Erstmals Vogelgrippe-Infektionen bei Katzen – Fakten und aktuelle Entwicklungen

Vogelgrippevirus Katze Infektion
Foto: Amber-Dawn Broomberg

Zeitpunkt und Ort der ersten nachgewiesenen Infektion

Fälle von Vogelgrippe (aviäre Influenza) bei Katzen traten erstmals Mitte der 2000er-Jahre auf. Im Februar 2004 wurde in Thailand ein Ausbruch von H5N1 bei Hauskatzen dokumentiert: In einem Haushalt in Nakhon Pathom starben 14 von 15 Katzen, wobei in zwei der drei untersuchten Kadaver das Vogelgrippevirus nachgewiesen wurde. Eine betroffene Katze hatte zuvor infiziertes Hühnerfleisch gefressen. Dies war der erste bestätigte Fall, dass sich Katzen mit dem hochansteckenden Vogelgrippevirus infiziert hatten. Kurz darauf wurden auch Infektionen bei Großkatzen bekannt – in thailändischen Zoos verendeten 2004 mehrere Tiger und Leoparden nach dem Verzehr infizierten Geflügels an H5N1.

In Europa wurde die Vogelgrippe bei einer Katze erstmals Anfang 2006 festgestellt. Am 2. März 2006 meldeten Behörden in Deutschland den ersten H5N1-Nachweis bei einer Katze in Europa. Das Tier war wenige Tage zuvor tot auf der Ostsee-Insel Rügen gefunden worden, wo zuvor zahlreiche infizierte Wildvögel verendet waren. Kurz darauf wurden zwei weitere infizierte Katzen aus derselben Region gemeldet. Auch in einem Tierheim in Graz (Österreich) traten im März 2006 Infektionen bei Katzen auf, nachdem dort ein mit H5N1 infizierter Vogel untergebracht worden war. Diese Ereignisse belegten, dass Katzen sich unter natürlichen Bedingungen mit H5N1 anstecken können – wenn auch selten.

Viele Jahre blieben solche Fälle Einzelfälle. Erst 2023 kam es zu einem ungewöhnlichen Ausbruch: In Polen erkrankten und starben im Juni 2023 dutzende Hauskatzen an H5N1. Dies war weltweit der erste größere H5N1-Ausbruch unter Katzen, verteilt über ein weites geografisches Gebiet in einem Land. Bis Juli 2023 wurden 47 Proben von 46 Katzen (und einem gehaltenen Karakal) untersucht, von denen 29 positiv auf H5N1 waren. Mehr als 20 Katzen starben oder mussten eingeschläfert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte diese Fälle und wies darauf hin, dass ein derartiges gleichzeitiges Auftreten zahlreicher Katzeninfektionen ein Novum darstellt.

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Auch aktuell gibt es neue Erstnachweise: In Belgien wurde im Februar 2025 erstmals H5N1 bei Katzen bestätigt. Auf einem Geflügelhof in Ostflandern, auf dem ein Ausbruch der Vogelgrippe herrschte, infizierten sich zwei Hofkatzen mit dem Virus – der erste gemeldete Fall dieser Art in Belgien. Beide Katzen entwickelten schwere Symptome und mussten euthanasiert werden. Diese jüngsten Ereignisse zeigen, dass Infektionen von Katzen mit dem Vogelgrippevirus inzwischen in verschiedenen Ländern auftreten, wenn auch selten.

Übertragungswege und mögliche Infektionsquellen

Katzen gelten zwar nicht als regulärer Wirt für Influenzaviren, können sich aber unter bestimmten Umständen mit H5N1 anstecken. Der häufigste Übertragungsweg ist der oralnahrungsbedingte Kontakt, also das Fressen infizierter Tiere. Wildvögel und Geflügel stellen die Hauptinfektionsquelle dar: Katzen können sich infizieren, wenn sie kranke oder verendete Vögel fressen oder mit deren Ausscheidungen in Berührung kommen. So wurde in Thailand 2004 beobachtet, dass eine der erkrankten Katzen rohes Hühnerfleisch von einem H5N1-Ausbruchsbetrieb gefressen hatte. Auch in späteren Fällen – etwa bei den 2004/2005 in thailändischen Zoos verendeten Tigern – wurde die Verfütterung infizierten Geflügels als Ursache identifiziert. Ebenso können Katzen H5N1 durch das Jagen und Fressen infizierter Wildvögel aufnehmen; beispielsweise infizierten sich in Nordamerika Pumas durch den Verzehr von Wildvögeln mit dem Virus.

Neben der direkten Aufnahme von infiziertem Vogelmaterial kommen indirekte Übertragungswege in Betracht. In Haushalten kann das Virus über kontaminierte Oberflächen, Kot oder Sekrete eingeschleppt werden. Kontaminiertes Futter oder Wasser ist eine weitere potenzielle Infektionsquelle: Im polnischen Ausbruch 2023 standen noch Untersuchungen aus, ob möglicherweise kommerzielles Tierfutter mit dem Virus belastet war. Rohes Geflügelfleisch oder Eier aus infizierten Beständen könnten theoretisch ein Vehikel sein. Experten vermuten beispielsweise, dass sich die beiden belgischen Hofkatzen durch den Verzehr kontaminierter Eier oder virushaltiges Wasser angesteckt haben könnten. Ein ungewöhnlicher Infektionsweg wurde in den USA dokumentiert: Dort infizierte H5N1 im Jahr 2024 mehrere Milchkuh-Herden, und auf betroffenen Farmen tranken Katzen und auch Waschbären offenbar rohe Milch infizierter Kühe, woraufhin sie erkrankten. In der Milch der erkrankten Kühe fanden Forscher extrem hohe Viruskonzentrationen, sodass die Virusübertragung über unpasteurisierte Rohmilch erfolgte. Dieser Fall zeigt, dass das Virus in Ausnahmefällen über ungewöhnliche Nahrungspfade – hier infizierte Kuhmilch – auf Katzen überspringen kann.

Infektion von Katze zu Katze

Eine Übertragung von Katze zu Katze ist grundsätzlich möglich, gilt aber als selten. Experimentelle Studien haben bereits 2004 gezeigt, dass infizierte Katzen das Virus direkt auf andere Katzen übertragen können. In der Praxis spielen solche Übertragungen jedoch offenbar kaum eine Rolle. Beim Ausbruch in Polen 2023 etwa ergaben genetische Analysen, dass alle Katzenviren sehr eng verwandt waren und wahrscheinlich auf eine gemeinsame Infektionsquelle zurückgehen, statt auf zahlreiche Ansteckungen von Katze zu Katze. Es gab keine Hinweise auf direkte Virusweitergabe zwischen Katzen in diesem Szenario. Die betroffenen Tiere stammten aus verschiedenen Haushalten über das Land verteilt, viele ohne Kontakt zueinander. Insgesamt deutet alles darauf hin, dass Katzen sich in erster Linie durch Kontakt mit infizierten Vögeln oder kontaminierten Materialien anstecken und weniger durch Ansteckung untereinander.

Symptome und Verlauf der Krankheit bei Katzen

Infizierte Katzen entwickeln oft schwere, grippeartige Symptome, die rasch fortschreiten können. Allgemeine Krankheitsanzeichen bei H5N1-infizierten Haustieren sind anfänglich sehr unspezifisch: Betroffene Katzen wirken teilnahmslos und appetitlos, bekommen oft Fieber und zeigen Atemwegsbeschwerden. Häufig treten Atemnot, Husten und Nasenausfluss auf, manchmal auch Bindehautentzündungen an den Augen. Viele Katzen verweigern das Futter und wirken apathisch. Im weiteren Verlauf können sich die Symptome dramatisch verschlimmern: H5N1 verursacht bei Katzen nicht selten eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie), die mit rasselnden Atemgeräuschen und starker Atemnot einhergeht. Ebenfalls beobachtet wurden Durchfall (mitunter blutig) sowie zentralnervöse Störungen – z.B. Zittern, Krämpfe oder Ataxien (Koordinationsstörungen). Im polnischen Fall traten bei vielen Tieren neurologische Ausfallserscheinungen zusammen mit respiratorischen Symptomen auf . Die Erkrankung schreitet bei empfänglichen Katzen oft schnell voran, sodass es binnen weniger Tage zu starker Verschlechterung und zum Tod kommen kann. In Polen starben zahlreiche infizierte Katzen trotz teilweise intensiver tierärztlicher Betreuung oder mussten aus Tierschutzgründen euthanasiert werden. Post-mortem-Untersuchungen bestätigten schwere Lungenschäden (durch die Virus-Pneumonie) bei einigen Tieren.

Verläufe der Infektion mit dem Vogelgrippevirus

Allerdings sind nicht alle Verläufe fulminant tödlich. Es gibt Hinweise, dass einige Katzen H5N1-Infektionen überstehen oder sogar ohne deutliche Symptome durchmachen können. In einer 2006 veröffentlichten Studie aus Indonesien fand man bei etwa 20% der untersuchten streunenden Katzen Antikörper gegen H5N1, obwohl diese Tiere nicht auffällig erkrankt waren. Dies deutet darauf hin, dass viele Infektionen unentdeckt bleiben und milde oder subklinische Verläufe möglich sind – die Katzen wurden infiziert und entwickelten Immunantworten, ohne alle an der Infektion zu sterben. Generell zeigt sich ein Spektrum an Schweregraden: Von milden Verlaufsformen mit nur leichten Symptomen bis hin zu hochakuten, tödlichen Krankheitsverläufen ist alles möglich. Leider enden H5N1-Infektionen bei Katzen häufiger schwerwiegend, insbesondere wenn die Tiere jung, alt oder vorerkrankt sind. Ohne rechtzeitige intensive Versorgung liegt die Sterblichkeit bei klinisch erkrankten Katzen hoch – in den bekannten Fällen starb ein Großteil der betroffenen Tiere. Die rasche Entwicklung schwerer Influenza-Symptome bei Katzen macht deutlich, wie gefährlich das Vogelgrippevirus für einzelne Säugetiere sein kann, obwohl es primär ein Vogelvirus ist.

Risiko für andere Tiere und Menschen

Das Überspringen des Vogelgrippevirus H5N1 auf andere Säugetiere wurde in den letzten Jahren vermehrt beobachtet. Neben Katzen haben sich auch diverse Wild- und Haustierarten gelegentlich infiziert, meist durch die Aufnahme infizierter Vögel oder Kontakt mit kontaminiertem Material. In Europa wurden seit 2021 z.B. mehrere Füchse tot aufgefunden, bei denen H5N1 nachgewiesen wurde. In Deutschland gab es in den letzten Jahren Nachweise des Virus bei insgesamt 17 wildlebenden Füchsen, außerdem bei einem Otter, einem in einem Zoo gehaltenen Nasenbären sowie bei mehreren Robben (drei Seehunden und einer Kegelrobbe). All diese Tiere hatten sich vermutlich über infizierte Wildvögel oder deren Kadaver angesteckt. Weltweit ist die Liste der betroffenen Säuger inzwischen lang: Füchse, Marder, Waschbären, Bären, Wildkatzen, Nerze, Dachse, Seehunde, Seelöwen, Delfine und andere Raubtiere wurden im Zuge der H5N1-Panzootie seit 2021 positiv getestet. In nahezu allen Fällen handelte es sich um Einzeltiere, die an toten Vögeln gefressen hatten – beispielsweise wurden H5N1-infizierte Füchse und Bären in der Nähe großer Wildvogelsterben gefunden. Das Auftreten so vieler verschiedener Säugetierarten liegt vor allem an der sehr weiten Verbreitung des Virus unter Vögeln: Durch die Masse an infizierten Vögeln steigt rein statistisch die Chance, dass Aasfresser oder Beutegreifer einmal einen verseuchten Vogel erwischen. Ein systematischer Übergang von H5N1 in Säugetierpopulationen wurde außer bei Nerzen (Mink) bislang nicht nachgewiesen – die meisten dieser Fälle bleiben seltene “Fehlübersprünge” vom natürlichen Wirt Vogel.

Speziell Hunde scheinen deutlich weniger empfänglich für H5N1 zu sein als Katzen. Während bei Katzen inzwischen einige wenige Infektionen bekannt sind, gibt es bei Hunden weltweit nur extrem vereinzelte Nachweise des Vogelgrippevirus. Bisher wurde in Deutschland kein einziger Fall einer mit H5N1 infizierten Hauskatze oder eines Hundes bestätigt. Experimente deuten darauf hin, dass Hunde weniger anfällig sind; entsprechend wurden in betroffenen Regionen auch keine Krankheitsausbrüche bei Hunden beobachtet. Fachleute geben daher für Hundehalter leichte Entwarnung, betonen jedoch, dass man auch Hunde möglichst vom Kontakt mit verendeten Vögeln fernhalten sollte. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Säugetierinfektionen mit H5N1 bisher Ausnahmen sind – gemessen an den Millionen infizierter Vögel machen die Dutzenden dokumentierten Fälle bei Nicht-Vögeln nur einen winzigen Bruchteil aus.

Risiko für Menschen

Für Menschen ist das Risiko einer Ansteckung durch Katzen oder andere infizierte Tiere nach derzeitigem Wissensstand sehr gering, aber nicht gänzlich ausgeschlossen. H5N1 ist prinzipiell ein Zoonoseerreger, der auch Menschen infizieren kann, jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Die Übertragung von einer infizierten Katze auf den Menschen gilt als unwahrscheinlich – es gibt bislang keinen bestätigten Fall, in dem ein Mensch sich durch eine Katze mit H5N1 infiziert hat. Selbst im großen polnischen Ausbruch 2023, in dem viele Katzen engen Kontakt zu Haltern oder Tierärzten hatten, erkrankte kein einziger Kontaktmensch; alle exponierten Personen blieben symptomfrei und zeigten keine Anzeichen einer Infektion. Die WHO überwachte in Polen rund 70 Personen, die mit infizierten Katzen in Berührung gekommen waren – keine entwickelte grippeartige Symptome während der Beobachtungszeit. Entsprechend stuft die WHO das Risiko für die Allgemeinbevölkerung als sehr niedrig ein. Für Katzenhalter oder Tierärzte, die ohne Schutz mit erkrankten Katzen hantieren, wird das Risiko vorsichtshalber als niedrig bis moderat bewertet. Das Robert Koch-Institut betont, dass eine Ansteckung des Menschen vermutlich nur bei sehr engem Kontakt mit infizierten Tieren erfolgen könnte– etwa wenn man ohne Schutzausrüstung eine erkrankte Katze pflegt, die Viren z.B. über Sekrete ausscheidet. In der Regel sind Vogelinfluenzaviren aber schlecht an menschliche Zellen angepasst und daher wenig ansteckend für uns.

Nichtsdestotrotz beobachten Experten solche Fälle genau, da jedes Überspringen auf Säugetiere die Chance bietet, dass sich das Virus besser an Säuger – und letztlich den Menschen – anpasst. Virologen wie Albert Osterhaus warnten schon 2006, Katzen könnten als “Zwischenwirt” dienen, in dem H5N1 Schritt für Schritt Mutationen erwirbt, die eine Übertragbarkeit zwischen Säugetieren erleichtern. Tatsächlich wurden bei den aktuellen Katzenviren aus Polen genetische Veränderungen festgestellt (etwa bestimmte PB2-Polymerase-Mutationen), die typisch für eine Adaption an Säugerwirte sind. Diese Mutationen (u.a. PB2-E627K) fanden sich auch in H5N1-Viren von einigen erkrankten Wildvögeln und deuten darauf hin, dass der Erreger bereits partiell an Säugetiere angepasst war, bevor er die Katzen infizierte. Daraus allein ergibt sich zwar noch keine akute Gefahr für Menschen – bislang fehlen Anzeichen, dass sich H5N1 effizient von Säuger zu Säuger ausbreiten kann – aber die Situation wird von Gesundheitsbehörden als entwicklungsfähig eingestuft. Zusammengefasst ist das direkte Infektionsrisiko für Menschen derzeit sehr niedrig, doch jeder Fall einer Säugetierinfektion mahnt zur Vorsicht, da das Virus evolutionsbiologisch “lernt”, neue Arten zu befallen.

Maßnahmen zur Eindämmung und Schutzmaßnahmen für Haustiere

Um die Ausbreitung der Vogelgrippe zu stoppen, sind in erster Linie Bekämpfungsmaßnahmen beim Geflügel entscheidend – je weniger infizierte Vögel, desto geringer das Risiko für Katzen. In betroffenen Geflügelbetrieben werden infizierte Bestände gekeult (getötet) und unschädlich beseitigt, und es gelten strenge Sperrzonen. Doch auch Haustierhalter können und sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, insbesondere in Gebieten mit H5N1-Nachweisen bei Wildvögeln oder Geflügel.

Katzenhalter in Risikogebieten wird empfohlen, ihre Tiere im Haus zu behalten, um jeglichen Kontakt zu potenziell infizierten Vögeln zu vermeiden. Wenn Katzen Freigang gewohnt sind, sollte dieser in Phasen erhöhter Vogelgrippe-Gefahr zumindest eingeschränkt oder nur unter Aufsicht stattfinden. Bereits während der H5N1-Ausbrüche 2006 ordneten deutsche Behörden in betroffenen Regionen einen Stubenarrest für Katzen an, um sie vor Ansteckung zu schützen – per Verordnung mussten alle Katzen in ausgewiesenen Vogelgrippegebieten drinnen bleiben. Streunende Katzen durften von Jägern eingefangen werden, um weitere Übertragungen zu verhindern. Diese rigorosen Maßnahmen zeigen, wie ernst die Lage genommen wurde. Auch aktuell rät etwa das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) generell, in Gebieten mit vermehrten H5N1-Fällen unter Wildvögeln den Auslauf von Katzen zu reduzieren, damit sie nicht mit toten oder kranken Vögeln in Kontakt kommen. In Polen 2023 wurden Katzenhalter aufgerufen, ihre Tiere möglichst im Haus zu halten und Freigänger zumindest vorübergehend zu Stubentigern zu machen. Balkone sollten desinfiziert werden, bevor Katzen diese betreten, da infizierte Wildvögel dort Kotspuren hinterlassen haben könnten. Außerdem wird geraten, Straßenschuhe außerhalb der Reichweite von Haustieren aufzubewahren, damit kein Virusmaterial über Schuhsohlen ins Wohnumfeld der Tiere gelangt.

Ein weiterer wichtiger Schutzaspekt ist die Fütterung: Katzen (und auch Hunde) sollten grundsätzlich nicht mit rohem Geflügelfleisch oder Wildvögeln gefüttert werden. Rohes Fleisch von Geflügel oder Wild kann unbekannt das Virus enthalten. Das FLI betont, dass speziell in Zeiten mit Vogelgrippefällen in der Region auf Rohfütterung zu verzichten ist – selbst Tiefgefrieren tötet das Virus nicht sicher ab. Auch rohe Eier oder nicht erhitzte Milch von ungeprüften Betrieben könnten im Extremfall Viruslast tragen. Daher sollten Haustiere nur kommerziell aufbereitetes Futter oder vollständig durchgekochtes Fleisch erhalten.

Verdacht auf Erkrankung

Falls der Verdacht besteht, dass ein Haustier erkrankt sein könnte (etwa wenn eine Katze in einem Ausbruchsgebiet plötzlich schwere grippeartige Symptome zeigt), ist unverzüglich ein Tierarzt zu kontaktieren und das Tier von anderen Tieren isoliert zu halten. Tierärzte sind angehalten, Verdachtsfälle auf Vogelgrippe beim Haustier dem Veterinäramt zu melden, damit ggf. Tests durchgeführt werden können. Wird eine H5N1-Infektion beim Haustier bestätigt, gelten strikte Hygieneregeln: Infizierte Tiere sollten in Quarantäne in einem separaten Raum gehalten werden. Menschen im Haushalt sollten den Körperkontakt auf ein Minimum reduzieren und am besten nur eine betreuende Person abstellen, die sich um das kranke Tier kümmert. Gegenstände wie Futternäpfe, Katzenklo, Decken oder Spielzeug müssen gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Räume, in denen das Tier sich aufhält, sollten regelmäßig gelüftet und mit haushaltsüblichen Mitteln gereinigt werden. Nach jedem Kontakt mit dem Tier sind Hände zu waschen und zu desinfizieren. Idealerweise trägt man beim Handling des Tieres Handschuhe und eine Maske, um sich vor eventuellen Virusausscheidungen (etwa in Nasensekret) zu schützen. In den bekannten Fällen wurden erkrankte Katzen häufig in Tierkliniken isoliert behandelt; viele überlebten jedoch die Infektion nicht und mussten eingeschläfert werden, um ihr Leid zu beenden und eine Weiterverbreitung zu verhindern.

Als präventive Maßnahme für die Allgemeinheit raten Gesundheitsbehörden: Kein direkter Kontakt mit toten Wildvögeln – wer einen verendeten Vogel findet, sollte ihn nicht berühren, sondern die Behörden informieren. Dies schützt sowohl den Menschen selbst als auch Haustiere, die möglicherweise in Versuchung kämen, an einem Vogelkadaver zu knabbern. Eltern wird empfohlen, Kinder über die Gefahr aufzuklären und z.B. darauf zu achten, dass Hunde beim Gassi gehen nichts aufnehmen. In Zoos und Wildparks wurden in früheren Ausbrüchen (z.B. 2006) empfindliche Tierarten vorsorglich von rohem Geflügelfutter auf gekochtes Fleisch umgestellt und Gehege gegen Vogelkot abgedeckt, um Raubtiere wie Großkatzen oder Marder vor dem Virus zu schützen.

Eine Impfung speziell für Katzen gegen H5N1 existiert derzeit nicht kommerziell. Allerdings arbeiten einige Forschungsverbünde an Veterinär-Impfstoffen gegen Vogelgrippe, primär für Geflügelbestände. In manchen Ländern (China, Ägypten) werden Geflügel bereits seit Jahren gegen H5N1 geimpft, und auch in Europa laufen Versuche mit Geflügelimpfungen, um Seuchenzüge einzudämmen. Indirekt würde dies auch Haustiere schützen, da weniger Viren in der Umwelt kursieren. Für Menschen liegen bereits Pandemie-Impfstoffkandidaten gegen H5N1 in Lagern bereit, die im Ernstfall schnell angepasst und verteilt werden könnten– diese kämen jedoch erst zum Einsatz, falls H5N1 doch über Umwege ansteckender für Menschen würde.

Expertenmeinungen und Prognosen zur weiteren Entwicklung

Fachleute beobachten die Entwicklungen um H5N1 bei Säugetieren mit großer Aufmerksamkeit, sind in der Bewertung der Gefahr aber teils unterschiedlicher Meinung. Einerseits betonen Virologen wie Prof. Martin Beer vom FLI, dass H5N1 nach wie vor primär ein Vogelvirus ist. Die jüngsten Fälle bei Katzen seien ernstzunehmen, aber im Kontext zu sehen: Angesichts der weltweit millionenfachen Verbreitung des Erregers unter Vögeln seien einzelne Säugerfälle “nur die Spitze des Eisbergs, nicht das ganze Eis” – sprich, kein Anzeichen einer plötzlichen Mutation, sondern vermutlich der hohen Viruslast in der Umwelt geschuldet. Viele Übersprünge auf Säuger (wie Füchse, Bären oder Robben) sind nach Expertenmeinung vor allem auf die extreme Verbreitung bei Vögeln und zufällige Kontakte zurückzuführen. Für Menschen sieht diese Seite der Experten momentan keine akute Pandemiegefahr: Das Virus scheint zwar ungewöhnlich anpassungsfähig, aber bislang zum Glück wenig ansteckend von Mensch zu Mensch. Auch die Übertragbarkeit von Katze zu Katze oder von Katze zu Mensch ist bisher stark begrenzt. Solange H5N1 sich nicht effizient in einer Säugerart ausbreitet oder gar von Menschen übertragen wird, bleibt das Szenario einer menschlichen Grippepandemie durch Vogelgrippe hypothetisch. Gleichwohl bereitet sich die WHO auf den Ernstfall vor – aus Vorsicht. Man verfolgt hier das Motto „Hope for the best, prepare for the worst“: Während man hofft, dass H5N1 eine Vogelkrankheit bleibt, werden vorsorglich Pandemiepläne aktualisiert und z.B. Impfstoff-Reserven für den Menschen entwickelt.

Mahnende Stimmen aus der Wissenschaft

Andererseits gibt es mahnende Stimmen von Wissenschaftlern, die die jüngsten Entwicklungen als Warnsignal werten. Der Polen-Ausbruch bei Katzen 2023 hat deutlich gemacht, dass H5N1 mittlerweile in der Lage ist, zahlreiche Individuen einer Säugetierart gleichzeitig zu infizieren – etwas, das zuvor so nicht dokumentiert war. Forscher werten dies als mögliches Zeichen dafür, dass das Virus sich weiterentwickelt. Eine in EuroSurveillance veröffentlichte Studie polnischer Veterinärmediziner stellte fest, dass alle untersuchten Katzenviren spezielle Mutationen tragen, die die Anpassung an Säuger begünstigen. Dass so viele Katzen mit einem bereits teilweise säugeradaptierten Virus infiziert wurden, bezeichneten die Autoren als höchst besorgniserregend. Glücklicherweise wurde kein Mensch infiziert, doch bestehe ein gewisses Risiko insbesondere für Katzenhalter – man empfiehlt daher, die Gesundheit von Katzen genau zu beobachten, ihren Auslauf zu begrenzen und kein rohes Geflügel an Katzen zu verfüttern, um jedes unnötige Risiko zu vermeiden.

Fälle in den USA

Auch die Fälle aus den USA 2024 (H5N1 in Rinderherden, Übertragung via Rohmilch auf Katzen) alarmieren Fachleute. Dass das Virus unerkannt wochenlang in einer völlig neuen Wirtsspezies (Rindern) zirkulieren konnte und von dort weitere Sprünge zu Säugern (Katzen, Waschbären) machte, zeigt dessen Anpassungsfähigkeit. Die Cornell-Forscher, die diesen Ausbruch analysierten, befürchten, dass weitere Mutationen das Virus dem Menschen gefährlicher machen könnten. Solche ungewöhnlichen Übertragungswege erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass H5N1 auf Säuger trifft, in denen es zufällig genetische Veränderungen erwerben kann. Virologe Albert Osterhaus hatte schon in den 2000er Jahren prognostiziert, dass Katzen ein “Mixing Vessel” (Mischgefäß) sein könnten, in dem sich Vogelgrippeviren schrittweise an Säuger anpassen. Ähnliche Befürchtungen gibt es nun mit Blick auf Marderartige und Nerze: Der Ausbruch auf einer spanischen Pelzfarm 2022 deutete erstmals auf eine mögliche Übertragung von Tier zu Tier hin, was das FLI als ernstzunehmendes Signal wertete. Sollte H5N1 die Fähigkeit erwerben, sich effizient unter Säugetieren auszubreiten, würde die Lage neu bewertet werden müssen.

Unabhängig von der Bandbreite der Einschätzungen sind sich Experten in zwei Punkten einig: Erstens muss die Situation konsequent weiterbeobachtet werden. Das RKI und die WHO betonen, wie wichtig eine frühzeitige Erkennung und Untersuchung von Ausbrüchen ist – sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin. Weltweit laufen intensiv Surveillance-Programme, um neue Fälle bei Vögeln, Säugern oder Menschen sofort aufzuspüren. Jede Virusprobe wird genetisch analysiert, um mögliche Veränderungen Richtung höherer Gefährlichkeit zu erkennen. Zweitens sollten Mensch und Tier möglichst nicht in Kontakt mit infizierten Wildtieren kommen. Dazu gehört, tote Vögel nicht anzufassen und Haustiere von Risikosituationen fernzuhalten. Diese Grundregeln der Biosicherheit helfen, Übersprünge zu minimieren.

Betroffenheit von anderen Tieren

Für die weitere Entwicklung von H5N1 bei Katzen und anderen Tieren gibt es unterschiedliche Szenarien. Optimistisch betrachtet könnte das Virus, obwohl es so viele Arten befällt, eine Sackgasse bei Säugetieren bleiben – die Infektionszahlen könnten zurückgehen, wenn die Panzootie unter Vögeln abflaut, und solche Fälle könnten ebenso abrupt enden, wie sie gekommen sind. Pessimistisch betrachtet besteht die Möglichkeit, dass das Virus durch die breite Streuung bei Wildvögeln immer wieder neue Gelegenheiten findet, sich an Säugerwirte anzupassen. Jede Infektion in einer Katze, einem Fuchs oder Nerz ist ein Experiment der Natur, ob das Virus dabei etwas dazulernt. Die Fachwelt beobachtet sehr genau, ob z.B. die Transmission zwischen Katzen oder anderen Säugetieren in Zukunft öfter auftritt. Bislang gibt es noch keine Hinweise auf eine effiziente Säuger-zu-Säuger-Ausbreitung bei Katzen– in Polen etwa traten die Fälle weit verstreut auf, vermutlich ohne direkten Zusammenhang. Sollte sich dies ändern, würden sofort weitere Schutzmaßnahmen ergriffen.

In der Forschung wird derweil an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Impfstoffe für Geflügel werden weiterentwickelt, um die Viruslast in Vögeln zu senken. Auch Antiviralia wie Neuraminidase-Hemmer (Oseltamivir) werden hinsichtlich ihrer Anwendung bei exponierten Haustieren diskutiert – z.B. könnte man in Einzelfällen erwägen, besonders wertvolle Zootiere prophylaktisch zu behandeln, falls sie Kontakt zu H5N1 hatten. Für Katzen und Hunde gibt es solche Empfehlungen bislang nicht standardmäßig; wichtigster Schutz bleibt hier die Prävention der Exposition.