Tiergesundheitsdatenbank NRW: Tiergesundheit 4.0 im Pilotprojekt

Die Tiergesundheitsdatenbank NRW ist ein Pilotprojekt des Landes zur Tiergesundheit 4.0. War es ein Erfolg oder ein Fehlschlag?
Foto: Gerd Altmann

Warum Tiergesundheit 4.0 die Nutztierhaltung revolutioniert

Die „Tiergesundheitsdatenbank NRW“ ist eine Innovation, die den Tierschutz in Nordrhein-Westfalen auf ein neues Niveau hebt. Unter dem Schlagwort Tiergesundheit 4.0 wurde ein digitales System geschaffen, das Landwirten und Veterinärämtern eine verbesserte Überwachung der Tierhaltung ermöglicht. Die Plattform dient als Frühwarnsystem und hilft dabei, Defizite in der Tierhaltung frühzeitig zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen einzuleiten.

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Seit der Einführung im Jahr 2021 hat sich das System bewährt und ermöglicht eine risikoorientierte Kontrolle von landwirtschaftlichen Betrieben. Doch wie funktioniert die Tiergesundheitsdatenbank NRW genau? Welche Vorteile bietet sie effektiv?

Tiergesundheitsdatenbank NRW: Ein digitales Kontrollsystem mit klarer Zielsetzung

Die Einführung der Tiergesundheitsdatenbank NRW basiert auf der EU-Verordnung 2017/625, die eine risikobasierte Kontrolle landwirtschaftlicher Betriebe vorschreibt. Bis zur Digitalisierung wurden Gesundheitsdaten von Nutztieren in unterschiedlichen Systemen gespeichert, was eine effiziente Kontrolle erschwerte. Die neue Datenbank bündelt nun alle relevanten Informationen und ermöglicht Veterinärämtern eine zentrale Risikobewertung.

Ziele der Plattform sind:

  • Eine effizientere Kontrolle von Nutztierbetrieben.
  • Eine verbesserte Überwachung durch einheitliche Daten.
  • Ein Frühwarnsystem für Probleme im Tierschutz.

Diese Digitalisierung bietet die Grundlage für eine moderne, transparente und effektive Überwachung der Tierhaltung und Tiergesundheit.

Funktionsweise und erste Schritte der Tiergesundheitsdatenbank NRW

Im Pilotprojekt wurde die Tiergesundheitsdatenbank NRW zunächst für Schweinehaltungen mit rund sechs Millionen Tieren eingeführt. Die Datenbank sammelt Informationen aus verschiedenen Quellen, darunter:

  • Herkunftssicherung und Bestandsbewegungen.
  • Kontroll- und Betriebsstammdaten.
  • Informationen zum Medikamenteneinsatz.
  • Gesundheitsanalysen nach der Schlachtung.

Diese gesammelten Daten werden in einer zentralen Plattform zusammengeführt. Veterinärämter können die Tiergesundheit in Echtzeit überwachen und Betriebe auf einer Karte geografisch darstellen, um gezielt Kontrollen durchzuführen.

Vorteile für Landwirte und Veterinärämter

Das System bietet sowohl Landwirten als auch den zuständigen Behörden große Vorteile. Tiergesundheit 4.0 sorgt also für mehr Transparenz und erleichtert die Kontrolle, denn:

  1. Veterinärämter erhalten Echtzeit-Daten: Dies ermöglicht eine gezieltere Planung von Kontrollen.
  2. Landwirte profitieren von frühzeitigen Hinweisen auf Probleme: Mängel können proaktiv behoben werden, bevor es zu Sanktionen kommt.
  3. Automatisierte Risikobewertung: Jeder Betrieb wird nach festgelegten Kriterien bewertet, um gezielt Maßnahmen einzuleiten.
  4. Kartengestützte Überwachung: Die geographische Darstellung ermöglicht es, Risikogebiete schnell zu identifizieren.

Mit diesen Funktionen wird die Tiergesundheit insgesamt verbessert, während gleichzeitig eine effizientere Kontrolle ermöglicht wird.

Herausforderungen der Tiergesundheitsdatenbank NRW und erste Evaluierung

Eine erste Evaluierung durch Veterinärämter in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass nur wenige Behörden das System regelmäßig nutzen. Verschiedene Gründe sind hierfür ausschlaggebend: Ein zentraler Kritikpunkt ist der hohe Zeitaufwand für die Einarbeitung in das System. Viele Veterinäre sind im Arbeitsalltag stark ausgelastet und sehen sich nicht in der Lage, zusätzlich umfangreiche neue Softwarelösungen zu implementieren.

Zudem empfinden einige Ämter den Mehrwert der Datenbank gegenüber den bisherigen Methoden als unzureichend. Die fehlende Integration wesentlicher Daten erschwert die Nutzung zusätzlich. Insbesondere Informationen zu Schlachtbefunden oder Tierkörperbeseitigungen sind bislang nicht vollständig erfasst, was die Aussagekraft der Plattform einschränkt. Darüber hinaus treten technische Probleme auf, etwa bei der Synchronisation mit bestehenden Systemen wie Balvi iP, die nicht immer reibungslos funktioniert.

Neben diesen praktischen Herausforderungen gibt es auch inhaltliche Verbesserungsvorschläge. Einige Veterinärämter fordern eine stärkere Einbindung privater Kontrollsysteme, etwa der QS-Überwachung. Dies könnte eine genauere Risikoeinschätzung ermöglichen und die Akzeptanz der Plattform erhöhen. Damit die Tiergesundheitsdatenbank NRW langfristig erfolgreich genutzt wird, sind daher weitere Anpassungen und Optimierungen erforderlich.

Zukunftsaussichten: Wie sich die Tiergesundheit 4.0 weiterentwickeln kann

Obwohl die Tiergesundheitsdatenbank NRW noch Optimierungspotenzial hat, stellt sie einen großen Fortschritt in der Tierüberwachung dar. Besonders durch die geplante Einbindung von Schlachtbefunden und die Ausweitung auf Rinderhaltungen wird das System weiter an Bedeutung gewinnen.

Langfristig könnte die Plattform nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern bundesweit eingesetzt werden. Dadurch würde die Tiergesundheit 4.0 eine einheitliche und effiziente Kontrolle ermöglichen.

Dazu braucht es allerdings weitere Maßnahmen:

  • Schulung von Veterinärämtern, um die Nutzung der Datenbank zu verbessern.
  • Technische Verbesserungen, um die Integration bestehender Datenbanken zu erleichtern.
  • Mehr Transparenz für Landwirte, damit sie den Nutzen des Systems erkennen und aktiv daran mitwirken.

Die Tiergesundheitsdatenbank NRW ist ein wichtiger Schritt für den Tierschutz

Die Tiergesundheitsdatenbank NRW zeigt, dass Digitalisierung auch in der Nutztierhaltung einen wichtigen Beitrag leisten kann. Mit der Tiergesundheit 4.0 hat Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle übernommen. Auch wenn die Umsetzung noch nicht perfekt ist, bietet das System eine Chance, die Tierhaltung nachhaltig zu verbessern und Tierschutzstandards effizient durchzusetzen. Wenn die Herausforderungen gemeistert werden, könnte die Tiergesundheit 4.0 künftig bundesweit zum Standard werden.