Ein dramatischer Vorfall im österreichischen Ötztal sorgt derzeit für Aufsehen: Ein Braunbär hat nahe Umhausen zwei Schafe und zwei Lämmer gerissen. Ob sich das Wildtier weiter in Richtung Bayern ausbreiten könnte, wird von den Behörden geprüft. Denn nur rund 50 Kilometer trennen den Tatort von der deutschen Grenze. Für dich als Wanderer, Landwirt oder Tierfreund stellen sich nun viele Fragen – nicht nur zur Sicherheit, sondern auch zum richtigen Verhalten im Ernstfall.
Am 8. Mai 2025 entdeckte ein Jäger im Schnee von Umhausen im Ötztal eindeutige Spuren: große Tatzenabdrücke, wie sie nur ein Bär hinterlassen kann. Wenig später fand man vier tote Tiere – zwei Schafe und zwei Lämmer. Die Bissspuren lassen keinen Zweifel: Ein Bär war hier am Werk. Die Proben der gerissenen Tiere wurden zur genetischen Analyse nach Wien geschickt, um den genauen Ursprung zu klären.
Nur wenige Tage zuvor hatte eine Wildkamera in einem zehn Kilometer entfernten Ort einen Bären erfasst. Auch im Nachbarort wurden Hinweise auf das Tier entdeckt, darunter zerstörte Bienenstöcke – vermutlich auf der Suche nach Honig. Alles deutet darauf hin, dass es sich um ein einzelnes Tier handelt, das durch das Ötztal wandert.
Auch wenn der Vorfall erschreckend klingt, geben die Behörden in Tirol vorerst Entwarnung. Laut offizieller Einschätzung geht aktuell keine akute Gefahr für die Bevölkerung aus. Dennoch wird empfohlen, in Alm- und Bergregionen besonders vorsichtig zu sein. Du solltest also beim Wandern aufmerksam bleiben und Bärensichtungen umgehend melden. Auf der Website des Landes Tirol findest du zudem konkrete Verhaltenstipps für Begegnungen mit Bären – etwa, wie du dich ruhig verhältst und dem Tier Raum gibst.
Die Behörden gehen davon aus, dass der Bär aus dem italienischen Trentino stammt. In dieser Region wurden seit 1999 Braunbären aus Slowenien angesiedelt, um eine stabile Population aufzubauen. Viele dieser Tiere wandern regelmäßig über die Alpen nach Norden. Auch der berüchtigte Bär Bruno nahm damals diesen Weg – bis er 2006 im bayerischen Rotwandgebiet erschossen wurde.
Der aktuelle Vorfall ist nicht nur für Tirol von Bedeutung. Denn Umhausen liegt nur etwa 56 Kilometer von Mittenwald entfernt – also von der bayerischen Grenze. Wenn der Bär weiterzieht, ist eine Überschreitung nach Deutschland keineswegs ausgeschlossen. Du erinnerst dich vielleicht: Auch Bruno überquerte damals die Landesgrenze und versetzte zahlreiche Gemeinden in Aufruhr.
Ein solcher Fall könnte sich nun wiederholen. Die Route durch das Ötztal Richtung Norden bietet dafür geografisch günstige Bedingungen. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass der Bär die Schafe in Tirol getötet hat, bleibt die Frage: Wie schnell wird aus einem wandernden Wildtier eine ernste Bedrohung für Haustiere, Landwirtschaft oder gar den Menschen?
Auch wenn es momentan in Tirol höchstens eine Handvoll Braunbären gibt, ist das Tier in anderen Teilen Europas weit verbreitet. In Rumänien leben schätzungsweise 9.000 Exemplare, in Schweden und Kroatien nur wenige Tausend, in Italien immerhin knapp 100 – hauptsächlich im Trentino. In Deutschland hingegen ist der Braunbär eine absolute Seltenheit. Die letzte Sichtung eines Bären wurde im Mai 2023 dokumentiert.
Doch die Wanderbewegungen zeigen: Eine Rückkehr des Bären nach Mitteleuropa ist nicht ausgeschlossen. Wenn du also in der Nähe der Alpen unterwegs bist, solltest du das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Der Fall Bär tötet Schafe in Tirol steht exemplarisch für den schwierigen Umgang mit der Rückkehr von Wildtieren. In Deutschland gibt es bereits Schwierigkeiten im Umgang mit der Rückkehr wilder Wölfe nach Deutschland. Einerseits ist auch der Bär ein faszinierender Teil europäischer Natur. Andererseits stellt er – besonders in der Nähe menschlicher Siedlungen – eine Herausforderung dar. Die Behörden rufen deshalb zur Wachsamkeit auf, nicht zur Panik. Für dich bedeutet das: Bleib informiert, verhalte dich umsichtig und unterstütze die Meldeketten bei Sichtungen.