Sind Nacktschnecken giftig? Mythen, Fakten und was wirklich gefährlich ist

Nacktschnecken sind komplexe Tiere mit faszinierenden Eigenschaften – und sie werfen eine wichtige Frage auf: Sind Nacktschnecken giftig?
Foto: Alexa auf Pixabay

Faszinierende Wesen mit zweifelhaftem Ruf

Wer sich nach einem Regenschauer in den Garten begibt, wird sie kaum übersehen können: Nacktschnecken, die sich langsam, aber bestimmt über Wege, Beete und Terrassen schleimen. Ihr schleimiger Auftritt löst bei vielen Menschen eher Ekel als Bewunderung aus. Dabei sind Nacktschnecken erstaunlich komplexe Tiere mit faszinierenden Eigenschaften – und sie werfen eine wichtige Frage auf: Sind Nacktschnecken giftig?

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Die einfache Antwort lautet: Für Menschen sind Nacktschnecken in der Regel nicht giftig. Dennoch lohnt es sich, genauer hinzusehen, denn einige Arten können durchaus gefährlich sein – wenn auch nicht hierzulande. Außerdem gibt es Risiken, die oft übersehen werden und insbesondere für Haustiere wie Hunde eine Rolle spielen können.

Der Schleim – lästig, aber nicht gefährlich

Die wohl auffälligste Eigenschaft von Nacktschnecken ist ihr Schleim. Dieser zähflüssige Film ermöglicht es den Tieren, sich auch über raue Oberflächen oder senkrechte Wände zu bewegen, ohne sich zu verletzen. Er dient aber nicht nur der Fortbewegung, sondern auch dem Schutz. Einige Arten produzieren Bitterstoffe oder sogar toxisch wirkende Sekrete, um sich gegen Fressfeinde zu verteidigen. Doch selbst diese Abwehrstoffe sind für den Menschen harmlos. Das bedeutet: Nacktschnecken sind nämlich nicht giftig. Wer aus Versehen mit Nacktschneckenschleim in Berührung kommt, muss sich nicht sorgen – nur gründlich die Hände waschen, denn der Schleim ist schwer abwaschbar und hartnäckig klebrig.

Auch wenn Nacktschnecken keine direkte Gefahr für den Menschen darstellen, empfiehlt es sich, sie nicht mit bloßen Händen anzufassen. Zum einen aus hygienischen Gründen, zum anderen, weil manche Schneckenarten Parasiten übertragen können. Besonders Hundehalter sollten wachsam sein.

Nacktschnecken selbst sind zwar ungefährlich: Aber Achtung vor den Parasiten!

Während Menschen mit einem Kontakt zu Nacktschnecken kaum gesundheitliche Konsequenzen zu befürchten haben, sieht das bei Hunden anders aus. Nacktschnecken können Überträger des sogenannten Herzwurms sein – ein Parasit, der sich im schlimmsten Fall im Herz und in der Lunge des Tieres einnistet. Gelangen infizierte Schnecken über Futter oder Spielzeug in den Hund, besteht ein erhöhtes Risiko einer Ansteckung.

Für den Menschen besteht hier kein Anlass zur Sorge. Zwar können auch wir mit Herzwurmlarven in Kontakt kommen, doch sind wir sogenannte Fehlwirte. Das bedeutet, dass sich die Larven in unserem Körper nicht weiterentwickeln können. Eine ernsthafte Erkrankung ist daher äußerst unwahrscheinlich. Trotzdem zeigt dieser Aspekt, dass ein achtsamer Umgang mit Nacktschnecken, insbesondere im Haustierkontext, ratsam ist.

Biologie der Nacktschnecke: Zwitter mit enormer Fortpflanzungskraft

Weniger bekannt ist, dass Nacktschnecken wahre Fortpflanzungswunder sind. Sie sind Zwitter, also sowohl männlich als auch weiblich, und können sich gegenseitig befruchten. Nach der Paarung sind beide Schnecken in der Lage, Eier zu legen – und das nicht zu knapp. Bis zu 900 Eier kann ein einzelnes Tier pro Jahr ablegen. Diese werden gut geschützt in der Erde, im Laub oder in Komposthaufen versteckt und überstehen so auch widrige Bedingungen.

Einige Schneckenarten sterben nach der Eiablage, andere überwintern und beginnen im nächsten Jahr von vorn. Besonders clever: Der Schleim einiger Arten enthält eine Art natürliches Frostschutzmittel, das ihnen hilft, Kälteperioden zu überstehen. Die Anpassungsfähigkeit dieser Tiere erklärt, warum sie in vielen Gärten zur regelrechten Plage werden können.

Die giftigen Verwandten der Nacktschnecken aus dem Meer

So ungefährlich unsere heimischen Nacktschnecken für den Menschen auch sind – es gibt eine Gruppe von giftigen Schnecken, bei denen höchste Vorsicht geboten ist: die Kegelschnecken. Diese Meeresbewohner leben vor allem in tropischen Gewässern und verfügen über eines der schnellsten und stärksten Gifte der Tierwelt. Mit einem spitzen, harpunenartigen Zahn schießen sie ihr Gift in ihre Beute und lähmen sie in Sekundenschnelle. Für Fische bedeutet das das sofortige Ende, doch auch Menschen sind bei einem Stich durch Kegelschnecken nicht sicher.

Das Gift kann zu Lähmungen führen, die im schlimmsten Fall mit Atemstillstand und Tod enden. Besonders tückisch: Es gibt kein Gegengift. Glücklicherweise kommt nur eine ungefährliche Kegelschneckenart im Mittelmeer vor – und die ist eher scheu. Dennoch gilt: Schnecken mit auffällig schönen Gehäusen aus tropischen Regionen sollten nicht aufgehoben werden, insbesondere nicht beim Schnorcheln oder Tauchen.

Interessanterweise wurde aus dem tödlichen Gift der Kegelschnecken ein Schmerzmittel gewonnen, das in seiner Wirkung noch über Morphium liegt – jedoch ohne das gleiche Suchtpotenzial. Ein bemerkenswerter medizinischer Nutzen also, der zeigt, wie ambivalent die Wirkung von Schneckengift sein kann.

Nacktschnecken im Garten: Sind sie giftig oder nützlich?

In heimischen Gärten gehören Nacktschnecken zu den am häufigsten beklagten Schädlingen. Besonders gefährdet sind Gemüsebeete, in denen junge Salatpflanzen, Zucchini oder Erdbeeren stehen. Einige Arten haben sich durch ihre enorme Vermehrungsfreude und Widerstandsfähigkeit besonders hervorgetan – darunter die berüchtigte Spanische Wegschnecke, die mittlerweile als einer der aggressivsten Eindringlinge gilt.

Diese Art wurde ursprünglich aus Westfrankreich nach Mitteleuropa eingeschleppt – vermutlich über Gemüselieferungen. Trotz ihres Namens stammt sie also nicht aus Spanien. Mit einer Körperlänge von bis zu 15 Zentimetern und einer rötlich-braunen Färbung fällt sie schnell ins Auge. Ihr bitterer Schleim schreckt Fressfeinde ab, weshalb sie in Gärten oft überhandnimmt. Ihre Verwandten, wie die Schwarze oder Rote Wegschnecke, haben ähnliche Lebensweisen, doch nicht alle sind gleich aggressiv oder zahlreich.

Neben diesen gefürchteten Vertretern gibt es aber auch Arten, die im Garten durchaus willkommen sind. Der Tigerschnegel etwa ernährt sich nicht von Pflanzen, sondern von anderen Nacktschnecken und deren Eiern. Diese natürlichen Feinde der Schädlinge helfen, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren – ganz ohne Chemie. Auch die Weinbergschnecke, eine Gehäuseschnecke, frisst die Eier der Spanischen Wegschnecke und gilt daher als wertvoller Gartenhelfer.

Warum Nacktschnecken nicht bekämpft, sondern gelenkt werden sollten

In der Diskussion um Nacktschnecken wird oft vergessen, dass nicht alle Arten unerwünscht sind – im Gegenteil: Einige stehen unter Naturschutz. Dazu gehören etwa die Rote Wegschnecke, die heute seltener geworden ist, oder bestimmte Unterarten, die nur in begrenzten Regionen vorkommen. Ein flächendeckender Einsatz von Schneckenkorn kann also mehr Schaden als Nutzen bringen und sogar geschützte Arten gefährden.

Stattdessen empfiehlt es sich, mit natürlichen Mitteln zu arbeiten: Barrieren wie Kupferband, Schneckenzäune oder das gezielte Fördern von Fressfeinden sind effektive Maßnahmen, um Nacktschnecken aus bestimmten Bereichen fernzuhalten. Auch das gezielte Absammeln kann helfen – am besten bei feuchter Witterung oder in den frühen Morgenstunden, wenn die Tiere besonders aktiv sind.

Sexualität und Entwicklung: Nacktschnecken sind wahre Liebeskünstler

Wer denkt, Nacktschnecken seien langweilige Gartenplagegeister, hat ihre Fortpflanzung noch nicht beobachtet. Die Paarung ist ein langsamer, fast ritueller Akt, bei dem sich die Partner stundenlang aneinander schmiegen. Die geschlechtsöffnungen liegen rechts neben dem Kopf, sodass die Tiere sich Kopf an Kopf umschlingen und gegenseitig befruchten können. Es ist ein Vorgang, der eher an ein meditatives Liebesspiel als an Fortpflanzung erinnert.

Aus den gelegten Eiern schlüpfen schließlich voll entwickelte Mini-Schnecken. Anders als viele andere Tiere durchlaufen sie keine Larvenstadien, sondern sind von Anfang an kleine Kopien ihrer Eltern – bereit, sich durch die Welt zu schleimen und ihren Platz im Ökosystem zu finden.

Kulinarische Frage: Kann man Nacktschnecken essen oder sind sie giftig?

Gelegentlich taucht die Frage auf, ob man Nacktschnecken essen könne. Die kurze Antwort lautet: Theoretisch ja – praktisch eher nein. Während Weinbergschnecken in vielen Ländern als Delikatesse gelten, sieht das bei Nacktschnecken ganz anders aus. Besonders die Rote Wegschnecke ist zwar essbar, gilt aber als zäh, geruchsintensiv und geschmacklich wenig reizvoll. Hinzu kommt die schleimige Konsistenz, die für die meisten Menschen unappetitlich ist.

Zudem besteht immer das Risiko, über rohe oder ungenügend erhitzte Schnecken Parasiten aufzunehmen. Deshalb raten Expert:innen vom Verzehr von Nacktschnecken dringend ab. Der kulinarische Nutzen steht in keinem Verhältnis zum Risiko – und zum Geschmack.

Sind Nacktschnecken also giftig oder nicht?

Die eingangs gestellte Frage lässt sich also mit einem klaren Nein beantworten – zumindest, wenn es um heimische Nacktschnecken und den Menschen geht. Ihr Schleim ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Parasiten wie der Herzwurm stellen eine potenzielle Gefahr für Haustiere dar, aber nicht für den Menschen. Anders sieht es bei tropischen Kegelschnecken aus, deren Gift zu den tödlichsten der Welt gehört.

Wer Nacktschnecken begegnet, sollte also nicht in Panik verfallen, sondern sie als Teil eines komplexen Ökosystems verstehen. In Maßen sind sie harmlos, manche Arten sogar nützlich. Und wer ihnen mit Respekt begegnet, wird feststellen, dass selbst die schleimigsten Bewohner des Gartens spannende Geschichten erzählen können.