Blasensteine bei Meerschweinchen: Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

Blasensteine beim Meerschweinchen sind ein häufig unterschätztes Problem, das jedoch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann.
Foto: Andrea auf Pixabay

Blasensteine beim Meerschweinchen sind ein häufig unterschätztes Problem, das jedoch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Dabei handelt es sich um feste Ablagerungen im Harntrakt des Tieres. Diese bestehen typischerweise aus Kalziumverbindungen wie Kalziumkarbonat, Kalziumphosphat oder Kalziumoxalat. Seltener kommen auch Struvitsteine vor. Je nach Ort der Ablagerung spricht man von Nierensteinen, Harnleitersteinen, Harnblasensteinen oder Harnröhrensteinen. Besonders feine Vorstufen dieser Steine werden als Blasengrieß oder Harngrieß bezeichnet – sie sind sandartig und können sich später zu größeren Steinen entwickeln.

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Das Vorkommen von Blasensteinen bei Meerschweinchen ist nicht selten: Rund 3,5 % aller Meerschweinchen erhalten laut aktuellen Schätzungen diese Diagnose – mit steigender Tendenz bei Tieren in Innenhaltung. Die Ursachen dafür sind vielfältig und hängen eng mit Fütterung, Haltungsbedingungen und der genetischen Veranlagung zusammen.

Symptome von Blasensteinen bei Meerschweinchen

Die Symptome einer Erkrankung mit Blasensteinen sind vielfältig und oft schwer zu erkennen, da Meerschweinchen dazu neigen, Schmerzen lange zu verbergen. Typische Warnsignale sind Blut im Urin – meist als kleiner Tropfen sichtbar, während dauerhaft rötlicher Urin nicht zwingend auf Blut hindeutet. Weitere Hinweise liefern Probleme beim Urinieren: häufiges Pressen, geringe Urinmengen, Inkontinenz oder sichtbarer Grieß im Urin. Begleitend dazu können Schmerzlaute beim Wasserlassen auftreten.

Oft verändert sich auch das Allgemeinbefinden: Das Fell wirkt struppig, die Tiere verlieren an Gewicht, wirken schwach oder fressen schlecht. Chronische Blasenentzündungen, Durchfall und entzündete Haut im Genitalbereich kommen ebenfalls vor. Besonders kritisch ist es, wenn das Tier ständig presst, aber kein Urin abgesetzt wird – dann besteht der Verdacht auf einen Harnleiterstein, was lebensbedrohlich sein kann. In seltenen Fällen zeigen sich auch Blähungen, Krämpfe oder sogar Lähmungen.

Ursachen für Blasensteine bei Meerschweinchen: Komplexe Zusammenhänge

Die Entstehung von Blasensteinen beim Meerschweinchen ist meist multifaktoriell. Einer der Hauptfaktoren ist die Ernährung. Fehlerhafte Fütterung, etwa ein Übermaß an kalziumreichen Trockenkräutern oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr durch zu wenig Frischfutter, fördern die Bildung von Ablagerungen im Harntrakt. Auch genetische Veranlagungen, fortgeschrittenes Alter, Bewegungsmangel und Übergewicht begünstigen das Problem.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist der Kalziumstoffwechsel: Anders als beim Menschen wird bei Meerschweinchen Kalzium nicht bedarfsorientiert aufgenommen, sondern nahezu vollständig resorbiert. Überschüssiges Kalzium wird über die Nieren ausgeschieden – was wiederum zur Kristallbildung führen kann. Weitere Risikofaktoren sind ein basischer Urin-pH-Wert, Infektionen oder ein Mangel an Vitamin D, wie er oft bei Tieren in reiner Innenhaltung ohne UVB-Licht auftritt.

Diagnosemethoden beim Tierarzt

Eine zuverlässige Diagnose erfolgt durch eine Kombination verschiedener Verfahren. Urintests auf Blut, mikroskopische Urinanalysen sowie bildgebende Verfahren wie Röntgen (in mehreren Ebenen) oder Ultraschall helfen bei der Lokalisierung der Steine. Auffälliger Urin – etwa trüb, grisselig oder milchig – kann ebenfalls ein erster Hinweis sein. Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenwerte und Harnsedimentanalysen liefern zusätzliche Erkenntnisse.

Therapieansätze: Von Spülung bis Operation

Die Behandlung von Blasensteinen bei Meerschweinchen richtet sich nach Art, Lage und Größe der Steine. Kleinere Ablagerungen können mit einer Spülung der Blase entfernt werden, wobei jedoch ein Risiko für Blasenrupturen besteht. Bei größeren Steinen ist eine chirurgische Entfernung nötig. Begleitend kommen Schmerzmittel wie Meloxicam oder Metamizol zum Einsatz. Bei Entzündungen wird ein Antibiotikum, beispielsweise Baytril, verabreicht.

Zur Unterstützung werden harntreibende Präparate wie RodiCare Uro oder Kräuterergänzungen eingesetzt. Diuretika wie Hydrochlorothiazid finden nur in Ausnahmefällen, etwa nach Operationen, Anwendung. Wichtig ist in jedem Fall eine deutlich erhöhte Flüssigkeitszufuhr – sei es durch Wasser, verdünnte Säfte oder spezielle Kräutertees. Das Aufschütteln der Blase und das zeitweise Hochlagern des Tieres kann zusätzlich helfen, die Entleerung zu erleichtern.

Vorbeugung der Blasensteine durch artgerechte Ernährung der Meerschweinchen

Eine gezielte Fütterung ist der wichtigste Schritt zur Prävention. Entscheidend ist eine frische, wasserreiche Ernährung mit einem hohen Anteil an Grünfutter – also Wiesenkräuter, Gemüsegrün und wenig Heu. Trockenfutter, Getreide, Knabberstangen oder getrocknete Kräuter sollten konsequent vermieden werden, da sie den Kalziumspiegel unnötig erhöhen. Auch Brot und Kräuterheu sind ungeeignet.

Ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis von etwa 1,5–2 : 1 ist anzustreben. Kalzium sollte dabei nicht zu stark reduziert werden, um keine Mangelerscheinungen an Zähnen oder Knochen zu riskieren. Magnesiumreiche Pflanzen wie Möhrengrün oder Fenchelgrün sind förderlich. Durch das Anbieten von erhöht platzierten Futterstellen wird das Strecken gefördert, was wiederum die Blasentätigkeit verbessert.

Unterstützend können harntreibende Pflanzen wie Brennnessel, Birkenblätter, Ackerschachtelhalm oder Goldrute gereicht werden – in frischer oder leicht angetrockneter Form.

Haltung und Pflege der Meerschweinchen: Bewegung schützt vor Blasensteinen

Neben der Ernährung spielt auch die Haltung eine zentrale Rolle. Ausreichend Bewegung in einem großzügigen Gehege, regelmäßige Gewichtskontrollen und ein sauberer Lebensraum sind essenziell. Nasses Streu, verschmutzte Einstreu oder nasses Fell begünstigen nicht nur Blasenentzündungen, sondern auch einen lebensgefährlichen Fliegenmadenbefall. Daher muss das Tier stets trocken gehalten werden.

UVB-Licht – entweder durch direkte Sonneneinstrahlung oder spezielle Lampen – ist wichtig zur Bildung von Vitamin D, das wiederum den Kalziumstoffwechsel beeinflusst. Innenhaltung ohne entsprechende Lichtquelle kann hier zum Risikofaktor werden.

Experten betonen die Bedeutung von Wasser und Frischfutter für Prävention von Blasensteinen bei Meerschweinchen

Fachleute sind sich einig: Eine hohe Wasseraufnahme reduziert das Risiko der Harnsteinbildung deutlich. Auch eine frische, wasserreiche Ernährung trägt zur Vorbeugung bei, da sie nicht nur die Harnwege unterstützt, sondern auch die Zahngesundheit und die körperliche Aktivität fördert. Zudem ist der Kalziumstoffwechsel bei Meerschweinchen und Kaninchen besonders – überschüssiges Kalzium wird nahezu vollständig über die Nieren ausgeschieden, was die Bedeutung einer ausgewogenen Mineralstoffzufuhr unterstreicht.

Fazit: Eine durchdachte Fütterung, Bewegung und regelmäßige Kontrollen können das Risiko von Blasensteinen beim Meerschweinchen erheblich reduzieren. Besitzer sollten frühzeitig auf Symptome achten und bei Verdacht schnell tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.