Was sind meldepflichtige Tierkrankheiten und warum gibt es sie?
Meldepflichtige Tierkrankheiten sind Infektionen, die bei Haustieren wie Vögeln, Pferden und Hunden auftreten können. Insbesondere Haustiere, die häufig draußen unterwegs sind, sind gefährdet. Die Krankheiten unterliegen keiner staatlichen Bekämpfungsmaßnahme, müssen jedoch dokumentiert werden, um Krankheitsverläufe frühzeitig zu erkennen. Die Meldepflicht dient dazu, Entwicklungen und Häufigkeiten zu beobachten sowie internationale Berichtspflichten gegenüber der EU, der WHO für Tiergesundheit und der FAO zu erfüllen.
Die gesetzliche Grundlage findet sich in § 26 Absatz 3 des Tiergesundheitsgesetzes (TierGesG). Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kann darüber hinaus per Rechtsverordnung weitere Krankheiten in die Liste der meldepflichtigen Erkrankungen aufnehmen.
Welche meldepflichtigen Tierkrankheiten gibt es?
Die Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten (zuletzt geändert im Sommer 2020) listet zahlreiche Infektionen auf, die bestimmte Tierarten betreffen. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen:
Bakterielle Infektionen
- Campylobacteriose – betrifft thermophile Campylobacter
- Chlamydiose – durch Chlamydophila-Spezies verursacht
- Echinokokkose – Bandwurminfektion
- Leptospirose – betrifft u. a. Hunde, Rinder und Schweine
- Listeriose – besonders gefährlich für Wiederkäuer
- Paratuberkulose – chronische Darmentzündung bei Rindern, Schafen und Ziegen
- Q-Fieber – eine zoonotische Erkrankung durch Coxiella burnetii
- Salmonellose – Infektion mit bestimmten Salmonella-Spezies
- Tuberkulose – ausgenommen Mycobacterium bovis
Virale Infektionen
- Equine Virus-Arteritis – betrifft Pferde
- Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) – Geflügelkrankheit
- Maedi/Visna – eine langsam fortschreitende Infektion bei Schafen
- Mareksche Krankheit – Viruserkrankung bei Hühnern
- Schmallenberg-Virus – durch Gnitzen übertragene Infektion bei Wiederkäuern
- Toxoplasmose – besonders relevant für schwangere Frauen
- SARS-CoV-2-Infektionen bei Haustieren – Covid-19 bei Tieren
Spezifische Pferdekrankheiten
- Afrikanische Pferdepest (AHS) – durch Stechmücken übertragene tödliche Virusinfektion
- Beschälseuche (Dourine) – venöse Infektion durch Trypanosoma equiperdum
- Ansteckende Metritis des Pferdes (CEM) – bakterielle Deckseuche
Weitere vektorübertragene Krankheiten
- West-Nil-Virus (WNV) – betrifft Vögel, Pferde und auch Menschen
- Hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) – Geflügelpest, auch für Menschen potenziell gefährlich
- Vogelpocken – Virale Infektion bei Vögeln
Meldepflichtige Krankheiten bei Haustieren – Wer ist zur Meldung verpflichtet?
Die Meldung meldepflichtiger Tierkrankheiten muss unverzüglich an die zuständigen Behörden erfolgen. Dazu verpflichtet sind:
- Leiter von Veterinäruntersuchungsämtern
- Leiter von Tiergesundheitsämtern oder privaten Untersuchungsämtern
- Tierärzte, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit eine meldepflichtige Krankheit feststellen
Die Meldung muss schnellstmöglich an die nach Landesrecht zuständige Behörde weitergeleitet werden. Folgende Informationen sind erforderlich:
- Datum der Feststellung – Wann wurde die Krankheit diagnostiziert?
- Betroffene Tierart – Um welche Tierart handelt es sich?
- Betroffener Bestand – Ist nur ein einzelnes Tier oder eine ganze Gruppe betroffen?
- Betroffener Kreis oder kreisfreie Stadt – Wo wurde die Krankheit festgestellt?
Die zuständige Behörde sammelt diese Informationen und meldet sie über das EDV-Programm „Tierseuchennachrichten“ spätestens am ersten Arbeitstag der Folgewoche an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Daten werden zentral erfasst und fließen in epidemiologische Analysen ein, um Trends zu erkennen und mögliche Maßnahmen einzuleiten.
Besondere Krankheitsfälle und Maßnahmen
Einige meldepflichtige Krankheiten erfordern besondere Aufmerksamkeit und Maßnahmen:
Afrikanische Pferdepest (AHS)
- Hohe Sterblichkeitsrate bei Pferden in nicht-endemischen Gebieten (bis zu 95 %)
- Übertragung durch Stechmücken der Gattung Culicoides
- Impfstoff in der EU verfügbar
West-Nil-Virus (WNV)
- Besonders gefährlich für Greifvögel, Raben, Pferde und Menschen
- Seit 2018 in Deutschland nachgewiesen, besonders in Ostdeutschland
- Hauptüberträger: Stechmücken der Gattung Culex
- Impfstoff für Pferde verfügbar, nicht jedoch für Menschen
Hochpathogene aviäre Influenza (HPAI)
- Besonders gefährlich für Vögel
- EU-weite Regelungen zur Prävention und Bekämpfung
- Impfungen seit 2023 in der EU zugelassen
Kontagiöse Equine Metritis (CEM)
- Bakterielle Infektion durch Taylorella equigenitalis
- Übertragung beim Deckakt
- Diagnostik durch Genitaltupferproben (PCR oder Anzucht)
Überwachung und Forschungsprojekte zur Krankheitsprävention
Zur besseren Kontrolle und Eindämmung meldepflichtiger Tierkrankheiten gibt es verschiedene Überwachungsprogramme. Diese sind essenziell, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und Ausbrüche zu verhindern.
- Wildvogel-Monitoring: Viele meldepflichtige Tierkrankheiten wie das West-Nil-Virus oder die hochpathogene aviäre Influenza betreffen Wildvögel. Daher wird regelmäßig untersucht, ob tote Wildvögel Krankheitserreger in sich tragen. Gerade in Zugvogelgebieten ist eine engmaschige Überwachung entscheidend, da diese Tiere Krankheiten über weite Strecken verbreiten können.
- Veterinärmedizinische Untersuchungsämter: Diese Ämter nehmen eine zentrale Rolle bei der Identifizierung und Dokumentation von meldepflichtigen Tierkrankheiten ein. Sie untersuchen Proben von erkrankten oder verendeten Tieren, werten epidemiologische Daten aus und übermitteln ihre Erkenntnisse an die zuständigen Behörden. Ihre Arbeit trägt dazu bei, Krankheitsmuster zu erkennen und Präventionsmaßnahmen abzuleiten.
- Forschungseinrichtungen und Referenzlabore: Institutionen wie das Nationale Referenzlabor für Aviäre Influenza forschen kontinuierlich an Diagnostik, Epidemiologie und Prävention meldepflichtiger Tierkrankheiten. Sie entwickeln verbesserte Testmethoden, erforschen neue Impfstrategien und liefern wissenschaftliche Grundlagen für effektive Seuchenbekämpfung. Besonders im Bereich zoonotischer Erkrankungen – also Krankheiten, die auch auf den Menschen übertragbar sind – spielen diese Forschungsprojekte eine entscheidende Rolle.
Moderne molekularbiologische Methoden wie PCR-Tests oder Genomsequenzierungen ermöglichen eine immer genauere und schnellere Identifikation von Erregern. Dadurch können Krankheitsausbrüche schneller erkannt und gezielt eingedämmt werden. Darüber hinaus werden computergestützte Modelle entwickelt, die die Ausbreitung bestimmter Erreger simulieren und so Prognosen für zukünftige Infektionswellen ermöglichen. Dies trägt dazu bei, frühzeitig geeignete Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Tier einzuleiten.
Meldepflichtige Krankheiten bei Haustieren: Schlussbemerkung
Meldepflichtige Krankheiten bei Haustieren spielen eine wichtige Rolle im Seuchenschutz und der Tiergesundheit. Die Dokumentation dieser Erkrankungen hilft, Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Durch die enge Zusammenarbeit von Tierärzten, Veterinärämtern und Forschungseinrichtungen kann die Verbreitung vieler gefährlicher Infektionen eingedämmt werden. Achte daher auf mögliche Symptome bei deinem Haustier und informiere im Zweifel immer einen Tierarzt.