Werwolf-Syndrom bei Hunden: Neurologische Störungen durch Kauknochen?

Das Werwolf-Syndrom sorgt für Rätsel: Neurologische Störungen bei Hunden nehmen zu. Forscher vermuten Giftstoffe in Kauknochen als Ursache.
Foto: Thomas G. auf Pixabay

Deutschlandweit steigende Fälle neurologischer Störungen bei Hunden

Werwolf-Syndrom: In den letzten Monaten haben Tierkliniken in Deutschland eine steigende Zahl von Hunden mit akuten neurologischen Symptomen registriert. Tierärzte berichten von Fällen, in denen Hunde plötzlich unkontrollierte Bewegungen zeigen, ohne ersichtlichen Grund in Panik geraten oder sogar epileptische Anfälle erleiden. Besonders auffällig ist, dass viele dieser Hunde zuvor handelsübliche Kauknochen erhalten hatten.

Die auffälligen Symptome haben in der Hundeszene bereits einen umgangssprachlichen Namen erhalten: Werwolf-Syndrom. Die betroffenen Tiere zeigen Verhaltensweisen, die an einen verängstigten oder aggressiven Wolf erinnern könnten. Während einzelne Fälle zunächst als Zufall gewertet wurden, verdichten sich nun die Hinweise auf eine mögliche toxische Belastung bestimmter Kauartikel.

Forscher vermuten giftige Substanzen in Kauknochen als Ursache für das Werwolf-Syndrom

Ein Forscherteam der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) untersucht derzeit mögliche Ursachen für die besorgniserregende Zunahme neurologischer Störungen. Besonders im Verdacht stehen Kauartikel aus Rinderhaut, die möglicherweise mit toxischen Substanzen belastet sind. Erste Analysen haben ergeben, dass in einigen Produkten Rückstände chemischer Stoffe enthalten sind, die das Nervensystem beeinträchtigen könnten.

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Bisher ist unklar, ob es sich um einzelne belastete Chargen handelt oder ob ein systematisches Problem in der Produktion dieser Kauartikel vorliegt. Die Wissenschaftler prüfen nun, ob die vom Werwolf-Syndrom betroffenen Hunde eine gemeinsame Exposition gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen hatten und welche chemischen Substanzen für die neurologischen Symptome verantwortlich sein könnten.

Werwolf-Syndrom: Wie sich die Krankheit äußert

Hundebesitzer berichten von drastischen Verhaltensänderungen bei ihren Tieren. In vielen Fällen beginnt es mit einem übermäßigen Erregungszustand. Hunde jaulen plötzlich auf, rennen unkontrolliert umher oder zeigen Anzeichen starker Angst. In einigen Fällen steigert sich dieser Zustand zu unkontrollierbaren Muskelzuckungen oder epileptischen Anfällen.

Einige Tierärzte vermuten, dass es sich um eine toxisch bedingte Fehlfunktion des zentralen Nervensystems handeln könnte. Die Symptome treten häufig innerhalb weniger Stunden bis Tage nach dem Verzehr bestimmter Kauknochen auf. Besonders beunruhigend ist, dass manche Hunde mit dem Werwolf-Syndrom über Wochen hinweg Verhaltensauffälligkeiten zeigen, bevor sich ihr Zustand langsam bessert.

Herkunft der verdächtigen Kauknochen: Spuren führen nach China

Obwohl die genauen chemischen Verbindungen, die für die Störungen verantwortlich sind, noch nicht identifiziert wurden, gibt es erste Hinweise auf die Herkunft der verdächtigen Produkte. Nach bisherigen Erkenntnissen stammen die Kauknochen aus Produktionsstätten in China, wo Rinderhaut mit chemischen Mitteln behandelt wird, um sie haltbarer zu machen.

Diese Erkenntnisse sind alarmierend, denn China ist einer der größten Exporteure von Kausnacks für Hunde weltweit. Viele dieser Produkte gelangen über europäische Importeure in den Handel. Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Marken bereits Rückrufe gestartet haben. In Finnland, den Niederlanden und Dänemark wurden Kauknochen der Marke Barkoo aus dem Verkehr gezogen, nachdem mehrere Hunde ähnliche neurologische Symptome entwickelt hatten.

In Deutschland gibt es bisher noch keine offiziellen Produktrückrufe im Kontext Werwolf-Syndrom. Verbraucherverbände und Tierschutzorganisationen fordern jedoch verstärkte Kontrollen und eine lückenlose Untersuchung aller importierten Kauartikel.

Vergleichsstudie soll Ursachen klären

Um eine eindeutige Verbindung zwischen den auffälligen Symptomen und den Kauartikeln herzustellen, arbeiten Forscher der TiHo Hannover mit Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen. Ziel ist es, über eine Vergleichsstudie betroffene Hunde zu analysieren und deren Krankheitsverläufe mit den verzehrten Produkten in Zusammenhang zu bringen.

Da eine Vielzahl von chemischen Substanzen in Betracht kommt, gestaltet sich die Identifikation des auslösenden Stoffes als schwierig. Bestimmte Chemikalien, die bei der Herstellung von Rinderhaut-Kauknochen verwendet werden, könnten als potenzielle Neurotoxine infrage kommen. Unter anderem werden Bleichmittel, Formaldehyd und Konservierungsstoffe eingesetzt, um die Haltbarkeit und Optik der Kauartikel zu verbessern.

Ein weiteres Problem sind Rückstände von Schwermetallen oder Pestiziden, die während der Verarbeitung nicht vollständig entfernt werden. Wissenschaftler untersuchen daher Proben der betroffenen Kauknochen auf giftige Rückstände, um eine definitive Ursache zu finden.

Was Hundebesitzer jetzt wissen müssen

Bis verlässliche Ergebnisse vorliegen, raten Experten dazu, auf industriell verarbeitete Kauknochen zu verzichten. Besonders Importware aus China steht unter Verdacht, mit gesundheitsschädlichen Substanzen belastet zu sein.

Wer einen Hund besitzt und neurologische Symptome bemerkt, sollte umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Es ist wichtig, frühzeitig zu handeln, da einige Symptome bei unbehandeltem Verlauf schwerwiegender werden können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vermeidung unnötiger Reize, da betroffene Hunde sensibler auf Lärm, Hektik oder schnelle Bewegungen reagieren. Eine ruhige Umgebung kann dazu beitragen, den Stress für das Tier mit dem Werwolf-Syndrom zu minimieren.

Alternative Kauprodukte: Sichere Optionen für Hunde

Hundebesitzer, die auf Kauartikel nicht verzichten möchten, sollten auf natürliche Alternativen aus geprüfter Produktion zurückgreifen. Hochwertige Kauartikel aus europäischer Herstellung unterliegen strengeren Kontrollen und sind eine sicherere Wahl. Einige Experten empfehlen außerdem Futterbälle oder interaktive Spielzeuge, die mit gesunden Snacks wie Gemüse oder Frischkäse befüllt werden können.

Tierschutzverbände raten dazu, sich über die Herkunft der Kauartikel genau zu informieren und Produkte mit unklarer Deklaration zu meiden. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe und Produktionsangaben kann helfen, Risiken zu vermeiden.

Das Werwolf-Syndrom bleibt rätselhaft, doch Untersuchungen laufen

Die steigende Zahl neurologischer Erkrankungen bei Hunden gibt Anlass zur Sorge. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass bestimmte Kauknochen mit toxischen Substanzen belastet sein könnten. Besonders Importware aus China steht unter Verdacht. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, die genaue Ursache zu identifizieren.

Bis endgültige Ergebnisse vorliegen, sollten Hundebesitzer vorsichtig sein und auf sichere Alternativen umsteigen. Wer Symptome bei seinem Tier beobachtet, sollte nicht zögern, einen Tierarzt aufzusuchen. Auch wenn das Werwolf-Syndrom in den meisten Fällen nach einiger Zeit wieder abklingt, kann es für die betroffenen Tiere eine große Belastung sein. Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, schwerwiegende Folgen zu vermeiden.