Die Schildkröte in Deutschland: Mensch und Tier im Einklang

Die Schildkröte in Deutschland – ein spannendes Thema, das Naturschutz, Geschichte und Verantwortung miteinander verbindet.
Foto: Onkel Ramirez

Die Schildkröte in Deutschland – ein spannendes Thema, das Naturschutz, Geschichte und Verantwortung miteinander verbindet. Die einzige heimische Schildkrötenart ist die Europäische Sumpfschildkröte, die einzige heimische Schildkrötenart Deutschlands, zeigt eindrucksvoll, wie der Mensch die Zukunft von Tieren beeinflussen kann, die vom Aussterben bedroht sind.

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Ein Urzeitbewohner vor dem Aussterben: Die Europäische Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist ein faszinierender Bewohner deutscher Feuchtgebiete und die einzige in Mitteleuropa heimische Schildkrötenart. Mit ihrer charakteristischen Panzerzeichnung und einer Länge von bis zu 20 cm gilt sie außerdem als Symbol für ursprüngliche Feuchtgebietslandschaften. Doch diese uralte Art ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste.

Gründe für den Rückgang

Die Europäische Sumpfschildkröte hat in Deutschland über Jahrhunderte hinweg einen dramatischen Rückgang erlebt. Einer der Hauptgründe war die systematische Zerstörung ihrer Lebensräume. Durch Flussbegradigungen und Baumaßnahmen wurden unzählige Feuchtgebiete trockengelegt, die für diese Schildkrötenart lebensnotwendig sind. Die flachen, stehenden oder langsam fließenden Gewässer, die sie bevorzugt, wichen zudem oft urbanen Strukturen oder landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Veränderungen machten es für die Sumpfschildkröte nahezu unmöglich, sich ausreichend zu vermehren und langfristig zu überleben.
Hinzu kommt die intensive Landwirtschaft, die nicht nur den Lebensraum weiter einschränkte, sondern auch die wichtigen Eiablageplätze der Schildkröten zerstörte. Viele Uferbereiche wurden für den Ackerbau genutzt, sodass sandige Flächen, die für die Ablage der Eier essenziell sind, verschwanden. Selbst wenn die Eier gelegt werden konnten, sind sie oft durch das Pflügen der Böden zerstört worden. Dadurch wurde die natürliche Vermehrung dieser Art massiv beeinträchtigt.

Einfluss des Menschen

Historisch betrachtet spielte der Mensch ebenfalls eine verheerende Rolle. Im Mittelalter wurden Europäische Sumpfschildkröten in großen Mengen gefangen und verzehrt. Sie galten nämlich als Fastenspeise, da sie in der kirchlichen Betrachtung als Fisch und somit erlaubt angesehen wurden. Märkte wie jener in Speyer waren berüchtigte Umschlagplätze für den Handel mit diesen Tieren. Die intensive Jagd führte des Weiteren dazu, dass die Bestände bereits in dieser Zeit erheblich dezimiert wurden, ein Rückgang, der durch die Zerstörung von Lebensräumen in den folgenden Jahrhunderten weiter beschleunigt wurde.

Ein weiteres Problem der Neuzeit sind ausgesetzte exotische Schildkrötenarten. Besonders häufig handelt es sich dabei um Schmuckschildkröten, die ursprünglich aus Nordamerika stammen. Viele Menschen unterschätzen die Größe und den Platzbedarf dieser Tiere, setzen sie aus und gefährden damit die einheimische Sumpfschildkröte zusätzlich. Die Exoten konkurrieren also mit der Europäischen Sumpfschildkröte um Nahrung und Lebensraum und können durch die Übertragung von Krankheiten erhebliche Schäden in der lokalen Population verursachen.
Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland also vor allem durch menschliches Handeln in eine existenzielle Bedrohungslage geraten ist. Nur durch gezielte Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprogramme gibt es eine Chance, diese faszinierende Art für zukünftige Generationen zu bewahren.

Hoffnung für die Schildkröte: Schutzprojekte in Deutschland

Glücklicherweise gibt es Initiativen, die sich für den Schutz und die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte einsetzen. Bei diesen Projekten werden Schildkröten in geeignete Habitate ausgewildert. Diese Programme sind wichtig, um das Gleichgewicht in deutschen Feuchtgebieten zu erhalten und eine Rückkehr dieses einzigartigen Reptils zu ermöglichen.

Lebensweise und Anforderungen der Schildkröte in Deutschland

Die Lebensweise der Europäischen Sumpfschildkröte ist eng mit spezifischen ökologischen Bedingungen verknüpft, die für ihr Überleben unabdingbar sind. Diese Reptilien bevorzugen sonnige, pflanzenreiche Gewässer, die nicht nur reichlich Nahrung bieten, sondern auch geeignete Möglichkeiten für Sonnenbäder. Diese Sonnenbäder sind essenziell, da die Sumpfschildkröte als wechselwarmes Tier auf die Wärme der Sonne angewiesen ist, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Besonders flache und langsam fließende Gewässer mit dichtem Pflanzenbewuchs und schlammigen Böden bieten ideale Bedingungen. Hier findet sie Nahrung und Schutz vor Fressfeinden.
Der Lebensraum der Sumpfschildkröte muss jedoch weit mehr als ein nährstoffreiches Gewässer umfassen. Die Art ist außerdem stark abhängig von feuchten Landschaften, die Rückzugs- und Überwinterungsplätze bieten. In der kalten Jahreszeit ziehen sich die Schildkröten nämlich auf den Grund der Gewässer zurück und verfallen in eine Winterstarre, bei der sie ihren Stoffwechsel auf ein Minimum reduzieren. Dieser Lebensrhythmus erfordert sichere und stabile Habitate, in denen sie ungestört überwintern können.

Fortpflanzung

Auch die Fortpflanzung stellt besondere Ansprüche an ihren Lebensraum. Zwischen Mai und Juni verlassen die Weibchen das Wasser, um ihre Eier in sonnigen, sandigen Böden abzulegen. Diese Stellen müssen gut erwärmt sein, damit sich die Jungtiere im Ei entwickeln können. Gleichzeitig dürfen sie nicht zu exponiert sein, da die Eier eine begehrte Beute für viele Raubtiere wie Füchse, Krähen und Waschbären sind. Der Verlust dieser Eiablageplätze durch menschliche Eingriffe hat dazu geführt, dass viele Schildkrötenweibchen gezwungen sind, weite Strecken zurückzulegen, um geeignete Orte zu finden. Dies erhöht nicht nur die Gefahr, dass sie von Fressfeinden attackiert oder auf Straßen überfahren werden, sondern belastet auch den Fortpflanzungserfolg der Art erheblich. In intakten Lebensräumen, die alle diese Anforderungen erfüllen, können die Schildkröten jedoch stabile Populationen bilden und ein beeindruckendes Alter von bis zu 70 Jahren erreichen.

Exotische Arten: Gefahr für die heimische Schildkröte in Deutschland

Ein zunehmendes Problem in Deutschland sind ausgesetzte Schildkröten, insbesondere die Rot- und Gelbwangen-Schmuckschildkröte. Diese Tiere stammen ursprünglich aus den USA und werden oft als Haustiere angeschafft, aber später ausgesetzt, wenn sie zu groß werden.
Die Folgen:

  • Konkurrenz: Sie nehmen der heimischen Sumpfschildkröte Lebensraum und Nahrung weg.
  • Vermischung: Außerdem wird die genetische Reinheit der Europäischen Sumpfschildkröte gefährdet.
  • Umweltprobleme: Exoten können des Weiteren lokale Ökosysteme nachhaltig schädigen.

Schildkröte und Mensch: Verantwortung übernehmen

Die Beziehung zwischen Menschen und Schildkröten in Deutschland hat sich über die Jahrhunderte gewandelt. Was einst ein Jagdobjekt war, ist heute ein Symbol für Artenschutz. Doch mit der Haltung von exotischen Schildkröten trägt der Mensch weiterhin eine große Verantwortung.

Was du tun kannst

  • Unterstütze Schutzprojekte.
  • Setze keine exotischen Tiere aus – Bringe sie stattdessen in Auffangstationen.
  • Schaffe ein Bewusstsein für die Bedeutung der Europäischen Sumpfschildkröte.

Eine einzigartige Art der Schildkröte in Deutschland in Gefahr

Die Schildkröte in Deutschland ist mehr als ein Tier – sie ist ein Spiegelbild der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Europäische Sumpfschildkröte zeigt, wie wichtig es ist, Lebensräume zu erhalten und bewusst mit der Natur umzugehen. Mit Engagement und Schutzprojekten kann die Schildkröte wieder Teil der Naturlandschaft in Deutschland werden.

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