Meerschweinchen sind aufgrund ihres freundlichen Wesens und ihrer Geselligkeit eine beliebte Wahl unter Haustierliebhabern. Besonders Kinder und Familien entscheiden sich häufig für die kleinen Nager, da sie neugierig, verspielt und gleichzeitig leicht zu beobachten sind. Allerdings gehören Meerschweinchen zu den anspruchsvolleren Kleintieren, da sie spezielle Bedürfnisse haben, die konsequent erfüllt werden müssen. Von der Ernährung über die Gehegegestaltung bis hin zur Pflege gibt es vieles zu beachten, um eine artgerechte Meerschweinchen Haltung zu gewährleisten. Dieser Artikel erklärt dir Schritt für Schritt, worauf du achten solltest, und gibt wertvolle Tipps, damit deine Meerschweinchen ein glückliches und gesundes Leben führen können.
Eines der wichtigsten Merkmale von Meerschweinchen ist ihre ausgeprägte soziale Natur. Ursprünglich stammen sie aus den Hochebenen der Anden in Südamerika, wo sie in großen Gruppen lebten, um sich gegenseitig Schutz und Gesellschaft zu bieten. Dieses Verhalten haben sie auch in der Haustierhaltung beibehalten. Einzelhaltung ist deshalb nicht nur unnatürlich, sondern kann bei den Tieren zu Stress und ernsthaften Verhaltensstörungen führen.
Die ideale Gruppenhaltung besteht aus mindestens zwei Tieren, wobei eine Kombination aus einem kastrierten Männchen und einem oder mehreren Weibchen am besten funktioniert. Größere Gruppen, wie zwei kastrierte Böcke mit mehreren Weibchen, bieten noch mehr Möglichkeiten zur Interaktion, setzen aber auch ein größeres Gehege voraus. Wichtig ist, dass Meerschweinchen nicht mit anderen Tierarten wie Kaninchen oder Hamstern vergesellschaftet werden. Zwar gibt es gelegentlich den Irrglauben, dass Kaninchen und Meerschweinchen sich ergänzen würden, doch die Kommunikations- und Verhaltensunterschiede führen eher zu Problemen als zu einem harmonischen Zusammenleben.
Meerschweinchen brauchen mehr Platz, als viele Halter anfangs denken. Kleine Käfige, wie sie oft im Handel angeboten werden, sind in der Regel nicht geeignet, da sie den natürlichen Bewegungsdrang der Tiere einschränken. In freier Natur legen Meerschweinchen weite Strecken zurück, um nach Futter zu suchen oder sich vor Feinden zu verstecken. Diesen Bedürfnissen sollte auch in der Heimtierhaltung Rechnung getragen werden.
Für die Innenhaltung gilt: Pro Tier sollte mindestens eine Fläche von 0,5 Quadratmetern zur Verfügung stehen, wobei für eine Gruppe von vier Tieren mindestens 2 Quadratmeter erforderlich sind. Noch besser ist es, wenn das Gehege auf verschiedenen Ebenen gestaltet ist, wobei alle Bereiche sicher und absturzgeschützt sein müssen.
Wer seine Meerschweinchen im Garten halten möchte, sollte ein Außengehege einrichten, das mindestens 4 Quadratmeter groß ist. Dieses muss sowohl vor Witterungseinflüssen wie Regen und Sonne als auch vor Raubtieren geschützt sein. Feste Gitter, ein stabiler Unterbau und isolierte Rückzugsorte sind essenziell. Besonders im Winter benötigen die Tiere einen geschützten Bereich, in dem sie vor Kälte und Nässe sicher sind. Eine zusätzliche Isolierung oder eine spezielle Winterfütterung mit vitaminreichem Grünfutter kann helfen, die Tiere gesund zu halten.
Die Ernährung ist ein zentraler Punkt bei der Haltung von Meerschweinchen, da sie eine besonders empfindliche Verdauung haben. Als reine Pflanzenfresser benötigen sie eine abwechslungsreiche und vitaminreiche Kost. Frisches Heu sollte dabei immer verfügbar sein, da es nicht nur die Verdauung unterstützt, sondern auch dabei hilft, die ständig nachwachsenden Zähne der Tiere abzunutzen. Zahnprobleme sind eine der häufigsten Gesundheitsprobleme bei Meerschweinchen, und die richtige Ernährung kann hier vorbeugen.
Etwa 70 Prozent der täglichen Nahrung sollten aus frischem Grünfutter bestehen, wie Gras, Kräutern oder Löwenzahn. Ergänzend dazu können Gemüse wie Karotten, Paprika und Gurken gegeben werden. Obst sollte dagegen nur in kleinen Mengen verfüttert werden, da der hohe Zuckergehalt zu Übergewicht führen kann. Ein oft übersehener Punkt ist der Bedarf an Vitamin C: Meerschweinchen können dieses wichtige Vitamin nicht selbst produzieren, weshalb sie regelmäßig damit versorgt werden müssen. Spezielle Pellets, die Vitamin C enthalten, oder frisches Gemüse wie Paprika und Brokkoli sind eine gute Möglichkeit, den Bedarf zu decken.
Anders als Hunde oder Katzen sind Meerschweinchen keine typischen Streicheltiere. Sie mögen es nicht, hochgehoben oder festgehalten zu werden, da dies für sie mit Stress und Angst verbunden ist. Stattdessen sind sie ideale Tiere zum Beobachten. Ihre lebhafte Kommunikation, die aus Quieken, Brummen und Zwitschern besteht, sowie ihr neugieriges Verhalten machen sie besonders faszinierend. Kinder sollten früh lernen, dass Meerschweinchen respektiert werden müssen und keine Spielzeuge sind. Wer bereit ist, ihnen Zeit zu geben und sich mit ihnen auf Augenhöhe zu beschäftigen, wird jedoch schnell merken, dass Meerschweinchen eine enge Bindung zu ihren Haltern aufbauen können.
Auch wenn Meerschweinchen zu den kleineren Haustieren gehören, sollte man die laufenden Kosten nicht unterschätzen. Neben den Anschaffungskosten für die Tiere und das Gehege fallen monatliche Ausgaben für Futter, Einstreu und eventuelle Tierarztbesuche an. Während die Anschaffungskosten für zwei Tiere bei etwa 60 Euro liegen, kann die Einrichtung eines artgerechten Geheges inklusive Versteckmöglichkeiten und Zubehör zwischen 390 und 840 Euro kosten. Die jährlichen Unterhaltskosten belaufen sich auf etwa 830 bis 1.520 Euro, je nach Qualität des Futters und der Häufigkeit von Gesundheitschecks. Für die gesamte Lebensdauer eines Meerschweinchens sollten Halter mit mindestens 7.000 Euro rechnen.
Die artgerechte Haltung von Meerschweinchen erfordert zwar etwas Aufwand, zahlt sich aber durch die Freude und Lebendigkeit der Tiere aus. Sie eignen sich hervorragend für Familien, die gemeinsam Verantwortung übernehmen und den Tieren ein liebevolles Zuhause bieten möchten. Wer bereit ist, ihre besonderen Bedürfnisse zu erfüllen, wird mit den quirligen Nagern viele schöne Momente erleben.