschläge – Höhere Anfälligkeit für Augen- und Nervenprobleme

Campbell-Zwerghamster werden in besonderen Farbschlagen wie Albino, Opal oder Black gezüchtet. Diese bringen oft gesundheitliche Risiken mit sich:

  • Albino-Campbells leiden unter starker Lichtempfindlichkeit und können Sehprobleme entwickeln.

  • Opal und Black-Campbells haben eine höhere Anfälligkeit für Augenentzündungen und neurologische Störungen.

Dsungarischer Zwerghamster (Phodopus sungorus) – Natürliche Merkmale werden weggezüchtet

Auch beim Dsungarischen Zwerghamster haben Zuchtziele oft negative Folgen.

Hybriden-Problematik – Ungesunde Mischungen

Wie bei den Campbells werden auch Dsungaren häufig mit ihnen gekreuzt. Diese Hybriden sind nicht nur gesundheitlich benachteiligt, sondern oft auch verhaltensauffällig. Viele entwickeln Stoffwechselkrankheiten oder leiden unter einer kürzeren Lebenserwartung.

Überzüchtung auf „Winterweiß“ – Genetische Schwächen

Dsungaren wechseln in der Natur im Winter ihre Fellfarbe zu Weiß. Manche Zuchtlinien setzen jedoch gezielt auf Tiere, die diesen Farbwechsel besonders stark zeigen. Diese selektive Zucht kann genetische Schwächen mit sich bringen, etwa eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.

Fazit: Verantwortung bei der Zucht und Adoption

Die gesundheitlichen Probleme bei überzüchteten Hamstern reichen von Diabetes und Zahnfehlstellungen bis hin zu Immunschwäche und neurologischen Störungen. Viele dieser Leiden sind eine direkte Folge der menschlichen Selektion auf unnatürliche Merkmale. Wer einen Hamster halten möchte, sollte sich bewusst für verantwortungsvolle Züchter oder die Adoption von Tieren aus dem Tierschutz entscheiden. Naturnahe Zuchten mit gesunden und robusten Tieren sollten bevorzugt werden, um das Wohl der Hamster zu sichern.

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