Der herausragende Geruchssinn von Hunden

Hunde haben einen erstaunlichen Geruchssinn. Er ist sprichwörtlich tausendfach besser als der des Menschen.
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Hunde haben einen erstaunlichen Geruchssinn. Er ist sprichwörtlich tausendfach besser als der des Menschen. Ein trainierter Hund kann eine Duftspur über Tage hinweg verfolgen. Auch verschüttete Menschen oder Wild auf große Entfernung aufzuspüren, ist für ihn kein Problem.

Diese Fähigkeit verdanken Hunde ihrer besonderen Nasen-Anatomie und ihrem hochentwickelten Riechhirn. Doch was macht ihren Geruchssinn so einzigartig? Wie unterscheiden sie sich von uns Menschen? Und in welchen Bereichen nutzen wir diese besondere Fähigkeit der Hunde?

Hunde riechen besser als Menschen

Verglichen mit uns Menschen sind Hunde wahre Geruchsexperten. Schätzungen zufolge nehmen sie Gerüche 10.000- bis 100.000-mal empfindlicher wahr als wir. Während Menschen viele Gerüche erst ab einer bestimmten Konzentration bemerken, genügen Hunden oft einzelne Moleküle.

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Experimente zeigen, dass Hunde Substanzen noch in Konzentrationen von Teilen pro Billion (10⁻¹²) wahrnehmen können. Dadurch erkennen sie selbst winzigste Spuren in großen Umgebungen. Sie riechen einen einzelnen verdorbenen Apfel in einem Lager oder einen Tropfen einer Substanz in einem Schwimmbecken. Diese Präzision ist für Menschen unvorstellbar.

Ein wesentlicher Grund für diese Überlegenheit liegt in der unterschiedlichen Anzahl der Riechzellen. Während der Mensch lediglich 5–10 Millionen Riechzellen besitzt, verfügen Hunde über 200–300 Millionen. Je nach Hunderasse kann diese Zahl variieren. Besonders Jagd- und Spürhunde haben eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Riechzellen.

Die riesige Riechschleimhaut der Hunde

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Fläche der Riechschleimhaut. Beim Menschen beträgt sie nur 3–5 cm² – das entspricht etwa der Größe einer Briefmarke. Beim Hund hingegen kann sie bis zu 200 cm² betragen, was in etwa der Größe eines DIN-A4-Blatts entspricht.

Diese riesige Oberfläche erlaubt es dem Hund, viel mehr Geruchsmoleküle aufzunehmen und zu analysieren. Seine Nasenhöhle enthält spezielle Lamellenstrukturen, die die Luft verwirbeln. Dadurch werden Duftstoffe besonders lange in der Nase gehalten und intensiv wahrgenommen.

Zudem ist die Hundenase ständig feucht, was Duftmoleküle besser einfängt. Sie verdunsten weniger schnell und bleiben länger auf der Riechschleimhaut haften. Dies ist einer der Gründe, warum Hunde auch alte Spuren noch nachverfolgen können.

Die Technik des Schnüffelns

Hunde haben eine besondere Atemtechnik, die ihr Riechen noch effektiver macht. Sie können beim Schnüffeln bis zu 300 Atemzüge pro Minute nehmen. Dadurch gelangt kontinuierlich frische Luft in die Nase. Der Geruchsstrom bleibt dabei intakt und stabil, sodass Hunde selbst feine Unterschiede zwischen einzelnen Duftpartikeln wahrnehmen können.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Form der Nasenlöcher. Hunde besitzen seitliche Nasenschlitze, durch die sie Luft gezielt ausatmen. Dies hat den Effekt, dass die ausgeatmete Luft neue Duftmoleküle von der Umgebung in die Nase zieht. So können sie dauerhaft riechen, ohne dass Geruchsinformationen durch das Ausatmen verwischt werden.

Das Jacobsonsche Organ – Riechen und Schmecken gleichzeitig

Neben dem normalen Riechsystem besitzen Hunde das sogenannte Jacobsonsche Organ (Vomeronasales Organ). Dieses sitzt im Gaumen des Hundes und ist über spezielle Kanäle mit der Nasenhöhle verbunden. Es ermöglicht das Wahrnehmen von Pheromonen und anderen chemischen Signalen.

Manchmal sieht man Hunde mit leicht geöffnetem Maul schnüffeln oder „flehmen“. Dabei nehmen sie Pheromone auf und analysieren sie mit dem Jacobsonschen Organ. Diese Fähigkeit ist besonders wichtig für die soziale Kommunikation unter Hunden. Sie hilft ihnen, den emotionalen Zustand, die Geschlechtsreife oder das Territorium anderer Hunde zu erkennen.

Das Riechhirn: Die Steuerzentrale des Geruchssinns

Nicht nur die Nase, auch das Gehirn des Hundes ist auf Gerüche spezialisiert. Rund 10% ihres gesamten Gehirns sind für die Verarbeitung von Gerüchen zuständig. Beim Menschen sind es lediglich 1%. Diese enorme Spezialisierung zeigt, welchen hohen Stellenwert der Geruchssinn für Hunde hat.

Die Geruchseindrücke werden von spezialisierten Gehirnstrukturen verarbeitet. Hunde können sich Gerüche wie Bilder speichern und später wiedererkennen. Sie sind in der Lage, eine Million verschiedene Gerüche zu unterscheiden. Das macht sie zu den besten natürlichen Spürnasen der Welt.

Hunde als Spürhunde im Einsatz

Dank ihres Geruchssinns helfen Hunde in vielen Bereichen. Besonders bei Polizei und Rettungsteams sind sie unverzichtbar. Drogenspürhunde erkennen geringste Mengen von Rauschgift in Gepäckstücken oder Fahrzeugen. Sprengstoffhunde spüren explosive Stoffe in Gebäuden oder Menschenmengen auf.

Auch Rettungshunde setzen ihre Nase gezielt ein. Sie suchen Vermisste im Gelände oder erschnüffeln Verschüttete unter Lawinen oder Trümmern. Manche Hunde sind auf das Verfolgen individueller Geruchsspuren (Mantrailing) spezialisiert. Sie folgen selbst Tage alten Fährten durch Städte oder Wälder.

Hunde in der Jagd – wertvolle Helfer

Seit Jahrtausenden begleiten Hunde den Menschen bei der Jagd. Ihr Geruchssinn hilft, Wild zu finden und zu verfolgen. Einige Jagdhunde sind darauf trainiert, verletzte Tiere aufzuspüren. Sie folgen Blutspuren (Schweißhunde) und helfen Jägern, Wild zu finden.

Andere Hunde wie Vorstehhunde zeigen dem Jäger an, wo sich Wild versteckt. Apportierhunde bringen geschossene Beute zurück. Besonders beeindruckend ist, dass Hunde sogar die Laufrichtung einer Spur erkennen können. Sie wissen genau, ob ein Tier gerade vorbeigezogen ist oder ob die Spur alt ist.

Hunde als medizinische Spürnasen

Nicht nur bei Polizei und Jagd sind Hunde nützlich. Auch im Gesundheitswesen werden sie immer häufiger eingesetzt. Studien zeigen, dass Hunde Krankheiten wie Krebs oder Diabetes am Geruch erkennen können.

Diabetiker-Warnhunde riechen, wenn der Blutzuckerspiegel ihres Besitzers sinkt. Sie warnen frühzeitig vor einer Unterzuckerung. Auch Krebs-Spürhunde sind erstaunlich zuverlässig. Sie erkennen Tumore, indem sie die Atemluft oder Körperflüssigkeiten von Patienten analysieren.

Während der Corona-Pandemie wurden sogar Hunde trainiert, COVID-19-Infektionen zu erschnüffeln. In Studien lag ihre Trefferquote bei über 90%. Diese beeindruckende Fähigkeit könnte in Zukunft helfen, Krankheiten schneller zu erkennen.

Fazit: Die Supernase der Hunde

Der Geruchssinn des Hundes ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Er ist um ein Vielfaches empfindlicher als der des Menschen. Dank spezieller Riechzellen, einer großen Riechschleimhaut und einem hochentwickelten Riechhirn sind Hunde wahre Meister des Schnüffelns.

Ob bei der Polizei, in der Jagd oder in der Medizin – überall setzen Hunde ihren Geruchssinn erfolgreich ein. Ihre feine Nase macht sie zu unverzichtbaren Helfern des Menschen. Kein technisches Gerät kann bisher mit ihrer unglaublichen Spürkraft mithalten. Hunde bleiben uns damit in jeder Hinsicht eine Nasenlänge voraus.