Die Landflucht in Deutschland hält weiter an. Immer mehr Menschen zieht es in Städte, während ländliche Regionen zunehmend entvölkert werden. Dabei gibt es Hinweise, dass das Leben auf dem Land positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Bereits im Jahr 2018 wurde in einer Untersuchung festgestellt: Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, sind widerstandsfähiger gegenüber Stress als Stadtbewohner.
Woran das liegt, ist bisher nicht abschließend geklärt. Liegt es an der ruhigeren Umgebung? Am engeren sozialen Gefüge? Oder möglicherweise am häufigeren Kontakt mit Tieren, wie er auf dem Land üblich ist?
Um diese Fragen wissenschaftlich zu untersuchen, hat ein Forschungsteam nun eine gezielte Studie durchgeführt. Im Mittelpunkt standen 40 männliche Stadtbewohner im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt, abhängig von ihren Erfahrungen mit Haustieren in der Kindheit.
Gruppe 1: Männer, die ohne Haustiere aufgewachsen sind
Gruppe 2: Männer, die bis zum 15. Lebensjahr mindestens fünf Jahre mit einem Hund oder einer Katze zusammengelebt haben
Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob frühkindlicher Tierkontakt langfristige Auswirkungen auf die körperliche Stressverarbeitung und das Immunsystem hat.
Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Männer, die in ihrer Kindheit keinen Kontakt zu Haustieren hatten, zeigten signifikant schlechtere immunregulatorische Fähigkeiten. Auch ihre Darmbarriere – ein wichtiger Bestandteil der körperlichen Abwehr – war im Vergleich zur Haustier-Gruppe geschwächt.
Besonders unter Stressbedingungen traten deutliche Unterschiede auf: Bei den tierlosen Probanden wurden stärkere akute Entzündungsreaktionen festgestellt. Das bedeutet: Ihr Körper reagierte heftiger auf Stressreize, was langfristig das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen kann.
Die Forschenden zogen ein klares Fazit: Der frühe Kontakt mit Haustieren wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus. Besonders die Fähigkeit des Körpers, Stress abzufedern und angemessen darauf zu reagieren, wird durch Tierkontakt deutlich verbessert.
Haustiere in der Kindheit fördern also nicht nur emotionale Stabilität, sondern auch eine gesunde, entzündungshemmende Immunantwort im Erwachsenenalter. Dies könnte ein Schlüssel sein, um stressbedingten Erkrankungen wie Depressionen, Autoimmunerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Problemen vorzubeugen.
Die Studienergebnisse sprechen für sich: Wer in jungen Jahren engen Kontakt zu Tieren hat, profitiert später im Leben auf vielfältige Weise. Insbesondere in urbanen Lebensräumen, in denen Kinder heute häufig ohne Haustiere aufwachsen, könnte dies ein bedeutender Gesundheitsfaktor sein.
Eltern, Pädagogen und auch Stadtplaner sollten diese Erkenntnisse ernst nehmen. Tierkontakt ist mehr als nur emotionale Bereicherung – er kann zur körperlichen Resilienz beitragen und somit auch gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sein.