
Am 21. Juli 1950 wurde die Wuppertaler Schwebebahn Schauplatz eines unglaublichen Vorfalls: Der Elefant Tuffi stürzte aus der Bahn in die Wupper. Dieses Ereignis machte das Tier weltberühmt und hinterließ eine Geschichte, die bis heute in Erinnerung bleibt.
Tuffi wurde 1946 in Indien geboren und kam drei Jahre später in den Besitz des Zirkus Althoff, der für spektakuläre Tierdressuren bekannt war. Unter der Leitung von Franz Althoff wurde der Elefant Tuffi zur Attraktion und regelmäßig für Werbezwecke eingesetzt. Sie fuhr mit Straßenbahnen, besuchte Kaufhäuser und sorgte für öffentliche Aufmerksamkeit. Ihr wohl berühmtester PR-Auftritt sollte die Fahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn werden.
Am Morgen des 21. Juli 1950 war es so weit: Tuffi sollte in die Wuppertaler Schwebebahn steigen. Der Zirkus Althoff hatte das Ereignis als große PR-Aktion geplant, um Aufmerksamkeit für die bevorstehenden Vorstellungen zu generieren. Eine Fahrkarte für den Elefanten wurde gelöst, ebenso für Franz Althoff. Die Wahl fiel auf Wagen Nummer 13, und um 10:30 Uhr begann die Fahrt.
Der Waggon war überfüllt, zahlreiche Schaulustige und Fotografen drängten sich um das Tier. Die Enge und der Lärm versetzten den Elefanten Tuffi zunehmend in Stress. Als sie sich umzudrehen versuchte, trat sie auf eine Sitzbank, die unter ihrem Gewicht nachgab. Durch den plötzlichen Kontrollverlust durchbrach sie die Seitenwand des Wagens und stürzte aus der Bahn.
Die Szene muss sich in Sekunden abgespielt haben: Elefant Tuffi fiel rund zehn Meter in die Tiefe und landete mit einem dumpfen Aufprall in der Wupper. Zum Glück traf sie auf eine schlammige Stelle des Flusses, sodass sie fast unverletzt blieb. Lediglich eine Schramme am Hinterteil wurde festgestellt.
Fotografen waren vor Ort, doch es existiert kein authentisches Bild von Tuffis Sturz. Stattdessen verbreiteten sich später zahlreiche Fotomontagen, die das Ereignis nachstellten.
Nach dem Vorfall musste sich Franz Althoff vor Gericht verantworten. Die Schwebebahn war nicht für den Transport von Elefanten vorgesehen, und der Vorfall hätte schwerwiegendere Folgen haben können. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 450 Mark wegen Körperverletzung und fahrlässiger Transportgefährdung.
Gleichzeitig löste der Vorfall eine gesellschaftliche Debatte aus. Damals war es noch üblich, Wildtiere für Werbezwecke einzusetzen, doch heute ist dies höchst umstritten. In Deutschland wurde 2024 eine Gesetzesänderung beschlossen, die den Einsatz von Elefanten und Affen in Zirkussen untersagt.
Trotz des dramatischen Erlebnisses blieb Elefant Tuffi dem Zirkus treu. 1962 kehrte sie mit dem Zirkus Althoff nach Wuppertal zurück – diesmal jedoch ohne eine Fahrt mit der Schwebebahn. Der Zirkus löste sich 1968 auf, und Tuffi wurde an einen französischen Zirkus verkauft. Sie lebte noch viele Jahre im Cirque Alexis Gruss in Paris und erreichte ein für Elefanten beachtliches Alter von 53 Jahren. 1989 verstarb sie schließlich.
Bis heute ist Tuffi untrennbar mit Wuppertal verbunden. Die Geschichte ihres Sturzes wurde zu einer Legende und ist auf unzähligen Souvenirs, Postkarten und sogar Geldscheinen verewigt. In der Stadt Barmen wurde sie als Maskottchen auserkoren, und der Wuppertaler Zoo benannte später einen Elefanten nach ihr.
Auch in der Stadt selbst gibt es zahlreiche Erinnerungen an den berühmten Elefanten. Eine Tuffi-Statue sitzt in der Wupper, und 2022 wurde in Oberhausen eine weitere Skulptur am Hauptbahnhof aufgestellt.
Schon vor dem berühmten Sturz sorgte Tuffi für zahlreiche Schlagzeilen. In Oberhausen fuhr sie mit der Straßenbahn und besuchte das Rathaus. Dort fraß sie Blumen, riss Vorhänge herunter und ruinierte den Teppich. Auch in Duisburg erregte sie Aufsehen, als sie an einer Hafenrundfahrt teilnahm. In Solingen transportierte sie Bierkästen für Bauarbeiter, während sie in Altötting für einen kuriosen Zwischenfall sorgte: Sie trank einen kompletten Weihwasserbrunnen leer.
Die Geschichte von Tuffi ist ein einzigartiges Kapitel der deutschen Zeitgeschichte. Ihr Sturz aus der Schwebebahn bleibt eine der bekanntesten Anekdoten Wuppertals und hat sich fest in die Popkultur eingegraben. Die Erinnerung an sie lebt weiter – sei es durch Statuen, Souvenirs oder die vielen Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.