
Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner erkennen – das wird gerade im Frühling und Sommer ein wichtiges Thema. Beide Arten treten in Parks, Gärten und an Waldrändern auf. Dabei bilden sie auffällige Gespinste an Ästen und Baumstämmen. Trotzdem bestehen gravierende Unterschiede: Die Gespinstmotte ist harmlos für den Menschen, während der Eichenprozessionsspinner schwere gesundheitliche Reaktionen hervorrufen kann. Dieser Beitrag beleuchtet Biologie, Lebensweise, Unterschiede und Bekämpfungsmöglichkeiten.
Auch wenn du beide Schmetterlingsraupen auf den ersten Blick verwechseln könntest, unterscheiden sich Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner biologisch deutlich. Die Gespinstmotte ist unbehaart und gelb-grau mit schwarzen Flecken und schwarzem Kopf. Der ausgewachsene Falter hat weiße Flügel mit schwarzen Punkten und eine Spannweite von bis zu 25 Millimetern. Der Lebenszyklus beginnt im Sommer mit der Eiablage an jungen Trieben. Die Jungraupen überwintern geschützt im Ei und beginnen im Frühjahr mit dem Fraß. Auffällig sind ihre silbrig-weißen Gespinste, die ganze Bäume umhüllen können.
Beim Eichenprozessionsspinner – lateinisch Thaumetopoea processionea – handelt es sich um eine Art, die ausschließlich Eichen befällt. Die Raupen wandern in typischer Prozession hintereinander her, daher der Name. Die gefährlichen Brennhaare entstehen ab dem dritten Larvenstadium und bleiben über Jahre in der Umgebung aktiv. Diese Haare lösen allergische Reaktionen aus und können durch die Luft übertragen werden.
Wenn du die betroffenen Pflanzen kennst, kannst du Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner leichter erkennen. Gespinstmotten befallen Apfelbäume, Schlehen, Traubenkirschen, Weißdorn oder Pfaffenhütchen. Besonders häufig ist die Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymella). Sie kann regelmäßig ganze Sträucher kahlfressen, was jedoch nur temporär schädlich ist.
Der Eichenprozessionsspinner beschränkt sich dagegen auf Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche. Die Eier werden im Spätsommer an sonnenexponierten Zweigen abgelegt. Im Mai schlüpfen die Larven und fressen junge Eichenblätter. Die Nester bestehen aus Kot, Häutungsresten und Spinnseide und befinden sich bevorzugt an Astgabeln oder Stammabschnitten. Im Unterschied zu den baumumhüllenden Netzen der Gespinstmotte sind diese Nester kompakter und meist nur einen Meter groß.
Die größte Gefahr beim Eichenprozessionsspinner sind die mikroskopisch kleinen Brennhaare. Diese lösen bei Hautkontakt stark juckende Pusteln, Schleimhautreizungen oder in schweren Fällen Atemnot aus. Besonders empfindliche Menschen können allergische Schocks erleiden. Weil die Haare durch Luftströmungen verbreitet werden, treten Beschwerden auch fernab vom eigentlichen Nest auf – teilweise das ganze Jahr über.
Gespinstmotten dagegen sind für Menschen ungefährlich. Ihre Raupen besitzen keine Brennhaare und verursachen lediglich optisch auffällige, aber harmlose Kahlfraßschäden. Dennoch solltest du auch sie erkennen, damit du frühzeitig reagieren und eine weitere Ausbreitung verhindern kannst.
Wenn du Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner erkennst, kannst du gezielt Maßnahmen ergreifen. Bei Gespinstmotten reicht oft die mechanische Bekämpfung: Du kannst betroffene Zweige abschneiden oder die Nester absammeln und im Restmüll entsorgen – niemals auf dem Kompost! Auch Vögel oder Schlupfwespen helfen bei der natürlichen Eindämmung. Unterstütze sie durch Nistkästen und eine naturnahe Gartengestaltung.
Der Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner ist heikler. Aufgrund des Gesundheitsrisikos solltest du immer Profis mit Schutzkleidung beauftragen. Sie entfernen die Nester fachgerecht und entsorgen sie sicher. Bei starkem Befall in Wohngebieten oder Schulnähe sind zudem Absperrungen und Warnhinweise notwendig. Vermeide jeden Kontakt und warne auch andere, wenn du ein Nest entdeckt hast.
Wenn du Haustiere hast, solltest du besonders wachsam sein, sobald du Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner erkennen kannst. Während Gespinstmotten keine unmittelbare Gefahr darstellen, können die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners für Hunde, Katzen oder Pferde hochgefährlich sein. Kommen Tiere in Kontakt mit den Haaren, sind Entzündungen der Schleimhäute, Husten, Augenschäden oder sogar Atemnot möglich. Besonders problematisch ist, dass Hunde beim Schnüffeln am Boden oder beim Wälzen versehentlich mit den Nestern oder frei schwebenden Haaren in Berührung kommen. Falls du typische Symptome wie Reizhusten, Schwellungen im Maulbereich oder plötzliches Meiden von Spazierwegen bemerkst, solltest du umgehend eine Tierarztpraxis aufsuchen. Vor allem in eichenreichen Gebieten ist daher erhöhte Vorsicht geboten.
Wenn du aufmerksam bist und Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner frühzeitig erkennst, schützt du nicht nur Pflanzen, sondern auch deine Gesundheit. Während du bei harmlosen Gespinstmotten aktiv werden kannst, solltest du beim Eichenprozessionsspinner nichts riskieren. In beiden Fällen gilt: Beobachten, dokumentieren und – falls nötig – die richtigen Schritte einleiten. So hilfst du mit, dass Natur und Mensch friedlich nebeneinander bestehen.