Deutsche geben mehr für Haustiere aus: Warum die Tierliebe trotz Krise ungebrochen ist

Deutsche geben mehr für Haustiere aus als je zuvor. Mit über sieben Milliarden Euro Umsatz erreicht die Heimtierbranche ein neues Hoch.
Foto: Simona Kidrič

Inmitten wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Preise und angespannter Konsumlaune gibt es in Deutschland eine Konstante: die Liebe zu Haustieren. Auch 2024 zeigt sich, dass viele Menschen nicht bereit sind, bei ihren tierischen Begleitern zu sparen. Die neuesten Zahlen belegen eindrucksvoll: Deutsche geben mehr für Haustiere aus als je zuvor. Mit über sieben Milliarden Euro Gesamtumsatz erreicht die Heimtierbranche ein neues Hoch – und das trotz Inflation und Konsumflaute.

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Haustiere in fast jedem zweiten Haushalt

Rund 44 Prozent aller Haushalte in Deutschland halten mindestens ein Heimtier. Damit ist die Tierhaltung kein Nischenthema, sondern Teil des Alltags für Millionen Menschen. Insgesamt leben über 34 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel in deutschen Haushalten. Zusätzlich kommen unzählige Zierfische und Reptilien hinzu, die in Aquarien und Terrarien gepflegt werden. Diese Zahlen basieren auf einer repräsentativen Erhebung des Instituts Skopos im Auftrag des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) und des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH).

Die Daten zeigen auch, wie tief verwurzelt die Haustierhaltung im familiären Leben ist. Zwei Drittel aller Familien mit Kindern haben ein Heimtier, ebenso wie knapp ein Drittel aller alleinlebenden Personen. Die Bedeutung von Haustieren reicht also weit über niedliche Fotos auf Social Media hinaus – sie sind emotionale Begleiter, Strukturgeber im Alltag und oft eine wichtige Stütze für das psychische Wohlbefinden.

Katzen an der Spitze der Beliebtheitsskala

Mit rund 15,9 Millionen Tieren bleiben Katzen unangefochten das beliebteste Haustier der Deutschen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von etwa 200.000 Samtpfoten. Der Reiz der Katze liegt laut ZZF nicht nur in ihrer selbstständigen Art, sondern auch in ihrer Alltagstauglichkeit. Sie benötigen keine täglichen Spaziergänge, lassen sich problemlos in Wohnungen halten und gelten als unkomplizierter im Vergleich zu Hunden.

Darüber hinaus sorgt auch die mediale Präsenz von Prominenten für einen anhaltenden Katzenhype. Besonders der Einfluss von Stars wie Taylor Swift, die ihre Katzen regelmäßig auf Instagram präsentiert, trägt zur wachsenden Popularität bei. Der Verband weist allerdings auch darauf hin, dass die von Swift gehaltenen Schottischen Faltohrkatzen zu den sogenannten Qualzuchten gehören. Ihre charakteristischen eingeknickten Ohren sind das Ergebnis genetischer Defekte, die mit gesundheitlichen Problemen einhergehen können.

An zweiter Stelle der beliebtesten Haustiere folgen die Hunde mit rund 10,5 Millionen Tieren. Trotz der höheren Anforderungen an Haltung und Pflege bleibt der Hund für viele Menschen der Inbegriff des treuen Begleiters. Auch hier spielen emotionale Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Anschaffung und Versorgung.

Deutsche geben immer mehr für Haustiere aus: Umsätze steigen trotz wirtschaftlicher Eintrübung

Die Entwicklung des Heimtiermarkts zeigt, dass Deutsche mehr für Haustiere ausgeben, obwohl die allgemeine Kaufkraft unter Druck steht. Im Jahr 2024 lag der Gesamtumsatz bei über sieben Milliarden Euro, während im Vorjahr noch 6,8 Milliarden Euro verzeichnet wurden. Aufgrund einer geänderten Datenbasis lassen sich die beiden Jahre nur bedingt vergleichen, dennoch bleibt die Tendenz eindeutig: Die Tierliebe lässt sich nicht bremsen.

Trotz dieser positiven Gesamtentwicklung spürt die Branche die Auswirkungen der wirtschaftlichen Lage. Während der Umsatz mit Fertignahrung unterhalb der Inflationsrate blieb, mussten vor allem Bedarfsartikel und Zubehör einen leichten Rückgang hinnehmen. Hier fiel der Umsatz im stationären Handel um 0,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Das verdeutlicht, dass Tierhalter zunehmend gezielt sparen – allerdings nicht bei der Grundversorgung ihrer Tiere, sondern eher bei nicht essenziellen Anschaffungen.

Katzenfutter dominiert den Markt

Ein Blick auf die Verteilung der Umsätze zeigt deutliche Verschiebungen. Besonders deutlich fällt das Wachstum im Segment Katzenfutter aus. Im stationären Handel wurden 2024 rund 2,3 Milliarden Euro umgesetzt – ein Plus von 3,5 Prozent. Im Gegensatz dazu stagnierte der Umsatz mit Hundefutter oder ging sogar leicht zurück. In klassischen Vertriebswegen lag er bei etwa 1,8 Milliarden Euro.

Eine wichtige Rolle spielt auch der Lebensmitteleinzelhandel inklusive Drogerien, über den der Großteil des Fertigfutters verkauft wird. Rund 2,8 Milliarden Euro Umsatz entfallen auf dieses Segment, was etwa 65 Prozent des Gesamtumsatzes bei Heimtiernahrung entspricht. Der Fachhandel behauptet sich vor allem bei Zubehörprodukten und Pflegeartikeln, wo er rund 77 Prozent des Umsatzes generiert.

Besonders stark wuchs der Onlinehandel, der im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent zulegen konnte und damit etwa 1,5 Milliarden Euro Umsatz erreichte. Die zunehmende Digitalisierung macht sich also auch in der Heimtierbranche bemerkbar. Für viele Tierhalter ist der Onlinekauf komfortabel, zeitsparend und bietet oft bessere Vergleichsmöglichkeiten bei Preis und Qualität.

Soziale Rolle von Heimtieren wird immer wichtiger: Deshalb geben Deutsche immer mehr für Haustiere aus

Ein entscheidender Grund dafür, warum deutsche mehr für Haustiere ausgeben, liegt in der emotionalen Bindung, die viele Menschen zu ihren Tieren aufbauen. Haustiere werden längst nicht mehr nur als Mitbewohner oder Freizeitbeschäftigung betrachtet, sondern als gleichwertige Familienmitglieder. Sie spenden Trost, lindern Einsamkeit und fördern das soziale Wohlbefinden – besonders bei alleinlebenden Personen oder in Haushalten mit Kindern.

Diese soziale Komponente gewinnt gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Unsicherheiten an Bedeutung. Haustiere bieten emotionale Stabilität und übernehmen eine vermittelnde Rolle im Alltag. Ihre Präsenz kann helfen, Stress abzubauen, Routinen zu schaffen und die psychische Gesundheit zu stabilisieren. Das erklärt, warum viele Menschen trotz knapper Budgets bereit sind, weiter in das Wohl ihrer tierischen Begleiter zu investieren.

Ein wachsender Markt mit gesellschaftlicher Bedeutung

Die Zahlen der Heimtierbranche sind mehr als nur wirtschaftliche Kennziffern. Sie erzählen von einer Gesellschaft, die in Haustieren nicht nur ein Hobby sieht. Während an anderen Stellen gespart wird, steigen die Ausgaben für Haustiere kontinuierlich. Das spiegelt sich nicht nur in den Milliardenumsätzen, sondern auch im Wandel der Lebensrealität vieler Menschen.

Die Heimtierhaltung ist zu einem gesellschaftlichen Phänomen geworden, das Wirtschaft, Kultur und Alltag gleichermaßen prägt. Die Entwicklungen des Jahres 2024 zeigen, dass diese Verbindung zwischen Mensch und Tier auch unter schwierigen Bedingungen weiter wächst. Haustiere sind mehr als Konsumgüter – sie sind emotionale Anker in einer Welt, die sich ständig verändert.

Darum geben Deutsche mehr für Haustiere aus: Die Liebe zum Tier bleibt krisenfest

Auch 2024 bestätigt sich: Deutsche geben mehr für Haustiere aus, weil sie in ihnen weit mehr sehen als nur Tiere. Sie sind Freunde, Familienmitglieder und emotionale Stabilisatoren in einer oft überfordernden Welt. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten wächst der Heimtiermarkt weiter.

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