
Nach der Türkei droht nun auch die Massentötung von Straßenhunden in Marokko. Laut Schätzungen könnten bis zu drei Millionen Straßenhunde bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2030 eingefangen und getötet werden. Die geplanten Maßnahmen sind drastisch: Medien berichten von Erschießungen und Vergiftungen, die gezielt eingesetzt werden sollen, um die Straßen zu „säubern“. Die Aktion soll dem internationalen Tourismus ein gepflegtes und sicheres Bild des Gastgeberlandes vermitteln – doch der Preis dafür ist hoch.
Bereits vor der WM-Zuschlag wurden jährlich Hunderttausende streunende Hunde getötet. Dies soll nun ausgeweitet werden. Die Zahl der geplanten Tötungen übertrifft alles bisher Dagewesene und hat international scharfe Kritik ausgelöst.
Weltweit warnen Tierschutzorganisationen und prominente Fürsprecher vor den Folgen dieser Massentötung von Straßenhunden in Marokko. Ein Bündnis aus 24 Gruppen der International Animal Welfare and Protection Coalition (IAWPC) fordert ein sofortiges Umdenken. Auch die weltbekannte Primatenforscherin Jane Goodall sowie der Deutsche Tierschutzbund äußern sich alarmiert.
Die Kritik ist deutlich: Die geplanten Tötungen seien nicht nur grausam und unnötig leidvoll, sondern auch wirkungslos. Tatsächlich zeigen Studien, dass das Töten geimpfter Tiere sogar kontraproduktiv ist. Denn dadurch entstehen Lücken in der Herdenimmunität. In der Folge könnten ungeimpfte Tiere die Lücken füllen – das Risiko für Krankheiten wie Tollwut steigt.
Es gibt bewährte und tierfreundliche Alternativen zur Massentötung. Die Methode TNVR (Trap – Neuter – Vaccinate – Return) gilt weltweit als humane und nachhaltige Lösung für das Problem streunender Hunde. Dabei werden Tiere eingefangen, kastriert, geimpft und anschließend wieder in ihre Reviere zurückgebracht. So könnte auch der Massentötung von Straßenhunden in Marokko entgegengewirkt werden, denn internationale Studien zeigen, dass dieses Konzept langfristig die Population kontrollieren kann.
Gleichzeitig schützt es die öffentliche Gesundheit, indem es gezielt gegen Tollwut vorgeht. Auch in Marokko selbst gab es bereits TNVR-Projekte mit nachweislichem Erfolg. Statt auf Gewalt zu setzen, plädieren Fachleute für eine konsequente Förderung solcher Programme – insbesondere in Vorbereitung auf ein Großereignis wie die Fußball-WM.
Die FIFA versteht den Fußball als Symbol für Einheit, Freude, Respekt und globalen Frieden. Offiziell bekennt sich der Weltfußballverband zu ethischen Werten und nachhaltiger Entwicklung. Der Umgang mit Straßenhunden in Marokko steht jedoch in eklatantem Widerspruch zu diesen Prinzipien.
Zahlreiche Tierschutzorganisationen fordern die FIFA daher auf, nicht wegzuschauen. Vielmehr müsse der Verband aktiv Druck auf Marokko ausüben und sich öffentlich zu internationalen Tierschutzstandards bekennen. Nur so lässt sich glaubwürdig vermitteln, dass große Sportereignisse nicht auf Kosten von Tierleben ausgetragen werden.
Auch innerhalb Marokkos gibt es Kritik. Ein marokkanischer Richter verurteilte bereits 2022 die Tötung von Straßenhunden als „brutal“ und „unzivilisiert“. Seine Entscheidung unterstreicht die wachsende rechtliche und gesellschaftliche Sensibilität für den Tierschutz im Land.
Darüber hinaus verbietet auch die islamische Ethik die grausame Behandlung von Tieren. Zahlreiche Gelehrte und religiöse Autoritäten betonen, dass Mitgefühl und Barmherzigkeit gegenüber Lebewesen zentrale Werte des Islams sind. Die aktuelle Praxis widerspricht diesen Grundsätzen fundamental – und gefährdet das moralische Fundament, auf dem viele Menschen in Marokko ihr Handeln aufbauen.
Der Widerstand gegen die geplante Massentötung wächst rasant. Inzwischen haben sich zehntausende Menschen in Petitionen und Online-Kampagnen zusammengeschlossen. Sie fordern ein sofortiges Ende der Tötungen, die finanzielle Unterstützung von TNVR-Projekten und den Ausbau tierschutzgerechter Unterkünfte.
Jane Goodall warnt in einem offenen Brief: Sollten die Tötungen nicht gestoppt werden, drohen Boykottaufrufe von Fußballfans und Sponsoren. Das könnte dem internationalen Ruf Marokkos erheblich schaden – und die WM 2030 zu einem Symbol der Grausamkeit machen, statt für Einheit und Hoffnung zu stehen.
Die geplante Massentötung von Straßenhunden in Marokko wirft tiefgreifende Fragen auf – nicht nur zum Tierschutz, sondern auch zur Glaubwürdigkeit internationaler Großereignisse. Das Land steht an einem Scheideweg: Entscheidet es sich für brutale Kurzfristlösungen oder für nachhaltigen Wandel?
Mit TNVR, internationalem Wissen und politischem Willen könnte Marokko Vorreiter für einen neuen Umgang mit Straßentieren werden. Die Welt schaut genau hin – und hofft auf eine Entscheidung im Sinne des Lebens.